Wechselhafte Wetterbedingungen waren in der MotoGP früher ein echtes Problem. Begann es während eines Rennens zu regnen, musste fast immer mit einer Roten Flagge unterbrochen werden, um den Fahrern den Wechsel auf Regenreifen zu ermöglichen. Boxenstopps wie in der Formel 1 waren nicht ohne Weiteres möglich. Mitte der 2000er führte die MotoGP dann aber die sogenannte 'Flag-to-Flag-Regel' ein, um solche Abbrüche künftig zu vermeiden. Motorsport-Magazin.com erklärt, wie die Flag-to-Flag-Rennen genau funktioniert.
Warum wurde die Flag-to-Flag-Regel in der MotoGP eingeführt?
Eingeführt wurde die 'Flag-to-Flag-Regel' mit der MotoGP-Saison 2005. Ausschlaggebend dafür war tatsächlich ein Anstoß aus dem Fahrerlager der Königsklasse selbst. Diese zeigten sich in den Jahren zuvor nämlich nicht immer glücklich damit, zu welchem Zeitpunkt ein Grand-Prix-Rennen aufgrund von einsetzendem Regen mittels Roter Flagge unterbrochen wurde. Die Meinungen waren verschieden: Manche Piloten wollten noch länger fahren, manche wollten viel früher wechseln.
Die Stars der MotoGP machten deshalb ihren Ansatz klar: Die Fahrer erkennen ja wohl am besten, wie lange sie sich noch mit den gegenwärtig verfügbaren Mitteln auf der Strecke halten können bzw. wann der perfekte Zeitpunkt zum Reifenwechsel gekommen ist. Schlicht und einfach gesagt: Sie wollten selbst entscheiden, wann sie an die Box kommen, um Motorrad und Reifen zu wechseln. Und mit Einführung der Flag-to-Flag-Regel verschaffte ihnen die Rennleitung diese Möglichkeit auch.
Flag-to-Flag in der MotoGP: Weiße Flagge entscheidend
Doch wie funktioniert das nun genau? Zunächst einmal entscheidet die Rennleitung kurz vor Beginn eines jeden Rennens, ob als 'Dry Race' oder 'Wet Race' gestartet wird - ob also in trockenen oder nassen Bedingungen losgefahren wird. Dies geschieht mittels einer Anzeigetafel, die auf Höhe der Start-Ziellinie der gesamten Startaufstellung sichtbar präsentiert wird. Startet ein Rennen als 'Wet Race', sind die Piloten ohnehin verpflichtet, auf Regenreifen zu starten.
Sollte ein Grand Prix nun aber als 'Dry Race' beginnen und dann erst während des Rennens Regen einsetzen, kann die Rennleitung dank der Flag-to-Flag-Regel den Streckenposten anordnen, eine Weiße Flagge zu schwenken. Dies tut sie, sobald erste Regentropfen gemeldet oder gesichtet werden. Die Weiße Flagge signalisiert den MotoGP-Piloten, dass es von nun an erlaubt ist, das Motorrad in der Boxengasse zu wechseln. Ein solcher Bikewechsel ist unter normalen Rennbedingungen eigentlich verboten.
Das ändert sich aber bei den Flag-to-Flag-Rennen. Sobald die Piloten eine Weiße Flagge erkennen, können sie selbst entscheiden, wann sie in die Box kommen und auf das zweite Motorrad wechseln wollen. In den Anfangsjahren der Regel gab es diesbezüglich noch einige Klarstellungen, mittlerweile gibt es beim Motorradwechsel unter Flag-to-Flag-Bedingungen aber keine Einschränkungen mehr. Das Bike darf bis zum Rennende beliebig oft gewechselt werden, also auch dann noch, wenn der Regen wieder aufgehört hat. Das Setup darf beliebig verändert werden und auch bei den Reifen herrscht freie Auswahl. Es gibt keine Verpflichtung, einen bestimmten Satz zu verwenden, es kann theoretisch also auch von Slicks zu Slicks oder Regen- zu Regenreifen gewechselt werden.
Wie funktioniert Flag-to-Flag bei Rennstarts im Nassen?
Doch was passiert nun, wenn das Rennen im strömenden Regen beginnt und es dann im Rennverlauf so stark auftrocknet, dass schon wieder mit Trockenreifen gefahren werden könnte? Ganz einfach: Wird ein Grand Prix als 'Wet Race' gestartet, gilt dieser von vorneherein als Flag-to-Flag-Rennen. In diesem Fall wird also keine Weiße Flagge geschwenkt, die Fahrer können jederzeit zum Motorradwechsel an die Box kommen und auf Slicks oder frische Regenreifen wechseln.
Zur Anwendung kommt die Flag-to-Flag-Regel übrigens nur in der MotoGP. Das liegt daran, dass einzig die Piloten der Königsklasse während eines Rennwochenendes zwei Motorräder zur Verfügung haben. In Moto2, Moto3 und MotoE gibt es nur ein Bike pro Fahrer, weshalb ein Motorradwechsel natürlich nicht möglich ist. In den kleinen Klassen der Motorrad-WM müssen Rennen also nach wie vor unterbrochen werden, wenn im Rennverlauf zu starker Regen einsetzt.
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