Erster VR46-Pilot auf dem MotoGP-Podest, erster VR46-Polesitter und nun auch erster VR46-MotoGP-Rennsieger: Marco Bezzecchi erreicht am Sonntag in Argentinien einen weiteren Meilenstein in seiner noch jungen WM-Karriere. Lediglich 22 Grand-Prix-Starts benötigte der Italiener, um sich einen Platz in den Geschichtsbüchern der Königsklasse zu sichern - es war ein Triumph mit Ansage.

"Ich habe das heute morgen schon gespürt, ich habe mich richtig gut gefühlt", verrät Bezzecchi nach Rennende im MotoGP-Format 'After the Flag'. Das bisherige Wochenende in Argentinien hatte ihm ordentlich Selbstvertrauen verschafft: Platz drei im 2. Training und direkter Einzug in Q2, Platz zwei im Qualifying und schließlich erneut P2 im Sprint. "Als ich hier angekommen bin, habe ich mich sofort gut gefühlt. Ich war ab dem ersten Moment eins mit dem Bike. Ich wusste, dass ich gewinnen kann, wenn ich keinen Fehler mache."

Kurz nach dem Aufstehen dann aber der Schock für Bezzecchi: Über Nacht hatte es in Termas de Rio Hondo wieder begonnen, zu regnen. "Als ich das gesehen habe, war das katastrophal für meine Gefühlswelt. Ich war so gut im Trockenen und dachte, dass es im Regen deutlich schwieriger werden würde", gesteht er. Eine Befürchtung, die sich wenig später aber als falsch herausstellen sollte: Der VR46-Pilot fuhr im Warm Up eine überlegene Bestzeit, war im leichten Regen von Argentinien mehr als 0,4 Sekunden schneller als sein zweitplatzierter Teamkollege Luca Marini.

Bezzecchi-Sieg nur Kopfsache: Mental ein schweres Rennen!

"Ich war überrascht, aber ich habe mich im Warm Up unglaublich gut gefühlt. Dadurch habe ich meinen Glauben wiedergefunden und mir gesagt, dass ich es schaffen kann", gibt Bezzecchi weitere Einblicke in seine Gefühlswelt. Pünktlich zum Start des Argentinien-GP war sein kurzzeitig angeknoktes Selbstvertrauen also wieder zurück - und das zeigte er sofort: Noch vor der ersten Kurve schoss der VR46-Pilot in Führung und blickte anschließend nicht mehr zurück. Er distanzierte sich mit jeder Runde weiter vom restlichen Feld und fuhr einen dominanten wie ungefährdeten ersten MotoGP-Sieg ein.

Nur Alex Marquez, Pecco Bagnaia und Franco Morbidelli konnten halbwegs mit Bezzecchi mithalten, Foto: LAT Images
Nur Alex Marquez, Pecco Bagnaia und Franco Morbidelli konnten halbwegs mit Bezzecchi mithalten, Foto: LAT Images

"Es lief alles nach Plan", analysiert Bezzecchi. "Ich habe mich gut gefühlt auf dem Bike und versucht, so geschmeidig wie möglich zu fahren." Probleme bereitete ihm lediglich der eigene Kopf: "Mental sind diese Rennen wirklich nicht leicht, es war sehr hart. In der ersten Rennhälfte war es noch etwas leichter, weil ich gepusht habe, um mich abzusetzen. Danach war es aber schwerer. Ich habe mit mir selbst gesprochen, um konzentriert zu bleiben. Die letzten 14 Runden waren sehr lang."

Umso beeindruckender daher, mit welcher Abgezocktheit der 24-jährige Italiener das Rennen kontrollierte und zu Ende fuhr. "Glückwünsch an Marco, er war unglaublich. Er hat einen fantastischen Job gemacht und war vom Beginn des Wochenendes an sehr stark", lobte Johann Zarco. Ducati-Kollege Alex Marquez fand ähnliche Worte: "Marco war heute auf einem anderen Level. Als ich gesehen habe, dass er an mir vorbeigeht, habe ich schon 'Ciao' gesagt. Es war unmöglich, ihm zu folgen."

Bezzecchi nach Argentinien-GP neuer MotoGP-WM-Führender

VR46-Teamchef Pablo Nieto zeigte sich nach Rennende bei unseren Kollegen von 'ServusTV' fast sprachlos ob der überzeugenden Leistung seines Schützlings: "Das ist wunderbar, ein perfektes Wochenende. Wirklich unglaublich. Wir freuen uns rießig für Marco und das gesamte Team, wir sind überglücklich." Der Rennsieger selbst zeigte sich natürlich auch euphorisiert: "Es ist fantastisch. Etwas, das du nicht beschreiben kannst. Ich bin sehr glücklich. Nach einer langen Reise habe ich es endlich geschafft."

VR46 bejubelt den ersten MotoGP-Sieg der Teamgeschichte, Foto: LAT Images
VR46 bejubelt den ersten MotoGP-Sieg der Teamgeschichte, Foto: LAT Images

Durch den Patzer von VR46-Academy-Kollege und Freund Francesco Bagnaia, der auf Platz zwei liegend gestürzt und somit punktlos geblieben war, darf sich Bezzecchi nach dem zweiten Rennwochenende des Jahres 2023 sogar WM-Führender nennen. Mit 50 Punkten führt er das Klassement vor Bagnaia (41) und Zarco (35) an. "Das war erst das zweite Rennen", weiß der Italiener, "aber das ist natürlich ein schönes Gefühl. Ich hätte das nie erwartet und freue mich für das gesamte Team. Ohne sie, Valentino [Rossi, Anm.] und die VR46-Academy hätte ich das nie geschaft."