In den letzten acht Tagen ging es rund bei Alpine. Unmittelbare Konsequenz: Bei der Formel 1 in Imola sitzt jetzt - wie die Gerüchte seit Monaten schon prognostizierten - Franco Colapinto im Auto, Jack Doohan wurde auf die Ersatzbank geschickt. Colapinto hat seinerseits aber nur für fünf Rennen einen Vertrag. Bei seinem ersten Auftritt seit der Rochade muss er einräumen: Ideal läuft das alles nicht.
Aber vermiesen will sich Colapinto die ganze Angelegenheit nicht lassen. Seitdem er im letzten Herbst ab dem Italien-GP in Monza kurzfristig für neun Rennen bei Williams als Brückenlösung einspringen hatte dürfen, träumte er von einer zweiten Chance: "Nach neun Rennen auszusteigen war nicht das beste Gefühl, aber eine gute Gelegenheit, um daraus zu lernen, darüber zu reflektieren."
Für sein Alpine-Debüt ist er auch um einiges besser vorbereitet als für das Williams-Gastspiel. Williams hatte ursprünglich nie damit geplant, ihn irgendwann ins Auto zu setzen, und hatte ihm bloß einmal ein Freitags-Training und ein paar Simulator-Sessions überlassen. Bei Alpine sah Colapintos Job im Vergleich dazu zuletzt ganz anders aus: Seit Saisonbeginn fuhr er im Simulator, war bei mehreren Rennen als Ersatzfahrer an der Strecke, fuhr letzten Dienstag auch mit einem zwei Jahre alten Auto einen Test in Zandvoort.
Franco Colapinto zurück in der F1: Fünf Rennen reichen eigentlich nicht
"Letztes Jahr war alles neu, und alle Infos aufzusaugen war einfach schwierig", beschreibt Colapinto. "Jetzt bin ich in Sachen Vorbereitung nur sechs Rennen hinter allen anderen. Natürlich habe ich nicht das Wissen aus diesen Rennen, aber ich bin viel näher als im Vorjahr, wo ich vor Monza null Erfahrung und 300 Kilometer hatte. Das war viel schwieriger."
Dafür erlebt Colapinto 2025 ein ganz anders gelagertes Problem. Bei Williams hatte er keinen Druck gehabt. Er sollte nur das Cockpit des gefeuerten Logan Sargeant für den da bereits verpflichteten Carlos Sainz warmhalten. Alles, was er an Ergebnissen fabrizierte, war ein Bonus. Bei Alpine aber wurde er explizit nur mit einem Vertrag für die nächsten fünf Rennen ausgestattet, um den Sinn des Tauschs mit Jack Doohan zu überprüfen.
"Ich bin einfach happy, wieder in der Formel 1 zu sein, über die fünf Rennen denke ich gar nicht", will Colapinto nichts von vermeintlichem Druck wissen. Wobei er sehr wohl eingestehen muss, dass fünf Rennen in der Formel 1 nicht viel sind. Lewis Hamilton und Carlos Sainz, zwei erfahrene Teamwechsler, unterstrichen in den letzten Wochen nicht ohne Grund, dass es selbst für sie Monate dauern könne, bis sie das Maximum mit ihren neuen Arbeitsgeräten abliefern können.
"Ich glaube Carlos sagte zehn Rennen, da reichen fünf für mich nicht", folgert Colapinto, der mangels Erfahrung das aber nicht einmal richtig einschätzen kann: "Ich bin in meinem ganzen Leben erst neun in der Formel 1 gefahren! Wahrscheinlich brauche ich etwas mehr als fünf Rennen, um alles aus dem Auto rauszuholen."
Formel-1-Fahren mit Deadline: So legt es Franco Colapinto an
"Als Fahrer versuche ich es einfach Schritt für Schritt zu nehmen", sagt Colapinto. "Ich kenne das Auto nicht wirklich. Einfach die Basics richtig machen. Dann kommen die Ergebnisse schon. Hier erwarte ich noch nichts. Die Teams sind so eng beieinander, und das ändert sich von Strecke zu Strecke. Vor dem Freitag haben wir noch gar keinen Plan, wo wir stehen."

"Das Hauptziel ist auch, das Auto schneller zu machen", gibt sich Colapinto sowieso als Teamplayer. "Das ist das Ziel. Performance verbessern. Dann sehen wir in fünf Rennen, wo wir stehen." Auf der Alpine-Ersatzbank warten mit dem degradierten Jack Doohan, aber auch mit dem letztjährigen F2-Dritten Paul Aron, mehrere Fahrer nur darauf, (erneut) eine Chance im Einsatz-Cockpit zu bekommen.
Bis zu einem gewissen Grad fühlt Colapinto hier auch mit Vorgänger Doohan: "Natürlich sind das nie angenehme Umstände, wenn es so abläuft. Wenn du in das Cockpit eines anderen Fahrers steigst. Aber du kannst dir nie aussuchen, wann du in die Formel 1 kommst. Du greifst einfach zu, gibst alles, maximierst den Job."
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