Die Formel 1 wurde 2025 geradezu mit Rookies geflutet. Gleich sechs Piloten haben noch keine vollständige F1-Saison hinter sich. Dieser Mut zum Risiko zahlte sich nicht für alle Teams aus. Nach dem ersten Saisonviertel 2025 werfen wir in unserem Rookie-Check einen Blick darauf, wie sich die F1-Neulinge bisher geschlagen haben. Dabei ist die ganze Bandbreite abgedeckt: Vom Super-Youngster, der seine Erwartungen erfüllt hat, bis zu zwei Fahrern, die ihre (zumindest ursprünglichen) Cockpits nach 6 von 24 Rennen schon wieder los sind.

Gabriel Bortoleto: Nur der Sauber ist unterirdisch

  • Punkte: 0
  • Beste Platzierung: 14. Platz
  • Bestes (Sprint)-Qualifying: 13. Platz
  • Ø Note MSM-Ranking: 3,63

Der Formel-2-Champion zog sich in den ersten Rennen der Saison achtbar aus der Affäre. Getrübt allerdings von dem ihm zur Verfügung stehenden Boliden. Denn der Sauber ist auch in diesem Jahr das schwächste Auto. Auf eine Runde konnte Bortoleto in den ersten Rennen sein Versprechen halten. Schon beim Debüt in Australien besiegte er nicht nur Nico Hülkenberg, sondern zog auch in Q2 ein - im C45 ein Erfolg. Insgesamt ist er auf eine Runde bislang zwar schwächer als Hülkenberg, aber der Rückstand hält sich im Rahmen.

Im Rennen sind die Schwachstellen des Sauber-Boliden noch eklatanter, vor allem in der verwirbelten Luft. Deshalb kann man es Bortoleto kaum zum Vorwurf machen, dass sein Punktekonto bislang leer ist. Den größten Schnitzer leistete sich der Brasilianer im Auftaktrennen in Australien unter widrigen Bedingungen, aber vor einzelnen Fahrfehlern blieb er auch später nicht verschont. So verlor er etwa in China auf der ersten Runde die Kontrolle über seinen Wagen. Auf die Renndistanz geht die Kluft zum erfahrenen Hülkenberg mitunter etwas deutlicher auf.

Jack Doohan: Opfer der Alpine-Teampolitik

  • Punkte: 0
  • Beste Platzierung: 13. Platz
  • Bestes (Sprint)-Qualifying: 11. Platz
  • Ø Note MSM-Ranking: 4,00

Jack Doohans Formel-1-Einstand verlief alles andere als ideal. Schon vor Saisonstart lastete massiver Druck auf dem Australier: Franco Colapinto lauerte als Ersatzfahrer, die Gerüchteküche brodelte. Im Qualifying tat sich eine deutliche Lücke zu Pierre Gasly auf - auch wegen erschwerter Bedingungen: In Japan musste er das FP1 auf unbekanntem Terrain aussetzen, in Miami vereitelte schlechte Koordination des Teams Chancen auf einen SQ2-Einzug. Trotz aller Schwierigkeiten konnte Doohan den Alpine-Primus Gasly zwei Mal hinter sich lassen - angesichts des Erfahrungsunterschieds eine akzeptable Gesamtleistung, die untermauerte: Ein gewisser Grundspeed scheint vorhanden zu sein.

Im Renntrimm bekleckerte sich der Sohn von Motorrad-Legende Mick Doohan allerdings nicht mit Ruhm. Gasly fuhr deutlich konstanter und sammelte sieben Zähler, während Doohan leer ausging. Dazu kamen Fehler: Doohans Heim-GP endete nach einem Unfall bei schlechten Wetterverhältnissen, in China sammelte er im Sprint und Rennen gleich doppelt Strafen. Nach sechs Grands Prix degradierte Alpine Doohan zum Ersatzfahrer und ersetzte ihn durch Colapinto. Offiziell für erst einmal nur fünf Rennen. Die Entscheidung dürfte von Colapintos Sponsorgeldern abhängen.

Liam Lawson: Vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind

  • Punkte: 0
  • Beste Platzierung: 12. Platz
  • Bestes (Sprint)-Qualifying: 12. Platz
  • Ø Note MSM-Ranking: 4,42

Seine Anpassungsfähigkeit hat Liam Lawson in seiner bisherigen Karriere mehrfach unter Beweis gestellt. Doch in den ersten sechs Rennen 2025 ergab sich ein anderes Bild. Lawson sollte den Fluch des zweiten Red-Bull-Cockpits neben Max Verstappen endlich beenden. Doch der Neuseeländer war gegen Verstappen ähnlich hoffnungslos verloren wie sein Vorgänger Sergio Perez. Im Qualifying konnte Lawson weder das Q2 erreichen noch den Rückstand von weit über einer halben Sekunde verkürzen. Für Red Bull ein Grund, frühzeitig die Reißleine zu ziehen: Nach zwei Rennwochenenden musste Lawson sein Cockpit räumen und wurde zu den Racing Bulls degradiert. Gegen Rookie Isack Hadjar zog der 23-Jährige fünf Mal den Kürzeren - teilweise wegen DRS- oder Motor-Problemen. In Summe ergibt das ein eher getrübtes Bild.

Ähnlich sah es im Renntrimm aus: Unter sintflutartigen Bedingungen crashte Lawson in Australien, bei seinem zweiten Red-Bull-Einstand belegte er lediglich den zwölften Platz, während Verstappen knapp am Podium vorbeischrammte. Auch nach dem Teamwechsel tat sich eine Lücke zu Hadjar auf. Im Rennen konnte Lawson diesen nicht in Schach halten und machte durch aggressive Manöver auf sich aufmerksam: In Bahrain, Saudi-Arabien und Miami handelte er sich im Zweikampf Strafpunkte sowie Zeitstrafen ein. Im Miami-Sprint raubte ihm eine Strafe sogar die Chance auf die ersten WM-Punkte 2025. Im Vergleich zu seinen Gastauftritten 2023 und 2024 ein Rückschritt.

Isack Hadjar: Wie ein Phönix aus der Asche

  • Punkte: 5
  • Beste Platzierung: 8. Platz
  • Bestes (Sprint)-Qualifying: 7. Platz
  • Ø Note MSM-Ranking: 2,64

Isack Hadjar gehört wohl zu den größten Überraschungen der F1-Saison 2025. Nach einer dramatischen Feuerprobe beim Saisonauftakt strafte er seine Kritiker Lügen. Yuki Tsunoda hatte bei drei gemeinsamen Qualifyings zwar die Oberhand, in China konnte Hadjar aber bereits ein erstes Ausrufezeichen setzen und ihn hinter sich lassen. Ein Aufwärtstrend, der sich gegen Liam Lawson fortsetzte: Im Qualifying-Duell war Hadjar klar die Nummer eins und hatte nur einmal das Nachsehen. Die bisherigen Highlights des F2-Vizechampions: Zwei siebte Plätze.

Hadjars Statistik im Rennen begann mit einem Dämpfer: In Australien verunfallte er im Regenchaos - noch in der Einführungsrunde. Ein emotionaler Rückschlag, nach dem der 20-Jährige allerdings Nägel mit Köpfen machte. In China kam er als erster Racing Bull ins Ziel, RB-Rückkehrer Lawson hielt er sogar in jedem gemeinsamen Rennen hinter sich. Insgesamt fuhr er zwei Mal Punkte ein - ohne Strategie-Patzer wären noch mehr möglich gewesen. Insgesamt weiß Hadjar mit seinen Leistungen zu überzeugen - auch bei den Red-Bull-Verantwortlichen.

Oliver Bearman: Achterbahnfahrt von Zero bis Hero

  • Punkte: 6
  • Beste Platzierung: 8. Platz
  • Bestes (Sprint)-Qualifying: 10. Platz
  • Ø Note MSM-Ranking: 2,96

Oliver Bearman machte sich 2024 bei drei Gastauftritten einen Namen und sicherte sich ein Stammcockpit bei Haas. Beim Saisonauftakt in Australien sorgte er aber für Negativschlagzeilen. Nach einem heftigen Crash und einem verhängnisvollen Dreher in den Trainings konnte er nicht an der Qualifikation teilnehmen: Eine Negativspirale, die der Brite zu durchbrechen wusste.

In drei Qualifyings konnte er sich gegen Haas-Neuzugang Esteban Ocon durchsetzen, hatte insgesamt jedoch das Nachsehen. Zwar scheint es Bearman auf eine Runde noch etwas an Konstanz zu fehlen, starke Ergebnisse wie in Japan (P10) zeigen jedoch, dass die Pace vorhanden ist.

Im Renntrimm sorgte der Ferrari-Junior für großes Kino. Besonders hervorzuheben: Seine Aufholjagden in China und Bahrain, die ihm jeweils WM-Punkte bescherten. Die Ergebnisse von Bearman - wie auch von Teamkollege Ocon - schwankten stark, nicht zuletzt aufgrund der inkonstanten Performance des VF-25. Zwar zog er gegenüber seinem erfahrenen Teamkollegen den Kürzeren, konnte im Mittel jedoch mithalten und auf sich aufmerksam machen.

Bei sechs Rookies ist es leicht, durcheinander zu kommen. Zum Glück findet ihr hier alle F1-Neulinge 2025, inklusive allen wichtigen Eckdaten, in der Übersicht:

Kimi Antonelli: Hamilton-Nachfolger wird zum Rookie-Rekordjäger

  • Punkte: 48
  • Beste Platzierung: 4. Platz
  • Bestes (Sprint)-Qualifying: 1. Platz
  • Ø Note MSM-Ranking: 2,55

Wohl kaum ein Rookie startete mit so vielen Vorschusslorbeeren wie Kimi Antonelli in die Saison. In den ersten sechs Rennen wurde er diesen allerdings gerecht: Zwar hatte der 18-Jährige in Summe das Nachsehen gegen George Russell, doch mit Ausnahme von Australien erreichte er stets das finale Qualifying-Segment und setzte zudem Highlights: In Miami sicherte er sich als jüngster Fahrer die Pole-Position für den Sprint und schrieb damit F1-Geschichte. Übrigens kein Einzelfall: Schon beim Japan-GP heimste er einen Rekord ein - als jüngster Fahrer, der einen Grand Prix anführte.

Im Renntrimm ergab sich ein sehr eindeutiges Bild: Im Grand-Prix-Format konnte der Youngster Russell nie das Wasser reichen, überzeugte allerdings mit konstanten Top-10-Ergebnissen. Seine große Sternstunde: Antonellis Aufholjagd vom 16. auf den 4. Platz im Regen-Krimi in Australien. Nach den ersten sechs Rennwochenenden konnte der Mercedes-Junior überzeugen.

Gerade die Leistung von Antonelli in Miami begeisterte unseren F1-Experten Christian Danner. Grund zum Anlass für ihn, seine Meinung zu revidieren? In diesem Ausschnitt der neuesten Ausgabe des AvD Motorsport-Magazins findet ihr es heraus. Gleich hier anschauen:

Kimi Antonelli fordert George Russell! Danner: Großartig! (06:33 Min.)