Heute, am 13. Mai, feiert die Formel 1 traditionell ihren Geburtstag. An diesem Datum wurde vor 75 Jahren in Silverstone das erste Rennen der Weltmeisterschaft ausgetragen. Ein Großbritannien-GP für die Ewigkeit, mit paradoxen Sternchen für die Geschichtsbücher: Es war weder das erste F1-Rennen noch der erste Grand Prix mit WM-Status. Ein kurzer Blick zurück: Wie wurde die Königsklasse eigentlich geboren?
Sportlich war die Angelegenheit auf dem Flugplatzkurs von Silverstone damals jedenfalls nicht die größte Erfüllung. Der Zweite Weltkrieg war gerade einmal fünf Jahre um, Europa noch im Wiederaufbau begriffen. Die Teilnehmerliste war in Sachen großer Hersteller daher stark fragmentiert, und das Siegerteam stand eigentlich vorab fest.

Im Verlauf von 1950 standen vier Hersteller - Alfa Romeo, Ferrari, Maserati und Talbot - bei Grands Prix am Start. Nur zwei davon, Alfa und Talbot, traten beim Saisonstart in Silverstone an. Ferrari sollte erst beim darauffolgenden Monaco-GP erstmals antreten. Die Furcht der Scuderia, gegen ihre italienischen Gegner von Alfa schwach auszusehen, war auch berechtigt.
Die F1-Version des Alfa Romeo 158 stammte noch von einem Design aus den späten 1930ern ab, die vom Start weg als Klassenprimus galt. Das Auto untermauerte diesen Anspruch auch in der ersten F1-WM 1950, in der es sechs von sieben Rennen gewann. Wenn man mit Nino Farina (WM 1950) und Juan Manuel Fangio (fünf WM-Titel) zwei der besten Fahrer der Ära im Cockpit hat, schadet das auch nicht.
Debüt der Formel 1 in Silverstone: Kein Racing-Spektakel
Farina, Fangio und Luigi Fagioli fuhren in ihren Alfas dementsprechend vom Start weg dem Feld davon, kämpften die Podiumsplätze unter sich aus. Den Großteil des Rennens hielt Farina dem Druck des von Platz drei gestarteten Fangio statt, bis Fangio in Runde 63 mit Defekt abstellen musste. Der Sieg gehörte Farina, 2,6 Sekunden hinter ihm folgte Fagioli. 52 Sekunden später lief Reg Parnell im dritten Werks-Alfa ein. Yves Giraud-Cabantous im besten Talbot hatte einen Respektabstand von zwei Runden aufgerissen.

Sportlich war die Ausbeute des F1-WM-Debüts mager. Wer sich zeitgenössische Programmhefte oder Rennberichte durchliest, dem sei vergeben, wenn er nicht einmal bemerkt, dass es sich hier um ein Event von historischer Signifikanz handelte. Das Programm widmet seine Einleitung lieber der Tatsache, dass der britische König George IV. zu Gast war. Preisgeld für das Rennen waren 1.000 Pfund - insgesamt, der ganze Pool. Farina bekam als Sieger 500 davon.
Das Rennen sei "um nichts besser als die letzten Rennen der Serie" gewesen, schließt der Rennbericht des britischen 'Motorsport Magazine' und notierte um einiges besseres Racing im Rahmenprogramm. Eine Revolution im Motorsport klingt anders. Warum auch? Eigentlich war nichts neu.
Unser F1-Experte Christian Danner durfte vor einiger Zeit den Alfa Romeo des Jahrgangs 1950 von Giuseppe "Nino" Farina fahren - an der Geburtsstätte der Formel 1 im "Home of British Motor Racing" in Silverstone:
Grand Prix und Weltmeisterschaften: 1950 in Silverstone nicht neu
Die Idee eines Grand Prix an sich war bereits über 50 Jahre alt. Ursprünglich 1907 für ein großes Rennen im französischen Le Mans gewählt, etablierte sich die Designation eines "Großen Preises" in den darauffolgenden Jahren für die großen Rennen im Motorsport-Kalender. In den 1920ern setzten sich feste Regeln für Autos und Rennformate fest, und eine "Grand-Prix-Saison" etablierte sich.
Diese wurde 1925 mit der ersten Hersteller-Weltmeisterschaft formalisiert, welche sich aus den damals vier größten Rennen der Saison zusammensetzte. Dieser WM fehlte allerdings die Fahrerwertung. Die Bemühungen, Hersteller zur Teilnahme zu verpflichten, gestalteten sich ebenfalls schwierig. Nach drei Jahren verschwand die WM mangels stabiler Basis wieder.
1931 wurde an ihrer Stelle die Europäische Fahrer-Meisterschaft etabliert, welche sich aus den großen europäischen Grands Prix zusammensetzte. Die Autos der späten 1930er waren nun auch ohne Zweifel endgültig Einsitzer-Formelrennwagen. Effektiv war diese "Fahrer-EM" die direkte Vorfahrin der modernen Formel-1-WM.

Formel 1 existiert schon vor Silverstone 1950: Was bedeutet F1 eigentlich?
Die EM wurde zu Kriegsbeginn 1939 abgebrochen und kehrte nicht wieder zurück. Nach dem Krieg folgte schließlich ein Regel-Neustart. Bezeichnung für die neue Struktur? Formeln. "Formel 1" war die neue Topklasse im Grand-Prix-Sport. So festgehalten in der Regel-Revolution von 1946. In den späten 1940ern gab es daher schon Grands Prix der Formel 1. Nur jetzt wieder im informellen Setting, ohne eine Meisterschaft.
Und jetzt wagte der Internationale Automobil-Verband FIA den dritten Versuch, eine formelle Meisterschaft auf die Beine zu stellen. Es sollte eine Weltmeisterschaft sein, diesmal für die Fahrer, ausgetragen nach Formel-1-Regeln. Nun tituliert als "Weltmeisterschaft für Fahrer", begann diese Ära am 13. Mai 1950 in Silverstone. Und dieser Versuch hielt. Seit 1950 wurde dieser Titel jedes Jahr vergeben.
Mit ein paar kleinen Extra-Sternchen, für die besonders Genauen. Erstens: 1952 und 1953 wurde nach Formel-2-Regeln gefahren, aber trotzdem der WM-Titel vergeben. Worüber sich manche bei "75 Jahre Formel 1" dieses Jahr wieder aufregen mögen, was aber unsinnig ist, denn zweitens: "Formel 1" wurde erst in den 1980ern überhaupt in den Titel aufgenommen. Der genaue Name des Titels hat sich seit 1950 ohnehin mehrmals verändert. Praktisch ist die Geschichte aber klar: Der 13. Mai 1950 ist der Startpunkt von dem, was wir heute synonym als "Formel 1" bezeichnen.
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