In zwei Wochen hat die Kaffeesatzleserei für alle Fahrer, Fans, Experten, Verantwortlichen und Journalisten ein Ende. So lange dauert es noch bis zum heiß ersehnten Startschuss der MotoGP-Saison 2016. Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, hat Motorsport-Magazin.com die Resultate der neun Testtage in Sepang, auf Phillip Island und in Katar anhand des aktuellen Punktesystems in ein Meisterschaftsranking umgewandelt und zieht daraus erste Schlüsse für das Kräfteverhältnis 2016.

Vorab soll allerdings betont werden, dass die Ergebnisse der MotoGP-Testfahrten, wie auch in allen anderen Serien, mit Vorsicht zu genießen sind. Schließlich haben auch die Teams selbst nur über ihre eigenen Spritmengen, Reifenstints und Einstellungen während der Tests genaueste Kenntnis. Daher tappen nicht nur wir, sondern auch sie immer noch etwas im Dunkeln.

Titelkampf: Lorenzo vs. Vinales?!

Unglaublich, aber wahr: Jorge Lorenzo und Maverick Vinales heißen die großen Gewinner der MotoGP-Testfahrten 2016. Die beiden Spanier haben die Winter-Saison in der MotoGP dominiert und liegen in unserem Ranking daher auf den Plätzen eins und zwei. An vier von neun Testtagen hieß der Spitzenreiter am Ende Jorge Lorenzo, zudem wurde der Yamaha-Pilot ein Mal Zweiter und zwei Mal Dritter. Unterm Strich ergibt das 159 Punkte nach neun Tagen für Lorenzo.

Vinales' Bilanz kann sich aber ebenfalls sehen lassen. Er brauste zwei Mal zur Tages-Bestzeit und holte sich drei zweite Plätze sowie einen dritten Rang. Wäre er in Malaysia weiter vorne gestanden, hätte sich der Suzuki-Pilot womöglich zu unserem MotoGP-Wintertest-Champion 2016 krönen können. So fehlen Vinales auf Lorenzo gerade einmal 17 Punkte in der Endabrechnung. In Schlagdistanz zu den Top-2 befinden sich auch noch Valentino Rossi (119) und Marc Marquez (113).

Gefährlich: Das Pramac-Duo Scott Redding und Danilo Petrucci, Foto: Pramac
Gefährlich: Das Pramac-Duo Scott Redding und Danilo Petrucci, Foto: Pramac

Passt auf die Ducatis auf!

Doch keiner der Beiden konnte Schnelligkeit und Konstanz über den Winter so gut vereinen wie Lorenzo und Vinales, was den Punkterückstand erklärt. Stattdessen müssen Rossi und Marquez aufpassen, dass sie die Ducati-Meute in Schach halten. Scott Redding, Andrea Iannone, Hector Barbera und Danilo Petrucci lauern auf den Gesamtpositionen 5, 6, 8 und 9. Gesprengt wird das Ducati-Quartett nur von Cal Crutchlow, der sich bei den Testfahrten als zweitschnellster Honda-Pilot hinter Marquez etablierte.

Besonderes Augenmerk sollte man im Ducati-Rudel jedoch auf Petrucci legen, der wegen einer Verletzung die letzten drei Testtage verpasste, aber davor zwei Bestzeiten heraus fuhr und sich dadurch noch in den Top-10 unserer Wintertest-Meisterschaft platzieren konnte. Die anderen drei Ducati-Piloten, Iannone, Redding und Barbera konnten sich ihrerseits je ein Mal auf dem virtuellen Podest platzieren. Andrea Dovizioso wurde außerdem im Laufe der Testfahrten auch immer stärker und konnte sich damit hinter Dani Pedrosa noch auf Gesamtrang elf vorarbeiten. Die Tendenz zeigt für Dovizioso also nach oben.

Honda und Kunden-Yamahas im Nirvana

Andere hingegen versinken völlig im Mittelfeld. Das Tech3-Yamaha-Team um Bradley Smith und Pol Espargaro gehört beispielsweise dazu. Smith, 2015 noch eine der größten Überraschungen, holte am ersten Tag auf Phillip Island zwar den dritten Platz, aber dieser war einzig den Bedingungen geschuldet. Gar nur im Hinterfeld findet man die Satelliten-Hondas des MarcVDS-Teams um Jack Miller und Esteve Rabat wieder. Neun Punkte für Miller und sieben für Rabat lautet die magere Ausbeute nach den neun MotoGP-Testtagen 2016.

Richtig bitter verliefen die Testfahrten jedoch für Dani Pedrosa. An ihm wird die Honda-Krise besonders deutlich. Nur am allerersten Tag in Sepang war Pedrosa wirklich bei der Musik dabei, ansonsten blieb er bei den Testfahrten blass. Ein sechster Platz in Sepang blieb bei den restlichen acht Testtagen das Höchste der Gefühle für Pedrosa. Schon recht demoralisiert antwortete der sonst recht redselige Pedrosa nach den drei Tagen in Katar auf die Frage, ob Fortschritte gelungen sind, mit einem kurz angebundenen "Nein". In Malaysia, Australien und Katar spielte Pedrosa Honda-intern nur die dritte Geige hinter Marquez und Crutchlow.

Dani Pedrosa war in Katar mehr als bedient, Foto: Repsol
Dani Pedrosa war in Katar mehr als bedient, Foto: Repsol

Und was ist mit Stefan Bradl?

Aprilia und Stefan Bradl entpuppten sich als die Sorgenkinder der MotoGP-Testfahrten. In Sepang war man noch mit der RS GP aus der Saison 2015 unterwegs, auf Phillip Island verzichtete man zugunsten des Shakedowns des neuen Prototypen in Katar ganz. Bei den offiziellen Testfahrten in der Wüste wurde Bradl am Donnerstag Letzter und am Freitag Vorletzter. Einzig Suzuki-Testfahrer Takuya Tsuda war an diesem Tag noch langsamer. Ganz ohne Punktgewinn tauchen Stefan Bradl und Alvaro Bautista in unserem Ranking gar nicht erst auf.

MotoGP: Die Wintertest-Meisterschaft 2016

P.FahrerMAL 1MAL 2MAL 3AUS 1AUS 2AUS 3QAT 1QAT 2QAT 3Ges.
1.Lorenzo252025167251625159
2.Vinales556202520202516142
3.Rossi20102010131116811119
4.Marquez91316420256713113
5.Redding897137511132093
6.Iannone118869413201089
7.Crutchlow6111311111683988
8.Barbera1016510131011782
9.Petrucci13259252377
10.Pedrosa164108939261
11.Dovizioso32346910845
12.P. Espargaro41193845641
13.Smith161667440
14.A. Espargaro743156127
15.Hernandez232822524
16.Baz51014323
17.Stoner71118
18.Miller729
19.Rabat5117
20.Laverty22
21.Tsuda11