Üblicherweise karren die Formel-1-Teams am ersten Wochenende der Europa-Saison Updates in Massen an die Rennstrecke. Nicht so 2025 in Imola. Denn in zwei Rennen ändern sich die Belastungs-Tests der Frontflügel, um kontroverse Flexi-Tricks zu unterbinden. Da überrascht es, dass Mercedes zum Emilia-Romagna-GP schon einen neuen Frontflügel bringt.
Es gibt gute Gründe, sich in Imola nämlich zurückzuhalten. Der Frontflügel als vorderster Punkt im Luftstrom hat natürlich Einfluss auf alles, was dahinter geschieht, auf Seitenkasten, Unterboden und mehr. Wenn Teams also größere Updates mit mehreren Komponenten bringen wollen, macht es Sinn, die gleich auf Barcelona zu schieben, zwei Wochen mehr Entwicklungszeit zu nutzen und dann alles, von Frontflügel bis Unterboden, in einem Aufwasch in Spanien anzuliefern.
Mercedes-Update schon für Barcelona? Techniker bleibt in Imola vage
"Wir bringen es jetzt, weil wir denken, dass es besser ist", stellt Mercedes-Techniker Simone Resta am Freitag in Imola bei Nachfragen zum neuen Frontflügel klar. Die Aerodynamiker haben die Profile der Elemente verändert, wodurch der Luftfluss zu den anderen Aero-Komponenten weiter hinten am Auto allgemein besser sein soll. Gepaart hat Mercedes das mit neuen Verkleidungen der Vorderrad-Aufhängungen.

Am neuen Flügel geht die Nase wieder bis zum ersten Element. Während man zuletzt mit einem freihängenden ersten Element fuhr, hat man seit den Bahrain-Test auch mit diesem Design experimentiert. "Natürlich hatten wir bei der Entwicklung des Flügels das im Hinterkopf, was in zwei Rennen passiert", unterstreicht Resta. Wie jeder gute F1-Ingenieur verweigert er aber eine klare Aussage, ob er sich sicher ist, dass die strengeren Belastungstests in Barcelona für den neuen Flügel kein Problem sein werden. "Wir werden versuchen, bis dahin bereit zu sein."
Mercedes galt im Vorjahr neben McLaren als eines der Teams, die sich bei der Biegsamkeit der Frontflügel besonders ausgetobt hatten. Resta erwartet aber generell kein durchgewürfeltes Kräfteverhältnis ab Barcelona: "Ein Gamechanger wird es für keinen sein, denke ich. Aber mal schauen. Ich bin gespannt." Im Detail schrumpfen die Toleranzen der gesamten vertikalen Belastung von 20 auf 10 Millimeter, und die Enden der einzelnen Flaps von 5 auf 3 Millimeter.
Neuer Seitenkasten: Red Bull lässt sich von McLaren inspirieren
Red Bull gilt auf der anderen Seite als Team, welches recht wenig an flexiblen Flügeln gearbeitet hat. Am RB21 rollt man in Imola keinen neuen Flügel, aber einen neu geformten Seitenkasten aus. Die grundsätzliche Anordnung der Lufteinlässe mit Überbiss bleibt gleich - aber die Form des Überbisses selbst wurde verändert. Sie ist schmaler, und nun teils vom Körper des Seitenkastens getrennt, was den vorderen Bereich über dem Lufteinlass wie eine Art halben Flügel wirken lässt. Ein Design, das im Vorjahr von McLaren debütiert worden war.


Red Bull ortet durch die Anpassung mehr aerodynamische Effizienz - sprich, weniger Luftwiderstand bei gleichbleibendem oder verbessertem Abtrieb. Zusätzlich hat man im Innenbereich der Hinterradaufhängung die Verkleidung für Effizienz-Gewinne optimiert, und das mit einer Veränderung der Ein- und Auslässe der hinteren Bremskühlschächte garniert.
McLaren hat hier erstmals Heckflügel für High-Downforce-Strecken im Gepäck. Strecken-unabhängig hat man mehrere Aspekte der hinteren Aufhängungsverkleidung und Bremskühlschächte für mehr Abtrieb verändert. Die hinteren Bremskühlschächte sind bei McLaren stets im Fokus, weil die Konkurrenz hier das Geheimnis hinter dem guten Reifenverschleiß vermutet. Betrug schloss die FIA nach großen Checks aus. Mehr dazu hier:
Neuer Imola-Frontflügel auch für Alpine
Ferrari hat seinerseits hier erstmals High-Downforce-Heckflügel an der Strecke mit dabei. Die sind aber nicht wirklich neu, sondern aus dem Vorjahr übernommen, um Ressourcen zu sparen. Weiters hat Ferrari die Geometrie der Lufteinlässe der Bremskühlung am Heck minimal verändert.

Einen neuen Frontflügel hat auch Alpine in Imola am Auto. Wie bei Mercedes heißt es hier, dass er vor allem besser sein soll, kein Wort von Barcelona. Mehr oder weniger unabhängig davon sei angemerkt, dass Alpine schon früher seine Heckflügel wegen verschärften Tests hatte versteifen müssen. Neu ist am A525 weiters die Verkleidung im hinteren Bereich der Aufhängung, um den Luftfluss dort zu verbessern.


Die Racing Bulls liefern beim Heimspiel in Imola einen neuen Unterboden-Körper. Das Volumen der Kanäle wurde verändert, dafür die umliegenden Leitelemente auch adaptiert. Das soll den erzeugten Abtrieb berechenbarer stabilisieren. Der Undercut des Seitenkastens wurde weiter adaptiert, ein kleines Winglet am Chassis ergänzt. Das soll die Energie des Luftflusses nach hinten erhöhen.
Große Updates in Imola bei Haas und Aston Martin
Haas bringt das zweite, diesmal größere, Unterboden-Update seiner Saison. Das erste war in Japan eine Notlösung der in Australien gefundenen Highspeed-Probleme gewesen. Der neue Unterboden hat den vorderen Unterbodenbereich adaptiert, um den Luftfluss zu säubern. Anhängsel davon sind eine neue Seitenkante und ein neuer Diffusor, um diese Entwicklungen maximal auszureizen. Man erhofft sich mehr Performance über ein großes Spektrum der Fahrzeug-Höhe.
Haas ergänzt den neuen Unterboden um neue hintere Bremskühlschächte und dazu passende Aufhängungs-Verkleidungen. Die Größe dieses Update-Paketes verblasst aber neben dem von Aston Martin. Der komplette Unterboden, Diffusor, Motorabdeckung, Halo-Verkleidung und Beam Wing sind neu.



Das alles sollte man am besten als eine Einheit sehen - und obendrauf als ein großes Paket, das nicht nur allein dazu dient, das Auto bloß schneller zu machen. Aston Martin arbeitet gerade seinen neuen Windkanal ein. Da ist es wichtig zu verstehen, ob die Daten aller dieser Teile jetzt auch mit denen von der Strecke korrelieren. Da geht es genauso schon um das Festigen der Prozesse für 2026.
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