Enea Bastianini scheint sich endgültig aus dem MotoGP-Formtief der Vorsaison befreit zu haben. Der Ducati-Werkspilot mischt 2024 wieder konstant vorne mit. In Le Mans hätte er dank seiner Rennpace auf dem Papier sogar mit Francesco Bagnaia, Jorge Martin und Marc Marquez um den Sieg kämpfen können, hätte Bastianini sich nicht durch ein schwaches Qualifying und eine Longlap-Penalty im Grand Prix das Leben selbst schwer gemacht. Dennoch rückt er im Kampf um den Werksplatz neben Bagnaia ins Hintertreffen, selbst der eigene Manager glaubt nicht mehr an einen Verbleib in der roten Ducati-Box.
Eigentlich kann Bastianini mit seiner bisherigen Saison 2024 sehr zufrieden sein. Er beendete alle fünf Grands Prix in den Top-5, in Portimao und Austin stand er sogar auf dem Podest. In den Sprints hat er lediglich einen Ausfall in Jerez zu verzeichnen. Dennoch steht Bastianini weiterhin vor einer ungewissen MotoGP-Zukunft: Sein Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Das große Problem für ihn ist, dass Jorge Martin und Marc Marquez noch besser performen und sogar Bagnaias Status als Nummer 1 bei Ducati momentan massiv gefährden.
Die Entscheidung für den Platz in der Werksmannschaft wird demnach aller Voraussicht nach zwischen Martin und Marquez fallen. Ducati-Boss Gigi Dall'Igna erklärte in Le Mans, dass zur Entscheidungsfindung die gesamten MotoGP-Karrieren der Stars Einfluss finden werden und dass die jüngsten Rennen für noch mehr Kopfzerbrechen bei den Verantwortlichen sorgen. Aussagen, die 'La Bestia' nicht gerade den Rücken stärken. Bis zum Italien-Grand-Prix Ende Mai sollen die Protagonisten Gewissheit haben, in welchen Farben sie ab 2025 starten beziehungsweise nicht starten werden.
Carlo Pernat: Entscheidung zwischen Martin und Marquez
Selbst Bastianinis Manager Carlo Pernat macht sich nun schon auf eine Absage aus Borgo Panigale gefasst. "Ich hoffe natürlich, dass Bastianini im Werksteam bleiben kann", erklärte die Manager-Legende im Interview bei ServusTV in Le Mans. "Aber es ist ihre Entscheidung. Wir können nur abwarten, ich denke aber, dass sie sich zwischen Martin und Marquez entscheiden werden." Kleinreden will er die Leistungen seines Schützlings aber nicht. "Ducati weiß, was letztes Jahr und auch im Jahr davor passiert ist. Ich wäre also sehr stolz, mit ihnen weiterzumachen."
Pernat erinnert dabei deutlich an die Saison 2022, als Bastianini sich nach vier Rennsiegen den dritten WM-Rang sicherte und somit den Zuschlag vor Jack Miller und Jorge Martin für den Werksplatz erhielt. 2023 folgte dann die große Enttäuschung: Bastianini verletzte sich beim ersten Grand Prix schwer an der Schulter, kurz nach seiner Rückkehr zog er sich in Barcelona erneut einige Knochenbrüche zu. Das einzige Highlight der Saison blieb der Malaysia-Grand-Prix, den er (samt Reifendruckverstoß) gewann.
Enea Bastianini optimistisch: Ducati kennt mein Potential
Angesprochen auf die Spekulationen, dass er wohl keine Chancen auf einen Verbleib im Werksteam habe, zeigte Bastianini sein Unverständnis. "Es fühlt sich komisch an. Ich weiß, dass ich schnell bin. Aber du brauchst eben auch ein bisschen Glück, um alles zusammen zu bekommen und das habe ich im Moment leider nicht. Das macht wirklich sauer, aber ich denke Ducati weiß sehr gut, welches Potential ich habe und was ich auf dem Motorrad leisten kann", so Bastianini nach dem Grand Prix in Le Mans. "Aber natürlich wissen sie auch, was Jorge leisten kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Entscheidung sehr schwer ist."
Bastianini: Werksteam, Kundenteam oder Ducati-Abschied?
Welche Argumente hat Bastianini auf seiner Seite? Zunächst, wie bereits erwähnt, konnte er erfolgreich die schwache Form der 2023er-Saison abschütteln und steht momentan auf WM-Rang vier. Sollte er von Verletzungen verschont bleiben, wird er 2024 noch weitere Podestplätze herausfahren können und wahrscheinlich auch den ein oder anderen Sieg feiern. Zudem lobt auch Francesco Bagnaia immer wieder die Zusammenarbeit und das Teamgefüge in der Desmo-Box. Der Weltmeister und sein Landsmann verstehen sich gut. Selbstverständlich würde sich auch Bastianini zukünftig nicht kampflos als Nummer 2 geschlagen geben, ein interner Konflikt bei Ducati scheint mit ihm aber leichter zu vermeiden als mit den spanischen Alphatieren Martin und Marquez.
Zumindest bringt sich der ehemalige Moto2-Weltmeister momentan in eine gute Position im Ducati-Lager bleiben zu können. Durch die andauernden Verhandlungen zwischen dem italienischen Werk und Pramac, VR46 sowie Gresini ist aber noch immer unklar, wer in der kommenden Saison das Kundenteam stellen wird und ob dabei eine aktuelle Desmosedici des Jahrgangs 2025 für Bastianini herausspringen würde. Ganz zu schweigen davon, ob sich der junge Italiener aus Rimini mit einer Degradierung abfinden könnte oder nicht doch die Flucht zur Konkurrenz antritt. Dabei könnte er bei Aprilia andocken, die immer wieder mit ihm in Verbindung gebracht werden.
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