Volle Hütte, zehntausende Fans auf den Tribünen und bestes Wetter: Eigentlich war am Samstag in Jerez alles angerichtet für die fünfte Pole Position in Serie von Lokalmatador Marc Marquez und eine große spanische MotoGP-Party. Doch ein Mann hatte das Memo scheinbar nicht erhalten: Fabio Quartararo. Der Weltmeister von 2021 sorgte im Qualifying für die große Sensation, schnappte sich mit einer Wunderrunde seine erste Pole Position seit Anfang 2022. Statt Rot jubelte plötzlich Dunkelblau, die Ducati-Dominanz in der laufenden Saison war gebrochen.
Fabio Quartararo bejubelt Fabel-Pole in Jerez: Toll, wieder zurück zu sein!
"Ich wusste, dass ich nach meinem ersten Run noch etwas in Reserve hatte, aber ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich noch vier Zehntel aus meiner Tasche schütteln könnte", strahlte Quartararo selbst auch einige Stunden später noch in seiner Medienrunde. Nach mehr als drei Jahren wieder ganz vorne zu stehen, bedeutete dem einstigen Qualifying-Spezialisten der MotoGP offenbar so einiges: "Ich bin verdammt glücklich mit meinen Runden, ich bin super happy. Und auch mental tut es wirklich gut, wieder auf der Pole Position zu sein."
Zu diesem Zeitpunkt wusste Quartararo allerdings auch schon, was rund drei Stunden später im Sprint passieren sollte. Konnte er die Führung nach dem Start in der ersten Kurve noch gegen Marquez verteidigen, landete der Yamaha-Star nur anderthalb Runden später in Kurve sechs auf dem Hosenboden. Quartararo verlor beim Versuch, auf der Außenbahn gegen Marquez gegenzuhalten, die Kontrolle über das Vorderrad und rutschte ins Kiesbett. Der Sprint war beendet, der verdiente Lohn für eine bärenstarke Vorstellung im Qualifying ausgeblieben.
Fabio Quartararo in ungewohnter Umgebung: Drei Jahre ohne Führungskilometer!
Anstatt einer verpassten Chance auf ein Spitzenresultat nachzutrauen, zeigte sich Quartararo am Samstagnachmittag aber höchsterfreut. "Für mich ist das ein wirklich positiver Tag", bilanzierte er auf Nachfrage eines Journalisten. "Wir hatten eine starke Pace, haben die Pole Position geschafft und das Rennen einige Zeit angeführt, wenn auch nur kurz. Natürlich wollte ich aufs Podium kommen, aber wir hatten dieses Gefühl, an der Spitze zu kämpfen, schon so viele Jahre nicht mehr. Das war wie neu für mich", schwärmte der 26-jährige Franzose.
So weit vorne im Feld hatte Quartararo zuletzt beim Indonesien-GP 2023 gekämpft, als er als Dritter sein bislang letztes Grand-Prix-Podium einfuhr. Seither ging bei Arbeitgeber Yamaha nicht mehr viel zusammen, lediglich dreimal reichte es im Sprint zu Platz fünf. Umso mehr wollte 'El Diablo' diese einmalige Gelegenheit nun aber nutzen und das Unmögliche möglich machen. "Ich war von der ersten Runde an über dem Limit unterwegs", verriert er und erklärte mit Blick auf seinen Sturz: "Ich wollte so nah wie möglich an ihm [Marc Marquez, Anm.] dranbleiben. Ja, ich habe die Front recht schnell verloren, aber ihr wisst doch: Ich war drei Jahre lang nicht mehr in dieser Situation, ein Rennen anzuführen. Es war mir komplett egal!"

"Wenn ich es mir hätte aussuchen können, wäre ich natürlich lieber erst vier Runden später gestürzt, aber wir kämpfen nicht um die Weltmeisterschaft. Für uns geht es momentan um gar nichts, daher war das Ziel heute einfach nur, Spaß zu haben", fuhr Quartararo fort. Dieses Vorhaben konnte er umsetzen, auch wenn die Freude während dem Rennen nur kurze Zeit wehrte. "Es ist nur ein Überholmanöver, aber überhaupt in der Lage zu sein, Marc in der ersten Kurve zu überholen, das Rennen anzuführen und vorne zu bleiben … es waren nur zwei Minuten, aber in meinem Kopf hat sich das wie mehrere Jahre angefühlt."
Was geht für Fabio Quartararo in Jerez am Sonntag?
Die große Frage lautet nun natürlich: War das nur eine Eintagsfliege oder kann Quartararo jetzt wieder häufiger an der Spitze mitkämpfen? Zumindest im Spanien-GP (27.04., Start 14:00 Uhr) traut sich der einmalige MotoGP-Weltmeister einiges zu: "Wir waren das gesamte Wochenende über schnell und haben die Pace, um das Podium zu kämpfen. Wir werden sehen, wie mein Gefühl morgen sein wird, aber ich werde ganz sicher alles geben, um mit diesen Jungs da vorne zu kämpfen!"
Was glaubt ihr: Wo landet Fabio Quartararo im Spanien-GP? Gelingt ihm ein Podium, ist gar der Rennsieg möglich oder endet auch das Rennen am Sonntag im Kiesbett? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!
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