Der MotoGP könnte 2024 eine der verrücktesten Silly Seasons aller Zeiten bevorstehen, denn am Jahresende laufen nicht weniger als 19 der 22 Fahrerverträge aus. Einzig Brad Binder (KTM), Luca Marini (Honda) und Johann Zarco (LCR) haben ihre Zukunft bereits gesichert, alle anderen MotoGP-Piloten befinden sich noch im Unklaren. Darunter befinden sich folglich auch große Namen wie Marc Marquez oder Fabio Quartararo, was Potenzial für Überraschungen und viel Bewegung im MotoGP-Fahrermarkt bietet.

Der wohl interessanteste, möglicherweise freiwerdende MotoGP-Platz ist dabei der zweite Platz im Ducati -Werksteam. Dort steht Weltmeister Francesco Bagnaia kurz vor der Verlängerung, ein neuer Kontrakt soll noch vor Saisonstart in Katar unterzeichnet werden. Ob auch dessen aktueller Teamkollege Enea Bastianini noch über 2024 hinaus bei den Roten bleiben wird, ist stattdessen völlig offen.

Großer Kampf um zweiten Ducati-Werksplatz neben Bagnaia

Der WM-Dritte von 2022 hatte in der abgelaufenen Saison aus diversen Gründen nicht an zuvor gezeigte Leistungen anknüpfen können und sammelte lediglich 84 Punkte. 2024 kann sich Bastianini keine zweite enttäuschende Saison leisten, will er im Ducati-Werksteam bleiben. Selbst eine Leistungssteigerung 2024 könnte aber zu wenig sein, denn die Konkurrenz ist groß und nahmhaft. Neben Jorge Martin und Marco Bezzecchi, die im Vorjahr in Ducatis Kundenteams Pramac und VR46 Racing auf sich aufmerksam machten, darf sich seit kurzem auch MotoGP-Superstar Marc Marquez berechtigte Hoffnungen machen.

Bastianini startete beim Sepang-Test gut in die neue Saison, agierte auf Augenhöhe mit Bagnaia und Martin, was im Ducati-Lager auch gerngesehen wurde. Damit scheint ein Verbleib derzeit realistischer als je zuvor, dennoch wird sich der 26-jährige Mann aus Rimini in den kommenden Monaten auch nach Alternativen umsehen müssen, sollte sich Borgo Panigale doch für einen anderen Fahrer als Teamkollege für Bagnaia entscheiden oder Bastianini selbst nicht auf eine Entscheidung warten wollen.

Bleiben Enea Bastianini und Francesco Bagnaia 2025 Teamkollegen?, Foto: LAT Images
Bleiben Enea Bastianini und Francesco Bagnaia 2025 Teamkollegen?, Foto: LAT Images

Aprilia-CEO: Bastianini ist einer meiner Lieblingsfahrer!

Und eine solche erste Alternative scheint sich bereits gefunden zu haben. Im Interview mit den italienischen Kollegen von 'GPOne.com' baggerte Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola bereits auffallend deutlich an 'La Bestia'. "Ich denke, dass jeder weiß, dass Enea einer der Fahrer ist, die ich am liebsten mag", verriet der 52-jährige Italiener und ergänzte: "Sein Manager Carlo Pernat weiß, was ich über ihn denke." Rivola hätte Bastianini bereits zur Saison 2022 gerne zu Aprilia gelotst, damals entschied sich dieser aufgrund der besseren Erfolgsaussichten jedoch zum Ducati-internen Wechsel vom ausscheidenden Esponsorama-Team zu Gresini Racing.

Warum Rivola großer Fan der Startnummer 23 ist, liegt auf der Hand. Bastianini zählt zu den talentiertesten MotoGP-Fahrern im Grid, gewann bereits fünf Grand Prix und krönte sich 2020 zum Moto2-Weltmeister. Mit 26 Jahren zählt 'La Bestia' auch noch zur jüngeren Hälfte des aktuellen MotoGP-Grids und dürfte also sowohl noch einige Saisons auf Topniveau als auch weiteres Entwicklungspotenzial im Tank haben. Zudem wird Bastianini 2025 zwei Jahre auf dem derzeit besten Motorrad im Feld verbracht haben und könnte somit wertvolles Feedback zur Weiterentwicklung der Aprilia RS-GP liefern.

Doch nicht nur das, vor allem auch sein Pass macht Bastianini für Aprilia interessant. "Mit einem italienischen Fahrer auf einem italienischen Motorrad zu gewinnen, hört sich doch ziemlich gut an", unterstreicht Rivola. "Ein italienischer Fahrer definitiv nützlich für uns. Ob es Enea werden wird oder ein anderer Pilot, ist es jedoch noch zu früh zu sagen." Sollte Bastianini nicht zur Verfügung stehen, könnte sich der Aprilia-CEO also auch die Verpflichtung eines anderen Italieners vorstellen, da ein solcher für den italienischen Hersteller großes Marketingpotenzial in der Heimat bietet. Der bereits erwähnte Marco Bezzecchi oder dessen neuer VR46-Teamkollege Fabio Di Giannantonio könnten interessante Optionen darstellen.

Enea Bastianini hätte bereits 2022 bei Aprilia fahren können, Foto: LAT Images
Enea Bastianini hätte bereits 2022 bei Aprilia fahren können, Foto: LAT Images

Alles möglich bei Aprilia: Verlängerung mit Fahrer-Duo nicht ausgeschlossen

Doch dabei handelt es aktuell noch um reinste Spekulation. Denn Aprilia stehen natürlich auch andere Optionen zur Verfügung, etwa eine Beförderung von Trackhouse-Racing-Pilot Miguel Oliveira oder eine Verpflichtung von Ex-Weltmeister Fabio Quartararo, der 2025 mit einem Yamaha-Abgang kokettieren könnte. Gleichzeitig könnte Aprilia aber auch mit dem bestehenden Fahrer-Lineup weitermachen. Eine Veränderung ist nicht garantiert, bestätigt Rivola: "Vielleicht werden wir auch mit unseren beiden Fahrern verlängern. Ich bin sehr glücklich mit unseren beiden, oder besser, unseren vier Fahrern."

Neben den Werkspiloten Aleix Espargaro und Maverick Vinales stehen bekanntlich auch die beiden Trackhouse-Piloten Oliveira und Raul Fernandez direkt beim Hersteller aus Noale unter Vertrag. Wie es dort weitergehen wird, steht noch völlig in den Sternen. "Die ersten drei Monate des Fahrermarktes werden sehr wild werden", glaubt Rivola. Sicher ist nur eines: "Wir werden das alles ganz ruhig angehen."