Marc Marquez vor Bruder Alex - Das MotoGP-Qualifying zum Katar-Grand-Prix verlief auf den ersten Blick ziemlich unspektakulär. Zum dritten Mal sicherte sich das Brüderpaar im Jahr 2025 die ersten beiden Startplätze. Die große Überraschung folgte jedoch dahinter: Fabio Quartararo stellte die Yamaha YZR-M1 völlig aus dem Nichts auf Platz drei und kehrte damit erstmals seit der Dutch TT in der Saison 2022 in die erste Startreihe der Königsklasse zurück. Eine kleine Sensation, für die der Franzose da gesorgt hatte.

Hatte Yamaha endlich zur starken Frühform aus dem Sepang-Test Anfang Februar zurückgefunden? Die Hoffnung war groß und die Leistung im Sprint mit Platz fünf erneut ordentlich, im Grand Prix am Sonntag dann aber die Ernüchterung. Quartararo spielte keine Rolle an der Spitze, wurde schnell ins vordere Mittelfeld zurückgereicht und kämpfte lange mit Pedro Acosta um die Führung in der großen Kampfgruppe bis Platz 15. Erst in Runde 16 von 22 konnte sich der Franzose behaupten und Platz acht daraufhin ungefährdet ins Ziel fahren, aus dem nach einer Strafe für Maverick Vinales nachträglich immerhin noch der siebte Platz wurde.

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Yamaha enttäuscht im Katar-GP: Gleiche Probleme wie immer!

Nach Startplatz drei und P5 im Sprint aber natürlich trotzdem ein enttäuschendes Ergebnis für 'El Diablo', der anschließend auch kein Blatt vor den Mund nahm. "Das war hart. Speziell die ersten paar Runden haben überhaupt keinen Spaß gemacht, weil wir mehr oder weniger mit den gleichen Problemen wie immer zu kämpfen hatten", verkündete Quartararo sichtlich angefressen in seiner Medienrunde. "Später wurde es besser, aber da war es schon zu spät. Das war das Beste, was wir heute erreichen konnten."

"Das Problem ist, dass alle anderen in der Startphase einfach konkurrenzfähig sind und uns überholen können. Uns fehlt es an Grip und Motorleistung, und an einigen Stellen tendiert das Bike zum Wheelie. Das macht es unmöglich, gut zu fahren und zu überholen", führte Quartararo aus und brachte es damit gut auf den Punkt. Schon keinen sonderlich guten Start erwischt, überholten ihn in den ersten Runden Francesco Bagnaia, Johann Zarco, Alex Marquez und Acosta spielend leicht auf der langen Start-Ziel-Geraden. Und selbst als Letzterer langsam Reifenprobleme bekam und Pace-technisch einbrach, konnte der Yamaha-Star nicht zurücküberholen. Bereits am Samstag im Sprint hatte ihn das auch ein mögliches Podium gekostet, weil er in den letzten zwei Runden einfach nicht an Franco Morbidelli vorbeikam und in weiterer Folge noch Fermin Aldeguer durchlassen musste.

Marc Marquez führt das Feld im MotoGP-Sprint an
Fabio Quartararo kann auf den Geraden nicht mit seinen Rivalen mithalten, Foto: MotoGP

Im Qualifying kommt dieses Problem weniger zur Geltung, im Rennen dafür aber umso mehr. Quartararo kommt daher zu einer bitteren Erkenntnis: "Unsere einzige wirkliche Stärke ist die Bremse. Wenn du aber keinen Angriff vorbereiten kannst, bringt dir das nichts." Zu sehr überstrahlen Traktionsprobleme und fehlende Motorpower die gewonnene Zeit in der Bremsphase. Scheint, als hätte Yamaha also noch viel Arbeit vor der Brust, auch wenn das Katar-Wochenende schon eine deutlich Steigerung gegenüber der ersten drei Grands Prix 2025 war. In Summe holte Quartararo in Katar nämlich nur zwei Punkte weniger als in Thailand, Argentinien und Austin zusammengerechnet (14 vs. 16), kletterte in der Fahrer-WM auf Rang acht und sorgte mit seiner Performance auch dafür, dass in der Konstrukteurs-Wertung einzig Ducati mehr Punkte als Yamaha holte.

Bald mehr Topspeed? Yamaha testet V4-Motor in Valencia

Passend zu Quartararos Klagen enthüllte 'Autosport.com' übrigens, dass Yamaha in der laufenden Woche einen privaten Test in Valencia mit den Testfahrern Augusto Fernandez und Cal Crutchlow durchführen will, bei dem der in Entwicklung befindliche V4-Motor erstmals in Europa getestet werden soll. Zu Beginn des Jahres hatte Yamaha schon einmal in Sepang getestet, damals aber nur sehr frühen Version des V4-Motors, die noch viel Arbeit - speziell im Bereich der Elektronik - nötig machte.

Nach jahrelanger Querstellung hatte Yamaha im vergangenen Herbst erstmals öffentlich bestätigt, mit der Entwicklung eines V4-Motors begonnen zu haben. Die Japaner setzen nach dem Suzuki-Ausstieg Ende 2022 aktuell als einziger MotoGP-Hersteller im Rennbetrieb noch auf einen Reihenmotor, sehen darin auch eine mögliche Ursache der fehlenden Leistung auf den Geraden. Ist für Quartararo und Co. also ein Ende der Leidenszeit in Sicht? Nicht wirklich, denn selbst bei erfolgreichen Testfahrten in Valencia ist nicht mit einem zeitnahen V4-Debüt an einem Rennwochenende zu rechnen. "Ein Motorenwechsel ist 2025 nicht realistisch", kündigte Teamchef Paolo Pavesio bereits im Februar an.

Auf absehbare Zeit muss Yamaha also noch ohne V4-Motor Lösungen für die aktuellen Probleme finden. "Wir werden sehen, wie es in den nächsten Rennen läuft. Wir wollen so schnell wie möglich mit den Besten kämpfen, aber das wird noch Zeit brauchen", meint Quartararo. Das Gute: Zumindest in Jerez (25. - 27.04.) und Le Mans (09. - 11.05.) wird Motorenleistung wohl nicht entscheidend sein. Gut möglich also, dass der Franzose erneut im vorderen Feld auftauchen und sich diesmal vielleicht sogar dort halten könnte.

Zumindest in Jerez fehlen wird dagegen wohl MotoGP-Weltmeister Jorge Martin. Der Spanier verletzte sich in Katar erneut schwer. Wir haben einen Sportmediziner konsultiert, seine Einschätzungen könnt ihr hier nachlesen: