Die Wintertestfahrten vor der MotoGP-Saison 2016 liefen für Marc Marquez nicht nach Wunsch. Von der Spitze war er teilweise meilenweit entfernt, Stürze standen auf der Tagesordnung. Die neue Honda macht wie schon ihre Vorgängerin 2015 mächtig Probleme, die durch die überarbeiteten technischen Vorgaben mit neuen Reifen von Michelin und der Einheitselektronik für das gesamte Feld noch schwerer in den Griff zu bekommen sind.

Bei Marquez waren am allerletzten Testtag in Katar Fortschritte zu erkennen. Wie alle Spitzenpiloten fuhr auch er einen Longrun. Der fiel mit zwölf Runden zwar beispielsweise um neun Umläufe kürzer aus als der von Jorge Lorenzo, die Pace von Marquez stimmte aber allemal. Mit einer durchschnittlichen Rundenzeit von 1:56.064 Minuten war Marquez um 155 Tausendstelsekunden pro Runde schneller als Weltmeister Lorenzo.

Achterbahn Wintertests für Marquez und Honda

Dass derartige Zwischenerfolge bei den Wintertestfahrten aber nicht unbedingt von großer Bedeutung sein müssen, zeigte sich in diesem Jahr bereits einmal für Marquez. Auf Phillip Island waren er und Honda voll bei der Musik, nur um dann an Tag eins in Katar noch weiter als je zuvor 2016 von der Spitze entfernt zu sein. Marquez kann auf der aktuellen RC213V also bereits schnell sein, eine gute Pace auf jeder Strecke ist aktuell aber alles andere als sicher.

In Katar hatte Marquez mit der Honda-Crew noch viel zu besprechen, Foto: HRC
In Katar hatte Marquez mit der Honda-Crew noch viel zu besprechen, Foto: HRC

Das weiß der Repsol-Honda-Pilot selbst und blickt daher mit einer gehörigen Dosis Vorsicht in Richtung des Saisonauftakts in Katar. "Erst in der allerletzten Stunde am letzten Tag der Testfahrten habe ich mich erstmals in diesem Jahr wirklich wohlgefühlt auf dem Motorrad. Es hat mich natürlich gefreut, endlich ein Feeling für die Maschine zu haben und gute Rundenzeiten zu fahren. Wir müssen aber abwarten, wie es dann im Rennen aussieht", so Marquez gegenüber der offiziellen Seite der MotoGP.

In Anbetracht des bei den Testfahrten im Vergleich zum Vorjahr doch etwas ausgeglicheneren Kräfteverhältnisses machen Marquez die Probleme umso mehr Sorgen. In dem einen oder anderen Rennen Schadensbegrenzung zu betreiben, sei 2016 deutlich schwieriger. Grands Prix wie etwa im Vorjahr in Le Mans, wo Marquez mit einer praktisch unfahrbaren Honda immer noch den guten vierten Platz holen konnte, werde es so wohl nicht mehr geben: "Vergangene Saison konnte ich mit dem falschen Setup oder wenn ich mich generell einfach nicht so wohl gefühlt habe immer noch Vierter oder Fünfter werden. Das ist in diesem Jahr sicher anders. Du musst am Sonntag zu 100 Prozent bereit sein, sonst wirst du nur Achter, Neunter oder Zehnter."

2015 konnte sich Marquez in Katar nach seinem Ausritt in Kurve 1 sogar noch auf Rang fünf vorkämpfen, Foto: Repsol Honda
2015 konnte sich Marquez in Katar nach seinem Ausritt in Kurve 1 sogar noch auf Rang fünf vorkämpfen, Foto: Repsol Honda

Ducati und Suzuki heizen Honda ein

Marquez Einschätzung ergibt durchaus Sinn. Waren es im Vorjahr in der Regel nur die Werks-Yamahas, Teamkollege Pedrosa und eventuell die Werks-Ducatis, gegen die er sich zu Wehr setzen musste, wartet nun eine ganze Meute an weiteren Piloten nur darauf, die Dominatoren der letzten Jahre zu stürzen. Maverick Vinales etwa zeigte bei den Testfahrten groß auf, ebenso Danilo Petrucci, Hector Barbera oder Scott Redding auf den Kunden-Ducatis. "Ducati und Suzuki haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, dadurch gibt es nun so viele Fahrer, die um die Spitzenpositionen kämpfen können", bestätigt Marquez. Ob er nach wie vor einer von ihnen ist, zeigt sich erstmals am 20. März beim Saisonaufttakt in Katar.