Lachnummer, klammer Fan-Liebling, Formel-1-Dominator: Die letzten Jahre bei McLaren hatten es in sich. 2024 sicherte sich McLaren zum ersten Mal seit 1998 wieder den Konstrukteurstitel, 2025 folgte die Titelverteidigung und zwar schon nach dem 18. Saisonrennen in Singapur. Motorsport-Magazin.com blickt auf McLarens unglaubliche Erfolgsstory.

2010: Ein einschneidendes Jahr

Der stolze Rennstall aus Woking war nach anderthalb Jahrzehnten des Werksteamdaseins nur noch Kunde. Der Wechsel machte sich für den Rennstall vielmehr auf dem Bankkonto bemerkbar als auf der Stoppuhr. In den ersten Jahren fuhr Mercedes-Kunde dem Werksteam klar davon und als Lewis Hamilton im Winter 2013 von McLaren zu Mercedes wechselte, sprachen viele vom Karriereende des Supertalents. Doch es kam anders: Hamilton holte mit Mercedes ab 2014 Sieg um Sieg, McLaren eilte von Tiefschlag zu Tiefschlag. Erst Ende 2021 holte McLaren wieder einen GP-Sieg, doch aus eigener Kraft waren Siege erst 2024 wieder realistisch.

Ausfall von Fernando Alonso beim Kanada GP 2015
Die Zeit mit Honda-Motor waren geprägt von Ausfällen, Foto: imago/HochZwei
Ausfall von Fernando Alonso während Brasilien GP 2015
Der Ausfall von Fernando Alonso in Brasilien ..., Foto: imago/HochZwei
Fernando Alonso verfolgt das Rennen nach seinem Ausfall Platz im Campingstuhl
führte zu einem der legendärsten Fotos der jüngeren F1-Geschichte, Foto: imago/HochZwei

2013: Beginn des F1-Abstiegs

Den Abstieg in der Saison 2013 schob McLaren auf einen Ausrutscher beim Fahrzeugkonzept und teils auch auf Hamilton-Nachfolger Sergio Perez, der nach einem Jahr wieder gehen musste. Auch Teamchef Martin Whitmarsh musste gehen, sein Nachfolger hieß Eric Boullier. Als es 2014 unwesentlich besser lief, kam 2015 Honda ins Spiel. McLaren hoffte auf ein Wiederaufleben der dominanten Senna-Prost-Zeiten, stattdessen rutschte McLaren-Honda auf den vorletzten Platz ab. Seitens McLaren war der Schuldige schnell gefunden: der Honda-Motor.

Das größte Problem war aber, dass sich McLaren selbst belog. Man glaubte fest daran, ein gutes Auto gebaut zu haben. Jahr für Jahr. Bis mit dem Wechsel zu Renault-Motoren die Einsicht kam. Honda gehen zu lassen, war eine der größten Fehlentscheidungen der Formel-1-Geschichte. Mit dem japanischen V6-Motor gingen auch zahlreiche Millionen Sponsorengelder. Nicht nur, dass das Geld fehlte, Renault wollte auch noch teuer bezahlt werden. Es war vielleicht der größte Fehler, den McLaren-CEO Zak Brown als McLaren-Mann begangen hatte.

Als McLaren auch mit Renault-Triebwerken nicht wirklich konkurrenzfähiger wurde, musste Teamchef Eric Boullier gehen. Nach einer kurzen Übergangsphase mit Gil de Ferran wurde Andreas Seidl von Porsche rekrutiert. Letzterer und Zak Brown bildeten das Fundament für den rasanten Aufstieg. Ihnen war klar, dass es Maßnahmen in der Infrastruktur brauchte, sprich ein neuer Simulator und ein eigener Windkanal mussten her. Doch McLaren fehlte das nötige Geld. "Wir standen kurz vor der Insolvenz", gestand Brown später. Es folgte einer seiner wichtigsten Schachzüge: Er brachte die Top-Teams dazu, die Budgetobergrenze von 175 auf 145 Millionen abzusenken.

Andreas Seidl und Zak Brown am McLaren-Kommandostand
Brachten McLaren zurück auf die Erfolgsspur: Andreas Seidl und Zak Brown, Foto: IMAGO/PanoramiC

2021: Zurück zu Mercedes

2021 startete McLaren mit Mercedes-Motoren in die neue Ground-Effect-Ära. Der große Sprung blieb auch aus, weil Daniel Ricciardo als Ersatz von Carlos Sainz enttäuschte. 2022 fiel McLaren sogar erstmals seit Seidls Dienstantritt aus den Top-4, doch das Team handelte rechtzeitig. Mit Lando Norris und Oscar Piastri setzte McLaren auf ein unkompliziertes, junges und dynamisches Duo. Als Seidl Ende 2022 McLaren auf eigenen Wunsch in Richtung Audi verließ, sahen viele den jahrelangen Wiederaufbau bei McLaren schon als gescheitert an.

2025: McLarens Jubiläumstitel

Doch Seidls Nachfolger Andrea Stella war ein echter Glücksfall für den Rennstall. Nach dem desaströsen Saisonstart 2023 musste Technik-Direktor James Key gehen, doch Stella beruhigte die Gemüter. Ein großes Update beim Österreich GP 2023 läutete die endgültige Trendwende ein. McLaren beendete die Saison noch auf Rang vier. 2024 wiederholte sich das Spiel fast - nur auf höherem Niveau. Das Miami-Update katapultierte McLaren zurück an die Spitze. In Singapur holte man den 10. Konstrukteurstitel der Teamgeschichte, den zweiten in Folge holte.

Auch die Fahrer-WM ist McLaren nicht mehr zu nehmen, doch wer holt am Ende den Titel? McLaren versucht den Titelkampf zwischen Lando Norris und Oscar Piastri fair zu halten, aber F1-Experte Christian Danner warnt vor einer Eskalation.

McLaren-Angst vor Verstappen? Sind Piastri und Norris WM-reif? (38:51 Min.)