Fabio Quartararo durfte in Indonesien ein starkes MotoGP-Wochenende bejubeln. Nach einem guten fünften Rang im Sprint ging es im Grand Prix als Dritter sogar auf das Podest, nur vier Zehntel hinter Sieger Francesco Bagnaia. Doch genau hier liegt auch das Problem: Obwohl der Franzose der schnellste Mann aus dem Spitzentrio mit Bagnaia und Maverick Vinales war, konnte er zu keinem Zeitpunkt zum Überholmanöver ansetzen. Die Yamaha hat weiterhin eine eklatante Schwäche im Verkehr.

"Wenn du weißt, dass du um das Podest kämpfen kannst, dann willst du immer mehr. Wir haben immer noch unsere Schwächen, aber wenn wir es auf das Podest schaffen können, dann ist das gut" berichtete Quartararo von seinen gemischten Gefühlen. Das Positive kam bei seiner Rennbetrachtung allerdings nicht zu kurz: "Für mich ist das das beste Podium in diesem Jahr. In Indien lag ich acht oder neun Sekunden hinter Bezzecchi. In Amerika war ich auch etwas zu weit von den Führenden weg. Heute habe ich die ersten zwei wirklich eingeholt. Das ist mir aufgrund meines Speeds gelungen und nicht aufgrund der Umstände des Rennes. Es ist also mit Abstand das beste Podium des Jahres."

Den Grundstein für sein gutes Rennen legte er schon mit einer Erkenntnis vor dem Start: "Im Warm Up fühlte sich der Medium-Reifen nicht gut an, besonders in den ersten Runden. Auf der Aufwärmrunde habe ich dann den Hinterreifen stark zum Durchdrehen gebracht, um ihn aufzuwärmen. Nach zwei bis drei Runden war es [die Reifentemperatur, Anm. d. Red.] dann in Ordnung." Als die Aufwärmphase vorbei war, setzte er zur unvollendeten Aufholjagd an: "Die Pace in der zweiten Rennhälfte war gut, aber traurigerweise konnte ich keinen Überholversuch wagen. Aber es war ein gutes Rennen für uns. Ich glaube ich war 3,5 Sekunden hinter Pecco [Bagnaia] nach der ersten Rennhälfte und kam dann sehr dicht dahinter ins Ziel."

Quartararo: Keine Chance Vinales zu überholen

Zwischen dem Yamaha-Piloten und Weltmeister Bagnaia spielte Aprilia-Pilot Maverick Vinales die Straßensperre. In der letzten Runde wurde es noch einmal eng, aber Quartararo wollte das Podest nicht riskieren: "Maverick gab alles. Für mich war es schwierig, es da zu versuchen. Er war wirklich am Limit. Für uns war es schon ein großartiges Rennen, aber es gab keine Chance zu überholen, es wäre sehr riskant gewesen es auch nur zu versuchen."

Überholen mit der Yamaha ist seit Jahren so gut wie unmöglich. In Mandalika war dies mit dem Sieg vor Augen umso bitterer. Erneut sang Quartararo sein altbekanntes Klagelied: "Ich pushte wie die Hölle. Wenn wir allein fahren, kann ich meinen Fahrstil anwenden und dann ist es gut, aber hinter jemand anderem müssen wir komplett anders als die Ducati oder Aprilia fahren. Das einzige Bike, das ich heute überholt habe, war Aleix [Espargaro], weil er mit dem weichen Hinterreifen große Probleme hatte. Wir können nicht überholen, das müssen wir verbessern." Seine Forderung an das japanische Werk ist ebenfalls nicht neu: "Das kommt auch von der Motorleistung. Uns fehlt es in vielen Bereichen, aber ich wäre sehr froh über mehr Leistung, um am Ende der Geraden etwas näher dran zu sein, damit ich beim Bremsen einen Versuch wagen kann."

Quartararo machte Jagd auf die Führenden, kam aber einfach nicht vorbei, Foto: LAT Images
Quartararo machte Jagd auf die Führenden, kam aber einfach nicht vorbei, Foto: LAT Images

Qualifying bestimmt das Yamaha-Wochenende

Die größte Baustelle verortete der 24-Jährige überraschenderweise nicht beim eingebauten Überholverbot der M1. Das Problem entsteht schon vor dem Rennen: "Um ehrlich zu sein ist der Schwachpunkt der ganzen Saison das Qualifying. Ich war öfter außerhalb als in Q1. Wenn ich aus der zweiten Reihe starte, dann fahre ich auf das Podest: In Amerika, in Indien und auch im Sprint in Assen. Hier müssen wir uns verbessern. Das Bike muss immer in den ersten beiden Startreihen stehen. Allein fahrend ist unsere Pace gut." Im Gegensatz zur Überholproblematik hatte er für dieses Problem aber noch keinen Lösungsansatz parat.

Trotz der fortwährenden Probleme bei Yamaha hat Quartararo nun immerhin zwei Podestplätze aus den letzten drei Rennen eingefahren. Er hofft, dass dies wenigstens psychologisch eine positive Wirkung bei der Bewältigung des deutlichen Rückstands auf die europäischen Marken haben wird: "In den letzten drei Rennen waren es jetzt zwei Podestplätze. Damit können wir zufrieden sein, gemessen an dem, was wir haben. Hoffentlich gibt das Yamaha einen Schub, sich für größere Aufgaben vorzubereiten." Was er damit meint, ist klar: Den Sieg, der nur 4 Zehntel weg und dennoch unerreichbar war.