Angesichts der Überlegenheit von Oscar Piastri und Lando Norris in der ersten Formel-1-Saisonhälfte stellte sich im Juli die Frage: Können die Papayas die Red-Bull-Dominanz von 2023 übertreffen? Jetzt, drei Monate später, lautet die Antwort: eher nicht.

McLaren hat sich zwar in Singapur vorzeitig den Konstrukteurstitel gesichert, aber von der Dominanz in der ersten Saisonhälfte – in 9 von 12 Rennen siegte ein McLaren-Pilot – ist wenig geblieben. In den letzten sechs Rennen (Spa, Budapest, Zandvoort, Monza, Baku und Singapur) stand dreimal ein McLaren-Pilot auf dem Siegerpodest. Motorsport-Magazin.com hat sich die aktuellen McLaren-Baustellen angesehen.

Baustelle - Weiterentwicklung

Bisher galt der MCL39 als bester Allrounder im Formel-1-Feld, während der RB21 lediglich auf Low-Downforce-Kursen mit wenig Reifenverschleiß zurechtkam. Doch diese Aussage ist längst überholt. In Singapur, einer Strecke auf der Lando Norris 2024 dominierte, mussten sich beide McLaren-Fahrer ein Jahr später Mercedes und Red Bull geschlagen geben. Anders als in Baku, wo McLaren immer noch schnell genug war, um mitzumischen, hätten die beiden Fahrer einen besseren Job gemacht, war der MCL39 im Singapur-Qualifying einfach nicht schnell genug.

"Die Pole-Runde von George Russell war außerhalb unserer Liga", bestätigte Lando Norris. Singapur zeigte deutlich: Die Konkurrenz hat auf McLaren aufgeholt. Während die Papayas den Fokus längst auf 2026 gerichtet haben – das letzte Update gab es in Monza – brachte die Konkurrenz weiterhin Updates an die Strecke. Red Bull hat seit dem Österreich GP in jedem Rennen neue Teile an die Strecke gebracht. In Singapur hatte man einen neuen Frontflügel am Start, der Max Verstappen in die Lage versetzte, McLaren auf einer Strecke mit maximalem Abtrieb zu schlagen.

Selbst Andrea Stella räumte ein, dass Red Bull die Hauptschwächen des RB21 in den Griff bekommen hat. Entsprechend verteidigt Red-Bull-Teamchef Laurent Mekies den Schritt, die Weiterentwicklung des aktuellen Autos nicht einzustellen: "Natürlich hat das zweifellos Auswirkungen auf das Projekt für 2026, aber wir halten es für den richtigen Kompromiss für uns, ohne zu beurteilen, was die anderen tun." Im Gegensatz dazu muss McLaren mit seiner Entscheidung, die Entwicklung eingestellt zu haben, leben und mit der durch Updates wiedererstarkten Konkurrenz bis zum Saisonfinale im Abu Dhabi klarkommen.

Baustelle – Boxenstopps

Während der Entwicklungsstopp bei McLaren nachvollziehbar ist, gibt es eine Sache, die es nicht ist: McLarens schlechte Boxenstopps. Mittlerweile ist es offensichtlich, dass man damit ein gravierendes Problem hat. McLarens Fehlerquote liegt dieses Jahr bei über 25 %, sprich jeder vierte Boxenstopp ging bisher schief. Zum Vergleich: 2024, als sich McLaren erstmals nach 26 Jahren wieder zum Konstrukteursweltmeister krönte, lag die Fehlerquote bei 11 %.

"Wir wissen, dass in puncto Equipment Verbesserungspotenzial besteht, sowohl bei der Hardware als auch am Auto", erklärte Stella. Allerdings scheint ein Teil des Problems auch darin zu liegen, dass McLaren auf schnelle Boxenstopps setzt - auf Kosten der Konstanz. Oder woran liegt es, dass McLaren sowohl die drei schnellsten Stopps des ganzen Feldes (alle drei unter 2 Sekunden) ablieferte und zugleich die höchste Fehlerquote aufweist.

Baustelle – Papaya Rules?

Auch die Papaya Rules stellen für viele F1-Experten und Fans eine Baustelle dar. McLaren's Strategie, beide Fahrer im Titelkampf fair zu behandeln, sorgt natürlich für Diskussionsstoff – sowohl innerhalb des Teams als auch in den Medien. Ob die Papaya Rules tatsächlich eine Baustelle waren, wird man wohl erst nach dem Rennen in Abu Dhabi sagen können.