Alex Marquez führt die MotoGP-Weltmeisterschaft nach fünf Rennwochenenden an, die größte Überraschung der bisherigen Saison ist aber wohl dessen Ex-Arbeitgeber Honda. Im vergangenen Jahr noch weit abgeschlagen, gelang den Japanern 2025 nämlich der Sprung ins vordere Mittelfeld der Königsklasse. In Katar schrammte Johann Zarco als Vierter sogar nur knapp am Podium vorbei und auch in Jerez deutete Joan Mir das Potenzial der neuen RC213V wieder an, ehe er im Zweikampf mit Franco Morbidelli um Platz fünf zu Sturz kam.

Umso mehr dürften Honda-Fans hellhörig geworden sein, als Luca Marini am Rande des Katar-Grand-Prix verkündet hatte, dass im Jerez-Test ein "größeres Update" kommen solle. Würde Honda damit sogar noch weitere Fortschritte machen? Etwa die Führung im eng umkämpften Mittelfeld übernehmen und die Lücke zu Dominator Ducati verringern? Berechtigte Hoffnung war da, während des Jerez-Wochenenden setzte allerdings Ernüchterung ein.

Honda testet neues Bike mit Wildcard im Spanien-GP

Denn Testfahrer Aleix Espargaro hatte die geupdatete Honda RC213V bereits beim Spanien-GP im Einsatz, nahm bei seinem Heimrennen in Vorbereitung auf die anschließenden Testfahrten am Montag als Wildcard teil - und sein Feedback fiel bereits nach dem Trainingsfreitag nicht gerade positiv aus, nachdem er diesen auf Platz 21 beendet hatte, ganze 1,401 Sekunden hinter dem Tagesschnellsten Alex Marquez und 0,857 Sekunden hinter der bestplatzierten Honda von LCR-Pilot Johann Zarco.

"Die Unterschiede sind nicht groß, das Bike ist wirklich nicht so verschieden. Ich habe nur einen anderen Motor", teilte Espargaro der versammelten MotoGP-Presse zunächst mit. Keine größeren Aero-Updates oder Ähnliches also, lediglich ein neuer Antrieb. Doch das müsste zumindest auf dem Papier nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein, war fehlende Motorleistung in den vergangenen Monaten doch eine der zwei großen Schwächen Hondas. Das Problem: Das neue Aggregat stellte nicht den erhofften Fortschritt dar.

Aleix Espargaro war auf den Jerez-Geraden kein Topspeed-Monster, Foto: Honda Racing Corporation
Aleix Espargaro war auf den Jerez-Geraden kein Topspeed-Monster, Foto: Honda Racing Corporation

Aleix Espargaro enttäuscht: Neue Honda floppt in Jerez

"Wir wollten mit dem neuen Motor mehr Drehmoment erzeugen. Leider waren die Resultate heute aber nicht so, wie wir uns das erhofft hatten", gestand Espargaro, der am Freitag mit einer Höchstgeschwindigkeit von 288,7 km/h auf dem letzten Platz der Topspeed-Wertung landete. "Das ist zum Teil auch meine Schuld, weil der Messpunkt auf dieser Strecke sehr spät kommt und ich auf der Bremse einfach nicht auf dem Niveau von Joan oder Johann war", räumte der HRC-Testfahrer ein, "aber wir hätten uns dennoch etwas mehr Motorleistung erhofft. In Japan sahen die Zahlen in der Fabrik gut aus, aber auf der Strecke fehlte dann doch etwas. Wir arbeiten daran. Ich hoffe, dass wir morgen noch ein paar Dinge ausprobieren und noch etwas Leistung finden können."

Das klappte offenbar nur bedingt. Im Sprint wurde Aleix Espargaro zwar noch mit verbesserten 295,8 km/h geblitzt, allerdings auch mit Windschatten und mit diesem im Petto schafften Joan Mir und Johann Zarco mit dem alten Motor zeitgleich sogar 300 km/h bzw. 299,1 km/h. Wenig überraschend kommt daher auch das Fazit Mirs nach dem Jerez-Test. "Ich konnte den Motor von Aleix ausprobieren und muss sagen, dass er sicherlich keine Revolution ist", begann der Weltmeister von 2020, fand anschließend aber doch ein paar positive Worte: "Ich glaube, dass er schon ein kleiner Schritt ist. Wir müssen uns jetzt nur sicher werden, dass uns dieser Motor langfristig auch keine Probleme machen wird, weil wir jetzt eine funktionierende Basis haben."

Honda-Piloten kämpferisch: Auch ohne neuen Motor noch Fortschritte möglich!

Unwahrscheinlich also, dass Honda den neuen Motor bei den kommenden Rennwochenenden in Le Mans und Co. einsetzen wird. Stattdessen dürften Espargaro und Takaaki Nakagami zunächst weitere private Testfahrten damit absolvieren. Ein kleiner Rückschlag für HRC, bei Weitem allerdings kein Drama. "Ich glaube, dass wir aus unserem Bike noch einiges rausholen können", wollte Mir nichts von Stagnation wissen und auch Zarco stimmte zu: "Ich brauche den neuen Motor momentan nicht unbedingt, denn wir können uns auch so noch verbessern, indem wir uns ein besseres Gefühl mit der Motorbremse verschaffen und generell den gesamten Zeitraum von der Bremsphase bis zum Kurvenscheitel verbessern."

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In Jerez bereits einen deutlichen Fortschritt gemacht hat dagegen Yamaha, das mit Fabio Quartararo auf dem Podium landete. Wieso der Franzose vor seinem Heimrennen in Le Mans (9. - 11. Mai) dennoch vor überzogenen Erwartungen warnte, erfahrt ihr hier: