Es ist ein mutiger Schritt von Red Bull, den das Team in der Woche vor dem Grand Prix von Frankreich 2018 bekannt gibt: Ab der Saison 2019 fahren Max Verstappen und sein noch nicht bekanntgegebener Teamkollege mit Power Units aus dem Hause Honda. Der Vertrag läuft zunächst über zwei Jahre. Damit endet gleichzeitig die zwölfjährige Zusammenarbeit des Teams mit Renault.

Formel 1 2019: Red Bull mit Honda zur WM?: (17:11 Min.)

"Diese mehrjährige Vereinbarung mit Honda signalisiert den Start einer neuen, aufregenden Phase in Aston Martin Red Bull Racings Anstrengungen nicht nur um Rennsiege - was immer unser Ziel war - sondern auch um WM-Titel zu kämpfen", so Teamchef Christian Horner. Die Gerüchteküche brodelte schon seit das Schwesterteam Toro Rosso für das Jahr 2018 zu Honda wechselte.

In den vergangenen Wochen verdichteten sich die Spekulationen immer weiter. Mit Renault war es trotz der WM-Titel zwischen 2010 und 2013 in der darauffolgenden Power-Unit-Ära immer wieder zu Differenzen gekommen, so dass ein Wechsel immer wahrscheinlicher schien. "Wir haben derartige Entscheidungen immer ohne jegliche Gefühle und mit nur einem Kriterium gefällt - ob wir glauben, dass uns das Resultat auf einem höheren Level an kämpfen lässt", so Horner.

Mit Honda glaubt man ab dem kommenden Jahr die Defizite gegenüber Ferrari und Mercedes also wettmachen zu können, schließlich wird Red Bull so zu einem Team mit voller Werksunterstützung. "Nach vorsichtiger Begutachtung und Überprüfung sind wir uns sicher, dass diese Partnerschaft mit Honda der richtige Weg für das Team ist", erklärt der Teamchef weiter.

Die Leistungen Hondas mit Toro Rosso, die den Japanern mit Pierre Gaslys vierten Platz in Bahrain bereits das beste Ergebnis seit der F1-Rückkehr 2015 bescherten, sollen den Ausschlag für den mutigen Schritt gegeben haben. "Wir sind beeindruckt von Hondas Engagement in der F1, ihren großen Fortschritten mit unserem Schwesterteam Toro Rosso sowie ihren Ambitionen, welche sich mit unseren decken", so Horner.

Honda schöpft neue Hoffnung dank Red Bull und Toro Rosso

Honda bekommt mit Red Bull nach der misslungenen Ehe mit McLaren damit die Chance, zusammen mit einem Top-Team an der Spitze der Formel 1 anzugreifen. "Wir haben eine gute Beziehung zu Toro Rosso aufgebaut und entschieden, unser Engagement in der Formel 1 auf das andere Team der Red-Bull-Familie auszuweiten", so Honda-Präsident Takahiro Hachigo.

In der Zeit mit McLaren stand Honda stets unter immensem Druck und die Zusammenarbeit gestaltete sich aufgrund der teilweise zähen Kooperationsbereitschaft schwierig. Bei Red Bull hat der Hersteller ein anderes Empfinden, wie der Präsident erklärt: "Die Verhandlungen schritten schnell voran und dank Red Bulls offener und respektvoller Einstellung gegenüber Honda sind wir zu einem Deal gelangt, der für alle Parteien fair und gerecht ist."

Die Japaner erhoffen sich durch ein zweites Team außerdem, bei der Entwicklung endlich mit der Konkurrenz von Mercedes, Ferrari und Renault schritthalten zu können, welche seit jeher mehr als nur zwei Autos ausrüstet. "Zwei Teams zu haben bedeutet, dass wir doppelt so viele Daten wie bisher erheben können", so Hachigo.

Red Bull und Renault trennen sich im Guten

Red Bulls Entscheidung bedeutet gleichzeitig, dass Renault seinen Erfolgsgarant des letzten Jahrzehnts verliert. Allem voran stehen 47 Siege, aus denen vier Fahrer- sowie Konstrukteurstitel resultierten. Und obwohl das Privatteam seit der Einführung der Power Units in der Saison 2014 keine WM-Titel mehr erringen konnte, sorgte es mit zehn weiteren Siegen in dieser Zeit dennoch für die einzigen Triumphe der Power Units aus Viry.

"Wir möchten uns bei Renault für die vergangenen zwölf Jahre bedanken", so Horner. "Wir haben in dieser Zeit unglaubliche Momente zusammen erlebt." Auch die Querelen in den letzten vier Jahren trüben diese Erfolge nicht. "Wir hatten manchmal unsere Differenzen, aber Renault hat stets unermüdlich und mit ihrem maximalen Einsatz gearbeitet, um uns mit einer konkurrenzfähigen Power Unit auszurüsten."

"Unser Fokus für den Rest des Jahres wird weiter darauf liegen, das bestmögliche Resultat in der Weltmeisterschaft 2018 zu erzielen und wir wünschen Renault für die Zukunft alles Gute", so Horner abschließend. Von Renault folgte kurz nach der Bekanntgabe des Red-Bull-Honda-Deals ebenfalls ein Statement.

"Zwei Jahre nach Renaults Rückkehr als Werksteam sehen wir das als natürliche Entwicklung sowohl für Red Bull als auch für Renault, hinsichtlich ihrer jeweiligen Ansprüche", so die Franzosen, die nun die Zusammenarbeit mit dem übrig gebliebenen Kundenteam intensivieren wollen: "Nach zwei Saisons sind wir voll auf eine starke Entwicklung des Renault-Teams fokussiert sowie darauf, die neue Beziehung zu McLaren weiter zu fördern."