Für Renault war der Mexiko GP der Formel 1 2017 sowohl aus Werks- als auch Kundensicht ein einziges Fiasko, klammert man den Sieg Max Verstappens mit Red Bull einmal aus. Daniel Ricciardo musste sein Auto mit defekter MGU-H schon in der fünften Runde abstellen, Nico Hülkenberg folgte in Runde 24 mit Batterie-Defekt, nur vier Runden später erwischte es auch Toro Rossos Brendon Hartley mit einem Öl-Leck.

12 Runden vor Rennende traf es noch dazu Carlos Sainz - ausnahmsweise einmal nicht durch Motorprobleme, sondern wegen eines mechanischen Defekts an der Lenkung. Somit beendete neben Sieger Verstappen nur noch mit Pierre Gasly ein Renault-befeuerter Fahrer den Grand Prix. Damit nicht genug: Schon in den Trainings hatten die Franzosen etliche Defekte gequält, insbesondere bei Toro Rosso. Hartley und Gasly kamen so gut wie nicht zum Fahren, Letzterer nahm nicht einmal an der Qualifikation teil.

Entsprechend wuchs bei Red Bull während des Rennens mit jedem Ausfall auch die Sorge um Max Verstappen. "Wir wussten um die Problematik, aber niemand wusste, wann und wie es auftritt", berichtet Helmut Marko Motorsport-Magazin.com. "Nachdem wir zehn Sekunden herausgefahren hatten, haben wir alles heruntergefahren."

Auch der Niederländer selbst sorgte sich trotz überlegener Pace deshalb um seinen dritten F1-Sieg. ""Ich bekam natürlich mit, dass Renault-Autos links und rechts stehen blieben. Ich müsste lügen würde ich behaupten, dass mir das nicht Sorgen gemacht hat. Besonders, als ich einen Toro Rosso brennen sah!", sagt Verstappen.

Nico Hülkenberg rettetet sich vor potentiellem Stromschlag

Das größte Drama spielte sich jedoch nicht am rauchenden Hartley-Boliden, sondern dem eigentlich eher unspektakulär am Streckenrand parkende Werks-Renault von Nico Hülkenberg ab. Für den Emmericher wurde es richtig brenzlig. "Mach' dich da raus Nico, das Auto ist nicht sicher!", funkte Renault, für alle im TV hörbar, aufgeregt an Hülkenberg. Der sputete sich, kletterte auf das Cockpit und hüpfte mit einem Satz auf die Wiese.

Hintergrund für den haarigen Moment: Renault hatte einen Defekt am ERS festgestellt, also der Batterie. Und genau das birgt potentiell Gefahr eines Stormschlags, wäre Hülkenberg normal ausgestiegen, hätte also erst einen Fuß auf den Boden gesetzt während er mit dem anderen noch im Cockpit gestanden wäre.

Gefährlich ja, ungewöhnlich nein: Ähnliche Szenen kennt man etwa aus dem Training in der Garage wenn Batterieprobleme identifiziert werden, Mechaniker sich dem Auto nur mit Handschuhen und unter größter Vorsicht nähern. In diesem Fall während des Rennens jedoch stand der Renault nicht unter Strom, wenig später gab das Team Entwarnung, der Verdacht habe sich nicht bestätigt.

Formel 1 Mexiko 2017: Die Highlights in 60 Sekunden: (01:05 Min.)

Was genau an der Batterie kaputt gegangen sei, weiß Renault jedoch noch nicht. "Das Team weiß selbst noch gar nicht, was genau passiert ist. Da müssen wir nochmal schauen, wenn wir das Auto jetzt zurückhaben und auseinander schrauben. Irgendwas ist eben kaputtgegangen", sagt Hülkenberg.

Für den Emmericher besonders ärgerlich, lag er in aussichtsreicher Position für ein sehr starkes Punkteergebnis. Sogar das Podium erschien annähernd in Reichweite. "Ein gutes Resultat ist uns mal wieder durch die Lappen gegangen. Das ist natürlich sehr, sehr ärgerlich und frustrierend Für uns sind sehr, sehr wichtige Punkte verloren gegangen und Magnussen hat vier gemacht. Von daher sieht es nicht so gut aus", hadert der Renault-Star.

Renault: Falsche Balance Zuverlässigkeit vs. Performance

Mit Blick auf das Renault-Gesamtbild sieht es sogar katastrophal aus: Die Hälfte aller Aggregate hatte den Mexiko GP nicht überlegt, die übrigen offenbar nur durch extreme Vorsichtsmaßnahmen, siehe Verstappen. "Da läuft ganz sicher fundamental etwas schief", stellt Ricciardo fest. Eine Einschätzung, die ausgerechnet Renault selbst teil.

Managing Director Cyril Abiteboul gibt frei heraus zu, dass die Franzosen sich im für die Motoren wegen der dünnen Luft extrem belastenden Mexiko schlicht verschätzt hätten. "Uns waren die unvermeidbaren Herausforderungen dieses Kurse durch die Höhenlage bewusst. Es ging darum, Performance zu finden ohne die Zuverlässigkeit zu beeinträchtigen. Aber die Balance zwischen Performance und Zuverlässigkeit war nicht gut", gesteht Abiteboul.

"Sowohl der Ausfall von Nico als auch der bei unserem Partner erinnert uns daran, dass die Zuverlässigkeit ein Problem bleibt und schwer auf uns und unseren Kundenteams lastet", ergänzt der Franzose. Einen positiven Aspekt gebe es jedoch. Zumindest sei die Pace da gewesen. "Dieses Wochenende hatten wir Performance, auch das Qualifying war sehr gut für viele der verschiedenen Renault-befeuerten Autos. Und Max Verstappens Sieg hat das Potential des Motors bestätigt."

Damit liegt Abiteboul immerhin auf einer Linie mit einer alten F1-Weisheit von McLarens Ron Dennis, wonach es leichter sei ein schnelles Auto zuverlässig zu machen als ein zuverlässiges Auto schnell. Wie wertvoll diese These jedoch tatsächlich ist, darf bezweifelt werden, blickt man nur darauf, woran es in der Formel-1-Saison 2005 für das schnelle McLaren haperte und der WM-Titel für Kimi Räikkönen verloren ging - an das zuverlässige Renault.