Alpine beherrschte vergangene Woche die Formel-1-Schlagzeilen: Jack Doohan ist nach nur sechs Rennen sein Cockpit los, stattdessen füllt Franco Colapinto seinen Platz in Imola - zumindest bis zum Großen Preis von Österreich. Eine unfaire Situation oder die harte Realität der Formel 1?
Oliver Bearman hat eine klare Meinung. "Seine [Doohans] Behandlung war extrem unfair. Es ist eine schreckliche Situation, wenn dieser Druck schon vom ersten Rennen an über dir schwebt", meinte der Brite. Gerüchte, dass Colapinto das Lenkrad des A525 übernimmt, kursierten schon seit Herbst 2024 und verdichteten sich mit seinem Vertrag als Alpin-Ersatzfahrer.
Bearman fühlt mit Doohan, vor allem, weil die ersten sechs Rennen als Rookie nicht einfach gewesen sind. Vier unbekannte Strecken und zwei Sprint-Wochenenden lassen wenig Zeit, sich ausreichend mit dem Auto vertraut zu machen. "Jetzt, wo wir in die Europa-Saison kommen und er [Doohan] die Tracks kennt, wird er rausgeschmissen. Das ist unglaublich hart", verteidigte der 20-Jährige seinen Rookie-Kollegen.
"Die Situation war von Anfang an problematisch", kommentierte Isack Hadjar den Rauswurf. Für ihn ist der Fahrerwechsel unverständlich. In einem Top-Team wie Red Bull sei das anders - Teamkollege Liam Lawson wurde bekanntermaßen nach zwei Rennen zu den Racing Bulls demontiert - aber der A525 kämpfe auch um keine Weltmeisterschaft. "Wenn dein Rookie Erfahrung sammeln soll, dann musst du ihn Rennen fahren lassen. Anders geht das nicht."
Alex Albon zu Doohan-Rauswurf: Bleib standhaft und involviert
Auch Alex Albon sprach sein Mitleid für den Australier aus. "Er hat mehr Zeit verdient, um sein Können zu zeigen", erklärte der Thailänder vor dem bevorstehenden Grand Prix in Imola. Der Williams-Pilot kennt die Situation aus eigener Erfahrung. 2021 wurde er bei Red Bull Racing für Sergio Perez auf die Ersatzbank befördert.
Deswegen weiß Albon auch, worauf es für Doohan jetzt ankommt: standhaft und involviert bleiben. "Es ist schwierig, dich zu beweisen, wenn du nicht im Auto sitzt. Du darfst keinen Groll aufs Team entwickeln, sondern musst da drüberstehen", betonte Albon. Der 29-Jährige sorgt sich aber nicht allzu viel um Doohan, denn: "Jack ist fleißig. Er wird alles tun, um dem Team zu helfen."
Esteban Ocon war wenig überrascht von dem Wechsel, angesichts der Entscheidungen, die Alpine in letzter Zeit getroffen hat. Seiner Meinung nach hat Doohan das Potenzial, wieder in die Formel 1 zurückzukehren. "Er hatte starke Momente dieses Jahr, war superschnell im Auto. Leider gibt es nicht genügend Cockpits für alle Talente da draußen", bemängelt Ocon, der nach drei Jahren bei Alpine frühzeitig seinen Platz für Doohan räumen musste.
Nur fünf Rennen: Herkulesaufgabe für Colapinto
Etwas pragmatischer zeigte sich Gabriel Bortoleto. "Schade für Jack, aber so ist der Sport", resümierte der Brasilianer trocken. Doohan habe aus einem Auto mit schwacher Performance alles rausgeholt, was möglich war, auch wenn er Fehler machte.
Fehler, die sich Franco Colapinto jetzt nicht erlauben darf. Er ist nur für die nächsten fünf Rennen fix im Cockpit, danach evaluiert das Team seine Leistung. Keine angenehme Situation. "Wenn du versuchst, dich zu beweisen, wirst du fehleranfälliger. Du musst dich immer verbessern, das ist eine Menge Druck", meinte Bortoleto.
Dass die nächsten Rennen eine Herkulesaufgabe für Franco Colapinto werden, darüber sind sich alle einig. Für Alex Albon ist die Art, wie der Argentinier mit der Belastung umgeht, entscheidend für seine Formel-1-Zukunft. "Seine Schnelligkeit ist nicht das Problem, er muss sich nur etwas Zeit geben. Fünf Rennen sind da etwas knapp, aber bei Williams hat er auch nicht lange gebraucht", so Albon.
Oliver Bearman kritisiert allerdings die hohen Ansprüche mancher Teams. Sein beeindruckendes Ferrari-Debüt als Ersatz für den erkrankten Carlos Sainz in Jeddah 2024 habe verzerrte Erwartungen an Rookies geschaffen. "Die Autos an der Spitze sind leichter zu fahren. Ich bin jetzt fehleranfälliger als bei diesem einen Rennen letztes Jahr. Aber daran denken die Teams gar nicht", beschwerte sich der Brite. Von seinem Haas-Team fühlt er sich aber unterstützt. "Ich bin sehr glücklich", beteuert auch Bortoleto, während Hadjar scherzt: "Ich habe die Saison nicht mit einer Pistole an meinem Kopf begonnen, das hilft."
So ist also die Reaktion der Fahrer auf den Einstieg von Franco Colapinto. Doch wie geht er mit dem ganzen Trubel um seine Person um? Ihr könnt es in diesem Artikel lesen:
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