2024 erlebte Ducati die dominanteste Saison, die ein Hersteller in der MotoGP-Ära je zustande brachte. Einzig in Austin musste sich die Marke aus Borgo Panigale Aprilia und Maverick Vinales geschlagen geben, sonst gewannen sie alle Grand-Prix-Rennen und stellten folgerichtig auch die Top-Vier der Fahrer-Weltmeisterschaft. Mit dem neuen 'Dream-Team' aus Francesco Bagnaia und Marc Marquez schien da auch 2025 von vorneherein in Roter Hand. Doch die Testfahrten verliefen bislang holprig.
Bereits in Sepang schnitten beide Werkspiloten im Endklassement mit den Plätzen zwei (Bagnaia) und fünf (Marquez) nicht schlecht ab, doch das Feedback war beunruhigend. Denn der neue Motor, der ansonsten viele Vorteile mit sich brachte, offenbarte eine große Schwachstelle: Die Bremszonen. Marquez und Bagnaia zeigten mit der Art und Weise, wie sie der V4 mit seiner Motorbremswirkung in der Verzögerung unterstützt, alles andere als zufrieden. Und das wiederrum bringt eine beträchtliche Gefahr mit sich, denn Probleme mit der Motorbremse können ein MotoGP-Bike schnell sturzanfällig machen.
D-Day für Ducati: Motor-Entscheidung für 2025 gefallen?
Eine verzwickte Situation für Ducati, da jener Motor, den man für die MotoGP-Saison 2025 homologieren lässt, aufgrund des Engine-Freeze auch 2026 unverändert zum Einsatz kommen muss. Den ersten Testtag in Buriram rief Borgo Panigale daher zum 'D-Day', dem Tag der Entscheidung aus. Finden die Ingenieure um Technikguru Gigi Dall'Igna noch eine Lösung für den 25er-Motor? Oder wird das neue Konzept verworfen und in den kommenden zwei Jahren auf die 24er-Variante gesetzt?
Die Antwort wurde am Mittwoch mit Spannung erwartet und Interessierte mussten sich nicht lange gedulden. Denn schon in den frühen Nachmittagsstunden, als der Test noch rund zwei Stunden lief, war aus Buriram bereits zu hören, dass Bagnaia und Marquez, die je ein Motorrad mit 25er- und 24er-Variante in der Garage hatten, nur noch mit der 24er-Version fahren würden. Teammanager Davide Tardozzi bestätigte dies wenig später bei 'After the Flag': "Die Entscheidung ist noch nicht final gefallen, aber es sieht so aus, als würden wir zur 24er-Version zurückgehen."

Einige Stunden bis zur Nachtruhe wolle man sich bei Ducati noch geben, um Daten auszuwerten und eine finale Entscheidung zu treffen, doch am Mittwoch deutete alles auf eine Verwerfung der 2025er-Motorenspezifikation hin. "Wir werden diese Entscheidung treffen, weil wir den Freeze für zwei Jahre haben und in dieser Zeit kein Risiko eingehen wollen", unterstreicht Tardozzi. "Der 2024er-Motor hat uns im letzten Jahr gutes Feedback und Zuverlässigkeit gegeben. Ich glaube daher, dass wir uns dafür entscheiden werden."
Mit 2024er-Motor: Marc Marquez rast zur Buriram-Bestzeit
Ein Rückschritt also für Ducati, allerdings nur auf dem Papier. Denn Marc Marquez drehte in den Schlussminuten des ersten Tages in Buriram mit dem 24er-Motor im Gepäck nochmal richtig auf. Verpasste er im Rahmen einer 'Timeattack' die bisherige Bestzeit von Bruder Alex im ersten Anlauf noch um wenige Tausendstel, setzte er sich im zweiten Umlauf deutlich an die Spitze des Klassements: 0,465 Sekunden Vorsprung. Die erste Bestzeit der Startnummer 93 in 'Winter'-Testfahrten der MotoGP seit dem Jerez-Test 2020 war perfekt.
"Ich habe mich schon in Sepang gut gefühlt und hatte mit meinem Basis-Setup auch hier direkt wieder ein gutes Gefühl. Dann haben wir ein paar unterschiedliche Dinge ausprobiert - was du als Werksteam nun mal so machst - und am Ende sind wir dann wieder zur Basis zurück. Die Rundenzeit war sofort wieder da, auch wenn das momentan nicht das Wichtigste ist. Ich fühle mich gut", bilanzierte Marquez selbst und kommentierte mit Blick auf den Motor anschließend: "Morgen machen wir vielleicht noch einen letzten Test, aber es sieht nach der 24er-Variante aus. Wir haben eine sehr gute Basis aus dem Vorjahr und müssen uns daher sehr, sehr sicher sein, dass die 25er-Version besser ist [wenn wir updaten wollen, Anm.]. Es sieht aber so aus, als wäre die 24er-Variante etwas besser und konstanter."
In seiner spanischen Medienrunde wurde Marquez anschließend sogar noch deutlicher. "Wir haben uns auf die 24er-Variante konzentriert, weil das der richtige Weg ist. Wir müssen den Motor für zwei Jahre homologieren. Der 2025er-Motor hat einfach zu viele Schwächen, deutlich mehr als der 24er-Motor, der letztes Jahr viele Rennen gewonnen hat", erklärte er gegenüber 'Motorsport.com'. Teamkollege Francesco Bagnaia stimmte zu: "Wir wollen mit dem neuen Motor kein großes Risiko eingehen. Es stimmt schon, dass er mit Blick auf die Leistung nicht so schlecht ist, aber wir haben nicht genug Zeit, um alle Probleme zu lösen. Wir werden morgen wohl noch etwas weiter damit testen, aber die Tendenz geht klar zur 2024er-Version."
Bei Ducati ist die Entscheidung also mit großer Wahrscheinlichkeit gefallen. Doch was war eigentlich bei all den anderen Herstellern los? In unserem Live-Ticker vom Mittwoch findet ihr alle Antworten. Klickt euch durch!
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