Die MotoGP-Saison 2023 wurde maßgeblich von Ducati bestimmt. Nachdem die Italiener 2022 ihre erste Fahrer-Weltmeisterschaft seit 15 Jahren bejubeln durften, sicherten sie sich im Folgejahr erneut alle drei WM-Titel. Bei jedem Rennen - egal, ob Sprint oder Grand Prix - stand immer mindestens ein Ducati-Fahrer auf dem Podest, 17 der 20 Hauptrennen konnten gewonnen werden. Nur wenige Werke schafften es in der Geschichte der Königsklasse, einer Saison oder einer ganzen Ära ähnlich dominant ihren Stempel aufzudrücken. Wir blicken auf die Top-5 der dominantesten Hersteller.

5: Gilera - Der erste Klassenprimus

Als die Motorrad-Weltmeisterschaft 1949 das Licht der Welt erblickte, kämpften zahlreiche Marken um die Spitzenpositionen in der 500ccm-Klasse. Norton, Velocette, A.J.S. oder Moto Guzzi fuhren in der Premierensaison Podiumsplatzierungen ein. Schnell kristallisierte sich aber ein dominierender Hersteller heraus: Gilera.

Gilera war der erste MotoGP-Dominator, Foto: Milagro
Gilera war der erste MotoGP-Dominator, Foto: Milagro

Der in der Toskana ansässige Hersteller setzte bei seiner Vierzylindermaschine auf konsequenten Leichtbau, was das Motorrad in puncto Gewicht auf ein Level mit den Ein- oder Zweizylindermaschinen der Konkurrenz brachte und durch den PS-Vorteil beinahe unschlagbar machte. Beginnend mit dem Jahr 1950 gewann Gilera mit Umberto Masetti, Geoff Duke und Libero Liberati sechs von acht möglichen Fahrerweltmeistertiteln. Die Dominanz endete 1957 abrupt, als sich das Traditionsunternehmen aus der WM zurückzog.

4: Suzuki - Königsklasse als Einheitsserie

In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre wurde die 500ccm-WM zur großen Suzuki-Show. Dem japanischen Hersteller gelangen zwar in dieser Epoche nur zwei Fahrerweltmeistertitel durch Barry Sheene in den Saisons 1976 und 1977, doch diese Bilanz zeigt nicht ansatzweise, wie sehr Suzuki damals die Königsklasse beherrschte. Um das zu verstehen, muss man tiefer in die Starter- und Ergebnislisten dieser Zeit eintauchen.

Suzuki stellte in den 70ern große Teile des WM-Feldes, Foto: Phipps/Sutton
Suzuki stellte in den 70ern große Teile des WM-Feldes, Foto: Phipps/Sutton

Hatten zuvor noch Hersteller wie Yamaha, MV Agusta um Siege oder WM-Titel gekämpft und andere Werke wie Kawasaki, König oder Harley-Davidson zumindest in der 500er-WM mitgemischt, machte Suzuki die Königsklasse innerhalb kürzester Zeit praktisch zur Einheitsserie. 1977 holten insgesamt 32 Fahrer WM-Punkte, 28 von ihnen saßen auf Suzuki-Maschinen. Yamaha stemmte sich als einzige Marke mit wenigen Fahrern gegen die Übermacht - vergeblich. Erst Anfang der 80er-Jahre mischte sich das Feld wieder durch, als mehr Piloten auf Material der japanischen Konkurrenz von Yamaha und Honda wechselten.

3: Ducati - Breite und Spitze

Von einer ähnlichen personellen Übermacht wie Suzuki in den 1970er-Jahren ist Ducati noch etwas entfernt. Der aktuelle Anteil von 36 Prozent am Starterfeld sucht in der modernen MotoGP allerdings seinesgleichen. Und Ducatis Dominanz ist in den vergangenen Jahren von einer rein quantitativen auch zu einer qualitativen geworden. Im Vorjahr brachte man mit Weltmeister Francesco Bagnaia und dem WM-Dritten Enea Bastianini zwei Fahrer unter die Top-Drei der Gesamtwertung.

Ducati dominierte die vergangenen Jahre der MotoGP, Foto: LAT Images
Ducati dominierte die vergangenen Jahre der MotoGP, Foto: LAT Images

2023 holte Ducati mit Bagnaia, Jorge Martin und Marco Bezzecchi dann die ersten drei Ränge in einer Weltmeisterschaftssaison der Königsklasse - als erster Hersteller seit Honda 2003 (Valentino Rossi, Sete Gibernau, Max Biaggi). Und das, obwohl mit Werkspilot Enea Bastianini ein großer Titelanwärter weite Teile der bisherigen Saison verletzungsbedingt verpasste. Doch Ducatis Fahrerkader ist so breit aufgestellt und die Desmosedici GP auch in ihrer Vorjahresspezifikation derart stark, dass solche Ausfälle mit Leichtigkeit verkraftet werden können.

2: Honda - Die perfekte Kombination

Hondas Vormachtstellung in den 90er-Jahren ging einher mit dem Aufstieg von Mick Doohan. Er gewann zwischen 1994 und 1998 fünf 500ccm-Weltmeistertitel in Serie. Zunächst kämpfte 'Quick Mick' dabei noch gegen Konkurrenten von Yamaha, Cagiva oder Suzuki. Das änderte sich aber bald. In Doohans Windschatten schafften auch seine Honda-Kollegen den Sprung in die Weltspitze.

Honda und Mick Doohan waren in den 90ern nicht zu stoppen, Foto: Milagro
Honda und Mick Doohan waren in den 90ern nicht zu stoppen, Foto: Milagro

1996 eroberte die Honda Racing Corporation bereits die ersten vier Ränge in der Fahrer-Weltmeisterschaft, in den beiden Folgejahren durfte man sogar jeweils einen Fünffacherfolg bejubeln. 1999 fand die Karriere des großen Mick Doohan mit seinem schweren Sturz in Jerez ein jähes Ende und so ebbte auch die Dominanz der Honda NSR500 langsam ab. Alex Criville gewann in diesem Jahr noch einen sechsten HRC-WM-Titel in Serie, ehe Kenny Roberts jr. im neuen Jahrtausend mit Suzuki die Honda-Dominanz durchbrach.

1: MV Agusta - Die Mutter aller Dominanzen

Als Gilera 1957 sein 500ccm-Projekt in der Motorrad-Weltmeisterschaft einstellte, schwang sich mit MV Agusta sofort ein neuer Dominator auf. Und der deklassierte fortan die Konkurrenz in einer Art und Weise, wie sie die Königsklasse wohl nie mehr erleben wird. Von 1958 bis 1974 gingen alle Fahrertitel an die Edelschmiede aus Varese.

MV Agusta dominierte auf nie mehr gesehene Art und Weise, Foto: MV Agusta
MV Agusta dominierte auf nie mehr gesehene Art und Weise, Foto: MV Agusta

Gary Hocking holte einen Titel, Phil Read zwei, John Surtees triumphierte in dieser Zeit drei Mal, Mike Hailwood gewann vier Weltmeisterschaften und Giacomo Agostini sahnte unglaubliche sieben Titel in Serie ab. MV Agusta fuhr mit seinen Maschinen regelrecht Kreise um die anderen Hersteller. Erst der Aufstieg der Zweitaktmotoren Mitte der 70er-Jahre brachte das Ende der Dominanz. Die Königsklasse gehörte fortan den japanischen Werken.