Renaults Test-Debakel in Jerez sorgte für großen Aufruhr. Die Kundenteams, also Red Bull, Toro Rosso und Caterham, konnten bei den ersten Testfahrten des Jahres in Spanien kaum Kilometer zurücklegen - mangelhafte Hardware der Power Unit von Renault sorgte für massive Probleme. Der Motorenhersteller ist vorsichtig zuversichtlich, dass es beim anstehenden Test in Bahrain besser laufen wird. Dann greift mit Lotus auch das vierte Kundenteam ins Geschehen ein. Zuletzt hatte Gian Carlo Minardi spekuliert, dass sich Red Bull angesichts all des Ärgers nach einer Alternative für die Zukunft umschauen könnte.

"Es sind Informationen im Umlauf, dass die Probleme Renaults definitiv nicht ohne weiteres zu beheben sind. Ich glaube zu wissen, dass sich Red Bull deshalb bereits nach einem neuen Motorenlieferant für 2015 umsieht", so der frühere Formel-1-Teamchef, der sich in der Vergangenheit nur allzu gern mit markanten Äußerungen in den Vordergrund drängte.

Dabei geht es um ein ziemlich wildes Gerücht: Angeblich habe Cosworth einen eigenen Turbo-Motor entwickelt, wenn auch ohne konkreten Abnehmer für 2014. Laut den Gerüchten könnte Red Bull das Projekt übernehmen und in der Saison 2015 mit dem Motor unter eigenem Namen an den Start gehen.

Abseits dieser Spekulationen wollte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko die Kirche erst einmal im Dorf lassen. "Wir haben einen längerfristigen Vertrag mit Renault, der natürlich an die Performance gebunden ist", sagte der Österreicher gegenüber Sport Bild. "Trotzdem werden wir gemeinsam erst einmal die aktuellen Probleme lösen und auf keinen Fall in Panik verfallen."

Auch Renault war sichtlich bemüht, keine Unruhe vor der so wichtigen Saison aufkommen zu lassen, machte gleichzeitig aber auch kein großes Geheimnis daraus, dass bei der Power Unit noch nicht alles im Lot ist. "Es ist momentan eine schwierige Zeit. Wir haben stets zu unseren Problemen gestanden, aber das sind keine 100, sondern lediglich 1, 2 Probleme - und diese sind bereits zu 90 Prozent gelöst. Es sieht nach außen hin viel schlimmer aus als es tatsächlich ist", erklärte Renaults Motorenchef Remi Taffin kürzlich.

Red Bull hatte massive Probleme in Jerez, Foto: Sutton
Red Bull hatte massive Probleme in Jerez, Foto: Sutton

Der in Jerez aufgetretene Hardware-Fehler am Energiespeicher der Power Unit sei inzwischen ausgemerzt, nun müssten die Software-Probleme behoben werden. Vor allem die Ladedruckregelung und die Kalibrierung standen in den vergangenen Wochen auf dem Prüfstand, so Taffin weiter. Am kommenden Mittwoch steigen die zweiten Testfahrten des Jahres in Bahrain - dann wird sich zeigen, ob Renault die nötigen Fortschritte erzielen konnte. "Das war eine Schmach, die Renault nicht auf sich sitzen lässt", erklärte Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses Team von Spitzen-Ingenieuren nicht in der Lage ist, diese Probleme zu lösen."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ja, der Test in Jerez war eine kleine Katastrophe für Renault. Ja, die Testfahrten sind beschränkt und jeder Kilometer Gold wert. Ja, die neuen Power Units sind unendlich kompliziert. Aber gleich zu spekulieren, dass Red Bull einen anderen Motorenhersteller wählt? Nein, das geht dann doch eine Spur zu weit. Beide Parteien wissen genau, was sie voneinander hatten und haben - ein Blick in die Pokalvitrine reicht. Renault F1 ist ein hochprofessionelles Unternehmen, das keine Kosten gescheut hat, all die Probleme aus Jerez auszuräumen. Ich bin sicher: Das wird sich diese Woche in Bahrain bestätigen. Ich bin aber auch sicher, dass aus jedem noch so kleinen Problemchen bei einem der Renault-Teams riesiger Wirbel entstehen wird. Damit müssen sie leben, aber: Wenn das Renaults größtes Problem in Bahrain ist, sollte alles im Lot sein. (Robert Seiwert)