Am Samstag war Brad Binder noch der große MotoGP-Held beim Sprint in Termas de Rio Hondo. Der Südafrikaner zeigte eine Sensationsleitung und stürmte von Platz 15 aus nach Raketenstart zum Sieg. Einen Tag später erlebte der KTM-Pilot ein kurzes Vergnügen im Argentinien Grand Prix. Nach nicht einmal einer halben Runde auf der nassen Piste waren seine Chancen dahin.

"Ich hatte wieder einen ordentlichen Start und bin an ein paar anderen vorbeigekommen", berichtete Binder von einem eigentlich guten Beginn seines Rennes. Doch dann reichte schon eine Kleinigkeit, um seinen Sonntag zu ruinieren: "Dann gab es Kontakt in Kurve 3, da lösten sich zwei Flügel vom Bike. Da wurde ich hart durchgeschüttelt. Als ich zur nächsten Kurve gekommen bin, habe ich die Vorderbremse gezogen, aber sie ist leer durchgegangen und ich musste etwas daran pumpen. Glücklicherweise hatte ich schon damit gerechnet und deshalb etwas früher zu bremsen begonnen. Ich bin in die Kurve und fühlte einen kleinen Stoß von innen, der gerade so ausreichte, um das Bike umzuwerfen." Statt wie im Vortag in Führung lag Binder auf dem Hosenboden.

Von da an war sein Arbeitstag nur noch Training: "Es ist, wie es ist. Ich habe das Bike wieder aufgerichtet und weitergemacht. Verdammte 25 Runden lang bin ich allein gefahren. Ich bin ins Ziel gekommen, da wäre es schön gewesen, noch einen Punkt zu holen." Da es aber keinen einzigen Ausfall gab, kam Binder als 17ter und letzter ins Ziel. Eine Aufgabe kam für den Südafrikaner aber nicht in Frage: "Ich war nicht so langsam. Ich habe mit Mappings gespielt und es als eine Chance verstanden, dazuzulernen. Ich wollte nicht schon wieder stürzen. Falls es aus irgendeinem Grund einen Neustart geben sollte, dann musste ich bereit sein. Da muss man clever bleiben."

In den ersten beiden Wochenenden der MotoGP-Saison 2023 gab es bereits zahlreiche Kollisionen und vermutlich ebenso viele Beschwerden von Fahrern über die harte Gangart im Zweikampf sowie die Entscheidungen der Stewards. Der Kontakt, von dem Binder berichtete, wurde von Maverick Vinales ausgelöst. Der Aprilia-Pilot muss sich deswegen aber nicht auf den Groll des KTM-Piloten gefasst machen: "Der Kontakt mit Maverick war nur eine kleine Berührung. Das ist zu 100% ein Rennunfall. Wenn die Strecke nass ist, kann schon ein kleiner Wackler das bewirken." Die stark in der Kritik stehenden MotoGP-Stewards dürfte diese Einschätzung freuen, denn sie hatten in der Situation keine Strafe gegen Vinales ausgesprochen.