Kein Formel-1-Auto ist 2025 im Rennen so reifenschonend wie der McLaren MCL39. In Miami fuhren Oscar Piastri und Lando Norris dem Rest der Welt um über eine halbe Minute davon. Kann das mit rechten Dingen zugehen? Manche im Fahrerlager wollen das nicht wahrhaben und befeuern seit Wochen, ja seit Monaten, Gerüchte über unlautere Mittel. Eine große FIA-Untersuchung fördert jedoch vor Imola wieder nichts zutage.

Grundsätzlich nehmen sich die Regelhüter nach jedem Rennen zusätzlich zur normalen Technischen Abnahme mindestens ein Auto aus den Top-10 für eine tiefgreifendere Untersuchung vor. Das ist Standard-Vorgehen. 2025 hat es bisweilen nur Autos der Spitzenteams getroffen. In Miami war zum zweiten Mal nach Japan ein McLaren MCL39 an der Reihe.

Bei diesen Zusatz-Checks wählen die FIA-Techniker einen bestimmten Bereich aus dem Technischen Reglement, und prüfen den auf Herz und Nieren. Wie es der Zufall (oder wohl eher die sich den Fahrerlager-Gerüchten bewusste FIA) wollte, wurden am siegreichen MCL39 von Oscar Piastri alle Bremseinheiten von vorne bis hinten durchgecheckt. Denn sie hat die Konkurrenz angeführt von Red Bull inzwischen im Verdacht, für das erstklassige Reifenmanagement verantwortlich zu sein.

Was passiert in McLarens Formel-1-Bremse? Wilde Gerüchte in Miami

Die hochkomplexen Bremskühleinheiten sind in der Formel 1 für die Reifentemperaturen von großer Bedeutung. Abwärme der Bremsen heizt schließlich auch Teile in der Umgebung, wie Felgen, und letztendlich dadurch Reifen auf. Mittels komplexer Designs der Innereien der Bremskühlschächte versuchen alle Teams hier, die Temperatur bestmöglich zu managen, damit sowohl Bremsen als auch Reifen im idealen Arbeitsfenster bleiben.

Der Verdacht liegt nahe, dass McLaren hier etwas besonders gut macht. Oder anders. Kann dieser Vorteil wirklich nur durch ein cleveres Design der Innereien der Bremskühlung zustande kommen? Zu den spektakulärsten Theorien der letzten Wochen gehört, dass sich im MCL39 hier ein Phasenwechselmaterial befindet, welches bei steigenden Temperaturen seinen Zustand ändert und dann etwa die Temperatur speichert oder den Luftstrom anders leitet.

Technik-Details: McLaren
McLaren-Mechaniker bemühen sich stets, ihr Auto vor neugierigen Blicken abzuschirmen, Foto: Motorsport-Magazin.com

Manche der vorgetragenen Tricks wären stark an der Grenze der Legalität. Wichtig ist hier nur: McLarens Gegner scheinen im Nebel zu stochern, inspiriert von Wärmebild-Aufnahmen und unklaren Spionage-Fotos aus der Boxengasse. Fakten scheinen sie keine auf den Tisch legen zu können. Logischerweise. Eine F1-Bremskühlung ist verkleidet. Ihr komplettes Design kennt außer McLaren nur eine zweite Gruppe an Menschen. Das sind die Techniker der FIA.

FIA checkt alle neuralgischen Punkte der McLaren-Bremsen in Miami

Bei der Inspektion nach Miami prüften die FIA-Techniker die kompletten Bremseinheiten des siegreichen Piastri-McLarens auf ihre Legalität im Sinne von Artikel 3.13 des Technischen Reglements. Dort wird auf vier Seiten praktisch alles geregelt, was Bremskühlschächte dürfen und was nicht. Weiters wurde auf Verstöße gegen Artikel 11.5 überprüft. Das ist nur ein einziger - aber sehr präziser - Satz: "Flüssige Kühlung der Bremsen ist verboten." Das würde ein sich verflüssigendes Material einschließen.

Nichts kam dabei raus. Der MCL39, mit dem Piastri den ersten Nicht-McLaren um 37,644 Sekunden abhängte, ist völlig legal. Die Geschichte sickerte am Donnerstag bis zu Piastri selbst durch, der sarkastisch kommentierte: "Ich war absolut unbesorgt. Vielleicht bauen wir nächstes Mal ein paar Figuren und eine kleine Wasserrutsche ran."

F1-Zoff um Technik-Trick! McLaren wehrt sich gegen Vorwürfe (12:52 Min.)

Bei einigen Konkurrenten schien man sich davor schon damit abgefunden zu haben. Mercedes sprach am Miami-Wochenende mehrmals offen davon, dass man die Legalität des McLaren nicht anzweifle. Als größte Quelle der Störgeräusche gilt Red Bull. "Ein Team konzentriert sich zuletzt mehr als andere auf diese Strategie", maulte McLaren-Sportchef Zak Brown in Miami.

Brown stinkt die Methode. Er forderte die Konkurrenz heraus: Legt doch Protest ein. Max Verstappen, der vor Imola die Lücke zu McLaren als "deprimierend" bezeichnet, hat auf das Hick-Hack auch keine Lust: "Zeitverschwendung. Für uns ist es wichtiger, dass wir uns auf unser Auto fokussieren. Da haben wir viel Arbeit vor uns." Am freien Wochenende entspannte Verstappen dafür mit einem Nordschleifen-Test. Zu dem er sich jetzt erstmals äußert: