Fabio Quartararo war der Mann des MotoGP-Samstages in Jerez. Völlig überraschend sicherte sich der 26-jährige Franzose mit einer Fabelrunde die Pole Position - seine erste seit Anfang 2022 in Mandalika. Ein enormer Erfolg für den einstigen Qualifying-Spezialisten der Königsklasse, doch der Jubel währte nur wenige Stunden. Denn im Sprint am Samstagnachmittag landete Quartararo auf dem Hosenboden. Einer verpassten Chance auf ein selten gewordenes Topresultat trauerte er aber schon damals nicht nach - vermutlich auch wissend, dass am Sonntag ja noch das Hauptrennen der MotoGP anstand.

Und im Spanien-Grand-Prix sicherte sich Quartararo dann auch den verdienten Lohn für ein in Summe bärenstarkes Wochenende. Als Zweiter musste er sich einzig dem Debütsieger Alex Marquez geschlagen geben, hielt vielmehr Francesco Bagnaia 15 Runden lang in Schach und kehrte damit nach anderthalb langen Jahren auf das Grand-Prix-Podium zurück. Letztmals hatte Quartararo dort im Herbst 2023 beim Indonesien-GP gestanden.

Fabio Quartararo beendet in Jerez lange Yamaha-Leidenszeit

"Meine Gefühle sind nicht von dieser Welt", strahlte 'El Diablo' völlig zurecht im MotoGP-Format 'After the Flag'. Er hatte schließlich auch die Serie von sechs reinen Ducati-Podien in Serie beendet, zuletzt stand mit Pedro Acosta (KTM) beim Thailand-GP 2024 ein Fahrer eines anderen Herstellers auf dem Rostrum. "Ich freue mich nicht nur über dieses Podium, sondern über all die Momente, die wir während dieses Wochenendes erlebt haben. Das war unglaublich. Erst die Pole Position, dann das Rennen nach drei Jahren mal wieder anzuführen und jetzt das Podium. Ich hatte total vergessen wie es sich anfühlt, mit diesen Jungs zu kämpfen, das ist ein großartiges Gefühl!"

Es waren für Quartararo die ersten Führungsrunden in einem Hauptrennen seit dem Sachsenring 2022. Damals noch auf Weltmeisterschaftskurs, waren er und Yamaha in den vergangenen zweieinhalb Jahren dann jedoch von der MotoGP-Spitze bis ins hintere Mittelfeld abgestürzt. Selbst Top-Zehn-Resultate wurden 2024 plötzlich zur Seltenheit. Doch in diesem Jahr scheint es nun endlich wieder bergauf zu gehen.

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"Wir haben mit unserem Bike schwierige Zeiten durchgemacht, aber innerhalb unserer Garage haben wir nie aufgegeben. Es ist immer einfacher zum Training zu gehen, wenn du gewinnst. Immer 100 Prozent zu geben, wenn du gerade eine schwere Zeit durchmachst, ist dagegen sehr schwierig", sprach Quartararo wenig überraschend von mental herausfordernden Monaten und Jahren. "Ich habe aber nie aufgehört, mein Bestes zu geben. Daher freue ich mich jetzt umso mehr über dieses Podium", erklärte der Mann, der nach Rennende auch zum ersten 'Rider of the Race' in der MotoGP-Geschichte gewählt wurde.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP)
Fabio Quartararo sammelte in Jerez erstmals seit 2022 wieder Führungskilometer, Foto: Tobias Linke

Yamaha-Aufschwung? Quartararo warnt: Gleiches Bike wie in Katar!

Die Fans zollten Quartararo also großen Respekt für seine beeindruckende Performance. Doch die große Frage lautete nach dem Spanien-GP natürlich: Wie war das überhaupt möglich? Schließlich lauteten die bisherigen Grand-Prix-Platzierungen des Yamaha-Piloten in der laufenden Saison 15, 14, 11 und 10. Es lag wohl einzig am Fahrer. "Das war so ein Wochenende, wo du ankommst und direkt schnell bist. Ich habe mich sofort gut gefühlt und das bis zum Ende aufrechthalten können", spart Quartararo nicht mit Eigenlob.

Einen Durchbruch scheint es bei Yamaha also nicht gegeben zu haben, das zeigen auch die Resultate der restlichen M1-Piloten in Jerez. Jack Miller kämpfte nur am hinteren Ende der Top-Ten, ehe ihn ein technisches Problem zur Aufgabe zwang und Alex Rins landete nach zwei heftigen Stürzen im Training nur auf Platz 13, sogar hinter dem gecrashten Marc Marquez. "Wir sollten unsere Erwartungen gering halten, denn das ist das gleiche Bike der letzten Rennen. Und wir wissen, welch große Probleme wir zuletzt in Katar hatten", tritt daher auch Quartararo selbst auf die Euphoriebremse. "Wir müssen ruhig bleiben und einfach das Beste daraus machen, wenn sich Möglichkeiten ergeben. Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass sich solche Ergebnisse nicht ohne Weiteres wiederholen lassen."

Worte, die Fans des MotoGP-Weltmeisters von 2021 nicht gerne hören bzw. lesen werden, gerade vor dessen Heimrennen in Le Mans in zwei Wochen (9. - 11. Mai). Doch es gibt zumindest auch verhaltenen Grund zur Hoffnung. "Das ist eine gute Strecke für mich und ich glaube, dass es ein ähnliches Wochenende wie hier werden könnte", erklärt Quartararo, der sich bewusst im Erwartungsmanagement übt: "Ich will einfach nicht zu euphorisch sein. Denn wenn ich das Podium jetzt wieder als Ziel ausgebe, werde ich enttäuscht sein, wenn wir [nur] Fünfter werden."

Was glaubt ihr, was für 'El Diablo' vor heimischen Fans möglich ist? Folgt das nächste Top-Ergebnis oder bleibt Jerez eine Eintagsfliege? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!