Vier Grand-Prix-Siege, neun Sprinterfolge, neun weitere Podestplätze und vier Pole Positions: Jorge Martin erlebte 2023 zweifelsohne seine bislang beste MotoGP-Saison. Im dritten Jahr in der Königsklasse entwickelte sich der Pramac-Pilot vom gelegentlichen Podestanwärter zum WM-Kandidaten, musste er sich Weltmeister Francesco Bagnaia doch erst beim Saisonfinale in Valencia geschlagen geben. Nie war ein Privatfahrer in der MotoGP-Ära näher am Titelgewinn dran, nur 39 Punkte fehlten letztlich.

Weil Enea Bastianini gleichzeitig eine enttäuschende, wenn auch verletzungsgeprägte erste Saison in Rot hinlegte, hätte Martin mit einem Titelgewinn in Valencia sogar die Beförderung ins Ducati-Werksteam gewunken. Durch seine Niederlage im WM-Duell mit Bagnaia kam es dazu aber nicht, der Spanier fährt auch 2024 für Pramac Ducati. Eine Entscheidung, die Martin nicht nachvollziehen kann. Er glaubt, auch mit WM-Rang zwei genug für einen Platztausch mit Bastianini getan zu haben. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich noch tun muss", fragte er Mitte Dezember bei 'DAZN'.

Jorge Martin feiert den Sprint-Sieg beim Thailand GP der MotoGP
Jorge Martin erlebte 2023 seine beste MotoGP-Saison, Foto: LAT Images

Bereits zum zweiten Mal hatte Martin damit das Nachsehen im direkten Duell mit Bastianini, der Italiener wurde bereits im Vorjahr als Nachfolger von Jack Miller präferiert. Für den Moment scheint sich der 25-Jährige aus Madrid zwar nun damit abgefunden zu haben, ein weiteres Jahr für Pramac Ducati zu fahren, doch eine dritte Entscheidung Ducatis gegen ihn würde er wohl nicht mehr auf sich sitzen lassen. Das machte Martin in einem Interview mit 'Europa Press' deutlich.

Jorge Martin: Andere Hersteller machen große Fortschritte

"Ich habe während dem Jahr nicht an die Möglichkeit [ins Ducati-Werksteam zu wechseln, Anm.] gedacht. Erst zum Ende der Saison habe ich diese Option geprüft, aber aufgrund von X hat es nicht geklappt. Ich bin glücklich, mit Pramac weiterzumachen. Denn das ist der beste Platz für mich, um eine Weltmeisterschaft zu kämpfen", erklärte er zunächst, stellte dann aber klar: "Mein Hauptziel ist es, zu Ducati zu gehen. Aber wenn das nicht klappt, muss mich nach anderen Optionen umsehen. Es gibt viele Hersteller, die große Fortschritte machen. Wir werden sehen, was meine beste Möglichkeit ist."

Martins Ducati-Vertrag läuft, wie die fast aller MotoGP-Piloten, mit Ende der Saison 2024 aus. Nur Brad Binder (KTM), Luca Marini (Honda) und Johann Zarco (LCR) verfügen bereits über einen Kontrakt für 2025. Es gilt zwar als offenes Geheimnis, dass zeitnah auch Francesco Bagnaia bei Ducati verlängern wird, ansonsten scheint aber alles völlig offen. Gelingt Bastianini keine Leistungssteigerung, dürfte sich im Ducati-Werksteam definitiv eine Möglichkeit für Martin auftun. Doch es gibt einen großen Konkurrenten. "Marc [Marquez, Anm.] wird der Eckpfeiler von allem sein. Er kann zu KTM wechseln, zu Honda zurückkehren oder bei Ducati bleiben", weiß der erfahrene Fahrermanager Alberto Vergani.

Jorge Martin und Marc Marquez könnten 2024 um einen Platz im Ducati-Werksteam kämpfen, Foto: LAT Images
Jorge Martin und Marc Marquez könnten 2024 um einen Platz im Ducati-Werksteam kämpfen, Foto: LAT Images

Zweiter Platz bei Ducati: Marc Marquez vs. Jorge Martin?

Der MotoGP-Superstar verfügt bei Gresini Racing ebenfalls nur über einen Vertrag für die Saison 2024, danach wird er wohl in ein Werksteam zurückkehren. Dabei zählt mittlerweile auch das Ducati-Werksteam als echte Option, das bestätigte die Führungsebene der Roten zuletzt selbst. "Wenn Marc nächste Saison gewinnt, muss Ducati ihn eigentlich in das Werksteam bringen. Auch, weil die involvierten Sponsoren in diese Richtung drängen würden", meint Vergani und ergänzt: "Ich kenne Gigi Dall'Igna. Ich glaube nicht, dass er einen Champion wie Marc nach einer Saison auf der Desmosedici schon wieder verlieren wollen würde. Speziell mit all der Konkurrenz, die ihn gerne haben will, wie KTM oder Honda." Sollte das tatsächlich so kommen, hätte Martin also erneut das Nachsehen bei Ducati. "Wenn Jorge Martin nicht ins Werksteam geht, wird er Ducati verlassen. Er könnte zu KTM oder Honda gehen", tippt Vergani.

Noch ist das alles jedoch nur Zukunftsmusik. Denn vor dem Ducati-internen Duell mit Marc Marquez scheut sich Martin nicht. "Das gibt mir Motivation. Mich mit Marc, einem der besten Fahrer in der Geschichte, vergleichen zu können, wird fantastisch sein. Wenn ich ihn auf dem gleichen Bike schlagen kann, werde ich mich selbst als einer der besten Fahrer da draußen etablieren. Ich glaube, dass ich das schaffen kann", zeigt sich der Pramac-Pilot selbstbewusst. Für die Zukunft hat er schließlich noch große Ziele: "Ich war nah dran, eine Legende zu werden, auch wenn ich mir schon einen Namen gemacht habe. Ich hoffe, dass ich die MotoGP-Weltmeisterschaft gewinnen kann bevor ich meine Karriere beende, um mich in die Geschichtsbücher zu schreiben."