Es war eines der brisantesten Themen im MotoGP-Fahrerlager während der Saison 2023: die Reifendruckregel. Seit dem Silverstone-Grand-Prix im August wurden die Reifendrücke der MotoGP-Stars in Echtzeit während des Rennens kontrolliert. Wurde der Mindestdruck von 1,88 bar am Vorderreifen und 1,7 bar am Hinterreifen nicht während 50 (beziehungsweise 30 im Sprint) Prozent des Rennens eingehalten, wurden die Piloten einmalig mit einer Verwarnung belegt, bei weiteren Verstößen folgten Zeitstrafen.

Der Großteil des Feldes zeigte dieser Regel und dem Reifenlieferanten Michelin gegenüber Unverständnis. Der Reifendruck unterliege während eines Rennens starken Schwankungen und sei daher zu schwer zu kontrollieren. Die Folge: Viele der MotoGP-Piloten nutzten die Verwarnung beim erstmaligen Vergehen als 'taktischen Joker'. In der zweiten Saisonhälfte hagelte es zudem Zeitstrafen, die erst spät nach dem Rennen ausgesprochen wurden. Ein Durcheinander, welches die Verantwortlichen 2024 unbedingt verhindern wollen.

Ein Michelin-Hinterreifen
Höhere Reifendrücke sind bei den MotoGP-Stars unbeliebt, Foto: Michelin

Die zukünftige Lösung wurde bereits vor dem Saisonfinale 2023 erklärt: Ab dem ersten Grand Prix 2024 soll bei jedem Regelverstoß die sofortige Disqualifikation erfolgen. Doch die MotoGP-Stars wollen sich mit dieser Lösung nicht zufriedengeben und fordern eine Herabsenkung des Mindestwertes. Wie die Kollegen von crash.net erfahren haben, wird die Umsetzung der neuen Regel noch diskutiert.

Corrado Cecchinelli, Technik-Direktor der MotoGP, stellte klar, dass die Warnung für das erstmalige Vergehen jedoch nicht wiedereingeführt wird. Diskutiert wird jedoch die Rundenanzahl, in welcher der Druck in den MotoGP-Reifen abweichen darf. "Ja, die Warnung wird es nicht mehr geben", versicherte der Technikchef. "Was aber momentan noch diskutiert wird, ist der Anteil des Rennens, in denen der Mindestdruck eingehalten werden muss, sowie das Strafmaß bei einem Vergehen. Es könnte sein, dass von einer Disqualifikation abgesehen wird und dafür die Prozentzahl der Runden erhöht wird. Es ist auch möglich, dass der Mindestdruck noch verringert wird - das wird Michelin entscheiden."

Eine endgültige Entscheidung zur Reifendruckregel steht noch aus, Foto: LAT Images
Eine endgültige Entscheidung zur Reifendruckregel steht noch aus, Foto: LAT Images

Der Reifenlieferant der Königsklasse hatte die Festlegung der Mindestwerte mit Sicherheitsbedenken begründet - das Unterschreiten könnte einen Reifenschaden verursachen. Wie Cecchinelli bereits andeutete, steht nun jedoch ein Kompromiss im Raum. "Die Idee ist, den Minimaldruck zu verringern, dafür allerdings die Rundenanzahl, in der dieser Druck erreicht werden muss, zu erhöhen." Die Strafe der Disqualifikation ist laut Cecchinelli ebenfalls noch nicht abgesegnet. "Ich bin nicht wirklich in die Entscheidung involviert, aber ich denke, dass abgewogen wird, ob eine große Zeitstrafe eingeführt werden könnte", so Cecchinelli.

Mit der Entscheidung über die Vorgehensweise sollten die Verantwortlichen nicht mehr zu lange warten. Kommende Woche steht bereits der finale Wintertest in Katar an. Nur zwei Wochen später startet die Königsklasse in die neue Saison. Bis zum MotoGP-Auftakt bleiben den Regelhütern und Reifenhersteller Michelin noch exakt drei Wochen Zeit, um sich auf eine Lösung zu einigen.