Honda im Niemandsland der MotoGP, Yamaha nur mit Lorenzo gut, Vinales hielt alleine die Suzuki-Ehre hoch, Aprilia nicht der Rede wert - die Testfahrten in Katar verdeutlichten einmal mehr in diesem Winter die überragende Form von Ducati. Die Roten scheinen auf dem besten Weg zu sein, die neue treibende Kraft in der MotoGP zu werden, und das nicht nur quantitativ, sondern nach vielen düsteren Jahren mit seltenen Erfolgen nun auch qualitativ.

An jedem einzelnen der drei Testtage in Katar bildete Ducati die größte Fraktion in den Top-10, stets konnte man vier Bikes unter den ersten Zehn der Tagesendabrechnung platzieren. Zeitweise wurden gar sechs Ducatis in den Top-10 geführt! Und dabei macht es auch keinen Unterschied, welche Modellgeneration verwendet wird. Nicht nur das Werksteam mit der neuen GP16 präsentierte sich stark, sondern auch Pramac mit der GP15 und Scott Redding, sowie Avintia mit der GP14.2 und Hector Barbera. Danilo Petrucci wäre ohne seine Verletzung ebenfalls ein Kandidat auf absolute Top-Platzierungen gewesen.

Die Platzierungen der Ducati-Fahrer bei den MotoGP-Tests in Katar

FahrerBikePos. MittwochPos. DonnerstagPos. Freitag
DoviziosoDucati GP167.6.8.
IannoneDucati GP164.2.6.
ReddingDucati GP155.4.2.
PirroDucati GP1517.20.16.
BarberaDucati GP14.26.5.9.
BazDucati GP14.215.12.13.
HernandezDucati GP14.214.14.11.
LavertyDucati GP14.220.17.20.

Andrea Dovizioso hat gut gearbeitet über den Winter, Foto: Ducati
Andrea Dovizioso hat gut gearbeitet über den Winter, Foto: Ducati

Die Gründe für den neuen Ducati-Aufschwung

Doch woher kommt diese neue Ducati-Stärke? Bei den Kundenteams ist das relativ schnell erklärt. Durch Ducatis Schritt in die Open-Kategorie mit Saisonbeginn 2014 konnten die Kunden-Mannschaften schon zwei Jahre lang Erfahrung im Umgang mit der Magneti-Marelli-Software sammeln. Davon profitiert nun auch das Werksteam um Andrea Dovizioso und Andrea Iannone spürbar. Zudem spielen die neuen Michelin-Reifen der Desmosedici in die Karten. Scott Redding und Hector Barbera wurden in Katar nicht müde zu betonen, wie wohl sie sich mit ihrem neuen Paket fühlen. "Katar war definitiv mein bester Wintertest", resümierte Barbera folgerichtig nach den drei Testtagen in der Wüste und Scott Redding frohlockt vor Zuversicht: "Mein Selbstvertrauen nimmt ständig zu."

Auch bei der Pace in den Longruns ist Ducati absolut bei der Musik. Andrea Dovizioso und Andrea Iannone fuhren in Katar 17 Runden am Stück und lagen dabei auf einem Niveau mit Valentino Rossi und Jorge Lorenzo. Lorenzo war nur minimal schneller, drehte aber auch 21 Runden. Die Erfahrungen der Katar-Longruns haben allerdings gezeigt: Hinten raus werden die Bikes immer schneller. Ein Phänomen, das auch bei Ducati auftritt. Dovizioso fuhr am dritten Tag seine schnellste Runde in seinem allerletzten Umlauf. Es wäre wohl also noch schneller gegangen für die Roten.

Ducati jetzt Sieg-Favorit für Katar

Nachdem man schon im Vorjahr ein erstes Wörtchen im Kampf um den Sieg in Katar mitredete, geht Ducati nach den Wintertests als Favorit in den Saisonauftakt, die Top-Form von Lorenzo und Vinales hin oder her. Andrea Iannone versucht sich nach den Testfahrten vorerst noch im Understatement: "Wir müssen uns für das Rennen noch einige Dinge genauer ansehen, aber unsere Karten sind nicht so schlecht. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns am Rennwochenende noch steigern können."

Offensiver trägt da schon Andrea Dovizioso seine Ambitionen für den Auftakt zur Schau. "Ich bin für das Auftaktwochenende sehr zuversichtlich", so der erfahrene Italiener. 2015 unterlag Dovizioso nur hauchdünn im Kampf um den Sieg gegen Valentino Rossi. Doch damals galt Ducati noch wegen der unausgereiften GP15 als Underdog. Die Rollen haben sich jedoch, das haben die Wintertests gezeigt, zugunsten der Roten verändert.