Zwischen Red Bull und McLaren geht es seit Monaten hoch her. Die Bullen rätseln bereits seit dem Endspurt der letzten Formel-1-Saison, wie es den Papaya-Orangen gelingt, ihre Reifen so gut im Temperatur-Fenster zu halten. Ominöse Gerüchte etwa über Kühlwasser in den Pneus, machten die Runde. Von offizieller Seite bestätigte sich jedoch nie etwas in diese Richtung.
Inzwischen soll Red Bull angeblich sogar mit Wärmebild-Kameras arbeiten, um herauszufinden, wie der McLaren seine Reifen so gut kühlt. Als gängigste Theorie gilt im Moment eine intelligent gestaltete Luftzirkulation in der Bremsbelüftung. Diese könnte - so die Vermutung - so angelegt sein, dass sie die Bremsen auf Temperatur hält und gleichzeitig die Reifen kühlt.
McLaren-CEO Zak Brown gehen die Anschuldigungen der Konkurrenz langsam auf den Geist. Er stichelte am Miami-Wochenende in die Gegenrichtung. Etwa indem er am Kommandostand während dem F1-Training in Miami provokant aus einer Flasche trank, die die Aufschrift 'Tire water' (Deutsch: Reifenwasser) trug.
"Meine neue Wasserflasche? Das war ein Scherz über ein ernstes Thema, nämlich dass Teams in der Vergangenheit Vorwürfe gegen andere Teams erhoben. In letzter Zeit konzentriert sich ein Team mehr auf diese Strategie als andere", erklärte sich der US-Amerikaner. Zwischenzeitlich wurde sogar davon gesprochen, dass angeblich Belege für die Reifenwasser-Theorie existieren sollten. Durch die Vorwürfe trat die FIA gemeinsam mit Pirelli auf den Plan, entdeckte allerdings nichts, und schloss die Theorie in der Folge aus.
Zak Brown will Vorwürfe aus der Welt schaffen: Warum kein offizieller Protest?
Brown stört sich an den indirekten Anschuldigungen, die aus dem Hause Milton Keynes stammen sollen. Denn eine offizielle Beschwerde bei der FIA ging keine ein. "Ich denke, es gibt eine angemessene Art und Weise, gegen ein Team am Ende des Rennens Protest einzulegen. Man muss dann eine formelle Erklärung abgeben und offenlegen, woher sie stammt, und man muss etwas Geld hinterlegen", sagte Brown.
Heißt im Klartext: Der McLaren-Chef möchte, dass Red Bull - auch wenn er das Team nicht namentlich nannte - offen die potenziellen Anschuldigungen vorlegt, sodass man diese ein für alle Mal aus der Welt schaffen kann. Mehr noch, solche Vorwürfe sollten nur noch über Proteste abgehandelt werden: "Ich denke, dieser Prozess sollte erweitert werden auf alle Anschuldigungen, um die leichtfertigen Anschuldigungen zu stoppen, die nur der Ablenkung dienen", forderte Brown.

Formel-1-Protest zu billig? Zak Brown fordert höhere Kaution
"Wenn jemand glaubt, dass es ein technisches Vergehen gibt, und darauf hat jeder das Recht, dann soll er es zu Papier bringen. Er soll das Geld auf den Tisch legen und falls sich herausstellt, dass man Unrecht hatte, dann sollte das vom Kostendeckel abgezogen werden. Ich denke, das wird die falschen Behauptungen, die von einigen Teams in diesem Sport aufgestellt werden, deutlich reduzieren", verleiht der McLaren-Vertreter seiner Forderung Nachdruck.
Im Moment muss bei der Einlegung eines offiziellen Protests bei der FIA eine Kaution von 2.000 Euro vorgelegt werden. Auch wenn Brown betont, dass Formel-1-Teams "keinen Dollar für irgendwas verschwenden" wollen, reicht ihm diese potenzielle Geldbuße nicht. 25.000 Euro sei laut ihm eine angemessenere Summe. "Dann muss man sich die Frage stellen, ob man 25.000 für eine Ablenkungstaktik einsetzen will, oder um sein eigenes Auto zu entwickeln."
"Es müssen nicht Hunderttausende sein, aber es muss ausreichend bedeutend sein, dass es einem potenzielle Performance entzieht, die man ins eigene Auto investieren könnte", erklärte er seine Logik hinter dieser Summe.
Christian Horner: Letztes Jahr ging es gegen uns
Red-Bull-Teamchef Christian Horner sieht keinen Handlungsbedarf, sondern macht nur jene Art Spiel aus, die es immer zwischen Topteams geben werde. "In der Formel 1 gibt es immer Fragen, die aufgeworfen werden. Sie haben das genau gleiche getan, als es letztes Jahr um unsere Aufhängung ging", sagte der Brite.
In der Formel 1 hat es sich in der Vergangenheit zu einer gängigen Strategie entwickelt, vor allem im Titelkampf die Konkurrenz mit allen möglichen Vorwürfen über technische Ungereimtheiten zu beschießen, in der Hoffnung dass eine Vermutung ins Schwarze trifft. "Es ist unvermeidbar, wenn man an der Spitze mitfährt, dass man unter einer genaueren Beobachtung steht", so Horner weiter.
Ein weiteres Thema, das die Formel 1 derzeit in dieser Hinsicht beschäftigt, sind die sogenannten Flexiwings. Bei diesen kommt für den Spanien-GP Anfang Juni eine Verschärfung. Auch in diesem Zusammenhang deuteten Red-Bull-Vertreter 2025 mehrmals an, dass der McLaren 2025 Tricks in der Grauzone auslote. Nicht ohne einen Präzedenzfall, muss dabei gesagt werden. Im Vorjahr sorgte McLarens Mini-DRS am Heckflügel für viel Aufsehen, sodass das Team gezwungen war, den Heckflügel noch vor Saisonende zu ändern. Für Horner konnte diese Verschärfung schon in den Wintermonaten nicht früh genug kommen, jetzt muss er sich noch zwei Rennen gedulden.
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