Die Tage von Jack Doohan als Formel-1-Stammfahrer sind nach dem Miami-GP gezählt. Wie Alpine am Mittwochmorgen offiziell bekanntgab, wird der Australier in Imola nicht mehr im Auto sitzen. Am Vorabend war Teamchef Oliver Oakes völlig überraschend zurückgetreten. Zwischen ihm und Big-Boss Flavio Briatore hatte es Meinungsverschiedenheiten über die Fahrer-Situation gegeben.
Die Nachfolge von Doohan tritt Franco Colapinto an. Zunächst einmal aber nur für fünf Rennen. Mitten im Double-Header zwischen Österreich und Silverstone will Alpine die Situation neu evaluieren. Doohan bleibt vorerst Ersatzpilot.
Colapinto hatte 2024 im Spätsommer das Cockpit von Logan Sargeant bei Williams übernommen und mit zunächst starken Leistungen überzeugt. Obwohl eine Reihe von Unfällen seiner Reputation eine Delle verpassten, war er Wunschkandidat von Flavio Briatore. Der Grund ist offensichtlich: Colapinto soll eine zweistellige Summe Sponsoren-Millionen mitbringen.
Jack Doohan nach sechs Formel-1-Rennen bei Alpine raus
Das offizielle Aus von Doohan kommt nur einen Tag nachdem Alpine-Teamboss Oliver Oakes überraschend seinen Rücktritt erklärt hat. Flavio Briatore, der offiziell den Titel als Leitender Berater bekleidet, übernahm am Dienstagabend alle Aufgaben des Briten. Oakes musste die Entscheidungen öffentlich verantworten, trug sie aber offenbar nicht mit. Mit Paul Aron hatte er einen eigenen Favoriten für das Doohan-Cockpit.

"Nach der Auswertung der ersten Rennen der Saison sind wir zu der Entscheidung gekommen, Franco für die nächsten fünf Rennen neben Pierre ins Auto zu setzen. Da das Feld in diesem Jahr so eng beieinander liegt und das Team in den letzten 12 Monaten ein konkurrenzfähiges Auto entwickelt hat, sehen wir die Notwendigkeit, unser Lineup zu verändern", erklärt Briatore.
Colapinto statt Doohan: Ein Wechsel mit Ansage
So überraschend wie das Aus von Oakes kommt jenes von Doohan keinesfalls. Bereits im Herbst kamen Meldungen auf, wonach Alpine einen sofortigen Abtausch von Doohan durch Colapinto bereits für den Saisonstart 2025 erwägen würde. Erst recht nachdem Colapinto im Januar offiziell als Ersatzfahrer unter Vertrag genommen wurde. Dank seines Vertrages überdauerte Doohan den Saisonstart, allerdings wurden ihm nun nur sechs Rennen zugestanden.
In diesen sechs Grands Prix bekleckerte sich der langjährige Alpine-Junior und -Ersatzpilot nicht mit viel Ruhm. Obwohl seine Pace besser war als erwartet, leistete er sich durch eine Reihe an Unfällen einen Bärendienst. Bereits beim Saisonauftakt in Australien verunfallte er unter widrigen Bedingungen kurz nach dem Start. In China verursachte er zunächst im Sprint eine Kollision mit Gabriel Bortoleto und wurde dann auch noch für eine Abdräng-Aktion gegen Isack Hadjar im Rennen bestraft.
Der aufsehenerregendste Crash unterlief Doohan im zweiten Training vor dem Japan-GP, als er vor Kurve 1 das DRS nicht schloss und anschließend brutal in die Streckenbegrenzung einschlug. Im Nachgang kamen aber Zweifel daran auf, ob ihm dies angelastet werden kann. Auch das Rennen in Miami endete für Doohan mit einem Unfall bereits in Kurve 1, allerdings ging die Startkollision mit Liam Lawson vorwiegend auf die Kappe seines Unfallgegners. Zuvor hatte Doohan am Samstag erstmals in einer Qualifying-Session seinen Teamkollegen Pierre Gasly besiegt.

Nach insgesamt sieben Formel-1-Rennen steht der Fahrer, der beim Abu-Dhabi-GP 2024 sein F1-Debüt für das Team gegeben hat, nun wieder ohne ein Stammcockpit da. Briatore gibt ihm aber Hoffnung auf ein Comeback: "Wir unterstützen Jack im Team weiterhin, da er sich in seiner Rolle als Rennfahrer in dieser Saison bisher sehr professionell verhalten hat. Die nächsten fünf Rennen werden uns die Möglichkeit geben, etwas anderes auszuprobieren, und nach dieser Zeit werden wir unsere Optionen bewerten."
"Natürlich ist dieses letzte Kapitel ein schwieriges für mich, weil ich als professioneller Fahrer natürlich auch Rennen fahren möchte", erklärt Jack Doohan. "Dennoch weiß ich das Vertrauen und das Engagement des Teams zu schätzen. Wir haben als Team langfristige Ziele, die wir erreichen wollen, und ich werde weiterhin mein Bestes geben, um diese Ziele zu erreichen. Fürs Erste werde ich den Kopf nicht in den Sand stecken, weiter hart arbeiten, die nächsten fünf Rennen mit Interesse verfolgen und meine persönlichen Ziele weiter verfolgen.
Franco Colapinto: Wer ist der Doohan-Nachfolger?
Colapinto bringt neben seinen fahrerischen Qualitäten auch eine Reihe an lukrativen Sponsorendeals mit zu Alpine. Nach seiner Anwerbung als Ersatzfahrer, für die Team Enstone eine hohe Ablöse an Williams bezahlt hatte, dockte die argentinisch-uruguayianische E-Commerce-Plattform Mercado Libre bei Alpine an.
Mit der staatlichen argentinischen Öl- und Gasgesellschaft YPF weiß Colapinto auch noch einen weiteren starken Geldgeber im Rücken. YPF arbeitet mit Eni zusammen, die ebenfalls als Partner bei Alpine mit an Bord sind. Eine Aussage von YPF-Chef Horacio Marin in der letzten Woche, wonach Colapinto schon in Imola im Cockpit sitzen würde, hatte schon vor Miami eine Gerüchtewelle ins Rollen gebracht, die mit der heutigen Bekanntgabe einen Abschluss findet.

Vor seinem etwas überraschenden Aufstieg zu Williams 2024 war Colapinto ein Junior des Grove-Teams und belegte er in seiner Debütsaison in der Formel 2 die sechste Position. Dass er in der Formel 1 deshalb auf Anhieb Druck auf Alex Albon ausüben konnte, kam deshalb etwas überraschend. In den Jahren zuvor gewann Colapinto Rennen in der Formel 3 und in der Formula Regional, ohne allerdings um die Meisterschaft mitkämpfen zu können.
In diesem Jahr saß Colapinto schon bei TPC-Tests im Alpine und arbeitete während der Rennwochenenden im Simulator. "Ich werde mit dem Team hart arbeiten, um mich auf das nächste Rennen in Imola und das bevorstehende Triple-Header-Rennen vorzubereiten, das zweifellos intensiv und eine große Herausforderung für alle sein wird. Ich habe mich gut vorbereitet und bin mit dem Testprogramm des Teams sowie im Simulator in Enstone so gut wie möglich vorbereitet", so Colapinto.
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