Wie sehr sich die Welt innerhalb weniger Wochen doch verändern kann! Kassierte KTM vor exakt einem Monat in Silverstone noch Tiefschlag um Tiefschlag, lässt der Hersteller aus Mattighofen beim Italien-Grand-Prix nun selbst die Muskeln spielen. Die Bestzeit am Freitag ging im Autodromo von Mugello nicht etwa an die favorisierten Ducatisti, sondern an Tech3-Pilot Maverick Vinales. Fast anderthalb Zehntel nahm er Francesco Bagnaia und Marc Marquez im Training ab. Seine Markenkollegen folgten zwar mit Respektabstand, doch die Formkurve bei KTM zeigt klar nach oben.
Maverick Vinales lässt KTM jubeln: War nur eine Frage der Zeit!
"Mit diesem Bike musst du sehr präzise fahren. Wenn du das schaffst, dann ist das Bike aber eine Rakete", strahlte Vinales am Freitagabend in seiner Medienrunde. Zuvor hatte er die erste KTM-Bestzeit überhaupt im Jahr 2025 eingefahren. "Wir müssen dieses Momentum nun aufrechterhalten", kommentierte er entsprechend erfreut. "Wir waren schon in den letzten Rennen schnell, hatten nur etwas Pech. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein solches Ergebnis kommen würde. Dass wir es jetzt geschafft haben zeigt, dass wir gute Arbeit leisten."
Maverick Vinales war in den vergangenen Monaten als einziger KTM-Pilot 'cool' geblieben, hatte - anders als etwa Pedro Acosta - den Glauben in das vorhandene Paket nie verloren. "Ich spüre viel Potenzial in diesem Bike. Wir müssen einfach nur weitermachen und an den Prozess glauben", stellte der Spanier auch jetzt wieder klar. Bereits im Aragon-Test vor anderthalb Wochen war er Bestzeit gefahren, offenbar keine Eintagsfliege: "Das Aragon-Bike ist ein Schritt nach vorne. Es fühlt sich natürlicher an und macht es dir einfacher, deine Linie zu halten."
Beim Test im Motorland hatte KTM von allen MotoGP-Herstellern am fleißigsten getestet, unter anderem eine neue Verkleidung und neue Aero-Pakete im Einsatz. Davon schafften es nun auch einige Teile in Mugello an die Bikes der vier Stammfahrer - und zwar mit Recht. "Das könnte ein 'Gamechanger' sein", meinte am Freitag etwa Brad Binder mit Blick auf die neue Aero am Heck seiner KTM RC16. Dass er das Training auf Platz 18 beendet hatte und damit am Samstag durch Q1 muss, war einzig einem späten Sturz geschuldet. "Ich habe gefühlt zum 20. Mal in diesem Jahr die Front verloren", beschrieb er den Abflug. Doch das sei kein Grund zur Sorge: "Ich glaube, dass wir herausgefunden haben, warum ich die Front immer wieder verliere. Morgen wollen wir das bestätigen, ansonsten war das ein guter Tag."
Das 1. Freie Training hatte Binder noch auf Platz drei beendet und damit ebenfalls starke Pace angedeutet. "Ich habe mich heute auf dem Bike so gut gefühlt, wie schon lange nicht mehr", freute er sich und fand damit ähnliche Worte wie Enea Bastianini, dem mit Platz zwölf sein bestes Trainingsergebnis als Tech3-Pilot gelungen war. "Heute kann ich zufrieden sein, wir haben uns verbessert", kommentierte der Italiener, der es laut eigener Aussage ohne "einige Fehler" auf seiner schnellen Runde auch in die Top-10 hätte schaffen können. Sichtlicher Fortschritt also auch bei der Startnummer 23. "Wir hatten ein paar neue Teile im Einsatz, wir haben aber auch ein neues Setup ausprobiert und das war ein großer Fortschritt. Ich habe meine Pace und die Timeattack verbessert. Ich konnte den zusätzlichen Grip mit dem Soft endlich spüren", meinte 'La Bestia' und gab ungewohnt zuversichtlich an: "Morgen wird ein großartiger Tag für mich werden."

Pedro Acosta angriffslustig: MotoGP-Sieg in Mugello möglich!
Eine generelle Aufbruchsstimmung bei KTM kann sich also nicht mehr leugnen lassen. Selbst Pedro Acosta, der in den letzten Wochen extrem hart und kritisch mit seinem Arbeitgeber ins Gericht gegangen war, ließ sich am Freitagabend von der aufkommenden Euphorie anstecken. "Ich habe die Timeattack nicht richtig hinbekommen, aber wir wissen, was falsch lief und wie wir das gelöst bekommen. Unsere Pace war äußerst konkurrenzfähig, ich bin glücklich", strahlte er trotz Platz acht im Training.
Was im weiteren Wochenendverlauf für KTM möglich sei? "Alles", gab sich Acosta äußerst optimistisch. Selbst der erste MotoGP-Sieg? "Das kommt auf den Start an, aber wir werden kämpfen können. Vielleicht nicht um den Sieg, aber mindestens um das Podium", lautet die klare Ansage. Hoffnung macht dem 'Hai von Mazarron' dabei vielleicht auch ein Blick in die Vergangenheit. Als KTM letztmals einen Freitag anführte [Binder beim Japan-GP 2024, Anm.], fuhr Acosta auf Pole und beinahe zu seinem ersten Sprintsieg. Vielleicht folgt rund neun Monate später Wiedergutmachung. Auch Vinales rechnet sich jedenfalls einiges aus: "Ich sehe Marc [Marquez] ziemlich stark, aber sonst können wir jeden schlagen!"
Was meint ihr: Kann KTM in Mugello endlich die eigene Sieglosserie durchbrechen? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!
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