Yuki Tsunodas Red-Bull-Karriere ist mittlerweile vier Rennwochenenden alt. Im Vergleich zu Liam Lawson stellt sich der Japaner deutlich besser an. Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Im selben Zeitraum fuhr Max Verstappen zwei Mal die Pole ein und gewann ein Formel-1-Rennen. Eine Performance auf Augenhöhe mit Max Verstappen erwartet wohl auch bei Red Bull niemand, dennoch stellt sich die Frage: Woran hapert es bei Yuki Tsunoda nach anfänglichem Optimismus, und macht er Fortschritte?

Problem 1: Tsunoda und der unvorhersehbare RB21

Tsunodas größtes Problem ist wohl die Qualifikation. In nur einem Qualifying kam er Max Verstappen näher als eine halbe Sekunde. Und unter diese halbe Sekunde kam er auch nur im erstem Qualifying bei Red Bull - wenn die jeweiligen Q2-Zeiten der beiden verglichen werden. Denn in Q3 kam Tsunoda nicht.

Wenn beide Fahrer Q3 erreichten, betrug der Abstand immer mindestens sieben Zehntelsekunden. Immerhin: In Miami war der Abstand mit 0,739 Sekunden am niedrigsten. In Bahrain und Jeddah waren es jeweils rund um neun Zehntelsekunden.

Ein wirklicher Aufwärtstrend ist das allerdings nicht, denn in Bahrain fehlte Tsunoda zwar mehr Zeit, allerdings vergeigte er auch seinen letzten Schuss in Q3. Daher der große Abstand. In Q2 fehlten nur zwei Zehntelsekunden.

Qualifying-Vergleich Max Verstappen vs Yuki Tsunoda

RennenQualifying-ZeitAbstand
Japan (Verstappen)1:27.502 (Q2)/
Japan (Tsunoda)1:28.000+0.498 Sekunden
Bahrain (Verstappen)1:30.423/
Bahrain (Tsunoda)1:31.303+0.880 Sekunden
Saudi-Arabien (Verstappen)1:27.294/
Saudi-Arabien (Tsunoda)1:28.204+ 0.910 Sekunden
Miami (Verstappen)1:26.204/
Miami (Tsunoda)1:26.943+ 0.739 Sekunden

In Saudi-Arabien und Miami machte Tsunoda im Vergleich einen Schritt zurück. Ausgelöst werden die großen Abstände unter anderem durch die unvorhersehbare Charakteristik des RB21. Tsunoda kann sich teils kaum am Limit bewegen. "Ich hatte in Kurve 4 einen großen Quersteher. Das frustriert mich. Wenn ich mehr pushe, passieren immer diese unvorhersehbaren Quersteher", berichtete Tsunoda nach dem Qualifying in Saudi-Arabien.

Wenig repräsentative Rennvergleiche

Ein Vergleich im Rennen gestaltet sich deutlich schwieriger. In Japan steckte Tsunoda das gesamte Rennen über im Verkehr. In Saudi-Arabien verunfallte er in der ersten Runde. Sein bestes Wochenende hatte Tsunoda wenig überraschend in Bahrain.

Schließlich ist das auch die Strecke, die die Piloten zusammen mit dem Circuit de Catalunya am besten kennen. Tsunoda beendete das Rennen nur drei Positionen und etwa zehn Sekunden hinter Verstappen und startete nur zwei Plätze hinter ihm.

Angesichts der Probleme bei Verstappen in Bahrain und der Safety-Car-Phase sind aber auch diese Abstände nur bedingt aussagekräftig. Das bringt uns zum letzten Rennen in Miami.

Das lief für beide Piloten recht normal. Tsunoda wurden wegen Überschreiten des Geschwindigkeitslimits in der Boxengasse am Ende des Rennens weitere fünf Sekunden auf seine Rennzeit addiert, um die reine Pace der beiden zu vergleichen streichen wir diese allerdings.

Im direkten Vergleich fehlten Tsunoda 29,478 Sekunden auf den Teamkollegen. Das ist für Red-Bull-Ansprüche wohl noch immer zu viel. Doch immer noch besser als alle Rennen von Liam Lawson und auch besser als ein Großteil der Perez-Rennen 2024.

Nur der Red Bull ist im Vergleich schlechter, so muss Tsunoda durch den Abstand teils mehr an Punkten Federn lassen als Sergio Perez 2023 und zu Beginn von 2024. Mit einem wirklich repräsentativen Richtwert lässt sich aber noch kein wirkliches Urteil fällen.

Tsunoda braucht eine Steigerung

Entsprechend den Ergebnissen ist auch der Punkteunterschied zwischen beiden Piloten groß. Seit Tsunodas Wechsel in Japan sammelte Verstappen 63 Punkte, Tsunoda hingegen gerade einmal sechs.

Das ist langfristig ein zu großer Unterschied, auch für die mittlerweile recht niedrigen Ansprüche im zweiten Red-Bull-Cockpit. Auf Dauer wird Yuki Tsunoda eine Steigerung brauchen, um sich auch über 2025 hinaus dort halten zu können.

Doch eine Lösung scheint Tsunoda noch nicht gefunden zu haben. "Das Auto bewegt sich einfach nicht so, wie ich es erwarte. Das ist die größte Limitation. Es ist schwierig zu erklären, was genau das Problem ist. Das war vermutlich mein Maximum", so Tsunoda nach dem Miami Grand Prix. In Imola gibt es für ihn die nächste Chance, einen Schritt nach vorne zu machen.

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