Nachdem Lotus mit seinem erfolgreichen Rollout bei Filmtagen in Jerez zuletzt Hoffnung auf ein Ende des Power Unit-Problems bei Renault schürte, steigt der ehemalige Formel-1-Teamchef Giancarlo Minardi nun hart auf die Euphoriebremse. Der ehemalige Boss des gleichnamigen Rennstalls - mittlerweile bekannt und weitergeführt als Toro Rosso - geht davon aus, dass Renault weitreichende Probleme mit seinem neuen Antriebsstrang hat, die nicht so ohne Weiteres zu beheben sind.

Wie Minardi auf seiner Webseite behauptet, sei Renault bereits auf der Suche nach externen Lösungsansätzen, da der Motorenhersteller bisher keine zufriedenstellenden Ergebnisse gefunden habe. Nach dem Testauftakt-Debakel in Jerez de la Fontera, als die Renault-befeuerten Teams mit 668 Kilometern deutlich gegenüber der Konkurrenz mit Aggregaten Ferraris (1966 km) und Mercedes' (3874 km) zurücklagen, steht die Entwicklungstruppe aus Viry mächtig unter Druck, bei den zweiten Tests in Bahrain kommende Woche funktionstüchtiges Material zu liefern.

"Renault hat noch nie extern nach technischen Lösungen gesucht, denn Renault wollte immer seine eigene Technologie entwickeln und bewahren", führt Minardi aus. "Das ist für mich kein gutes Zeichen". Probleme sieht er vor allem auf das Weltmeister-Team Red Bull zukommen, die sich zwar nach außen hin ruhig und zuversichtlich gäben, viele jedoch bereits von einer handfesten Krise ausgingen. "Es sind Informationen im Umlauf, dass die Probleme Renaults definitiv nicht ohne Weiteres zu beheben sind. Ich glaube zu wissen, dass sich Red Bull deshalb bereits nach einem neuen Motorenlieferant für 2015 umsieht".

Ob Minardi mit seinen Aussagen und seinen genauen Kenntnissen über die Probleme Renaults und die internen Vorgänge bei Red Bull richtig liegt, kann nur die nahe Zukunft zeigen. Er selbst hofft für beide Parteien jedoch, dass seine Annahmen verfrüht und überzogen waren. "Offensichtlich wünsche ich beiden das Beste und hoffe, sie widerlegen meine Annahmen. Jedoch durchleben wir momentan durchaus eine chaotische Zeit in der Formel 1 und größere Probleme können durchaus eine Folge davon sein."