Die FIA änderte in der Woche vor dem Formel-1-Rennen in Imola Anhang B des internationalen Sportkodex ab. Die darin behandelten Richtlinien zur Bestrafung von Fahrern für Vergehen abseits des Sportlichen wurden darin stark entschärft und an einigen Stellen verfeinert.

Der häufig als Fluchverbot bezeichnete Regelzusatz war monatelang Zielscheibe von Kritik der F1-Piloten gewesen. George Russell, als Vorsitzender der Fahrergewerkschaft ein zentrales Sprachrohr dieser Kritik, nahm vor dem Imola-Wochenende diese Entschärfung zwar positiv zur Kenntnis, behielt den Weltverband aber trotzdem im Visier: "Es würde sich falsch anfühlen, für die Veränderungen zu danken, denn wir hätten von vornherein nicht in diese Lage kommen sollen."

George Russell: FIA-Strafenkatalog 'lächerlich'

"Wir reden hier über eine Situation, wo die Dinge rückgängig gemacht wurden, die von Anfang an etwas lächerlich waren", so der Mercedes-Pilot. WM-Leader Oscar Piastri ging analytisch auf das Thema ein und begrüßt vor allem einen Aspekt: "Die Veränderungen, die gemacht wurden, sind gut. Es gibt auch viel Kleingedrucktes und es liegt viel mehr in der Macht der Stewards, was ich auch für gut halte, denn die Umstände müssen definitiv in Betracht gezogen werden."

Die neuesten Änderungen an den Richtlinien für die Strafenvergabe bestehen aus einer Reduktion des Grundbetrags auf die Hälfte, die Möglichkeit der Aussetzung nach Ermessen der Stewards, sowie eine genauere Abgrenzung zwischen 'kontrollierten' und 'unkontrollierten' Umgebungen. Was sich genau hinter dieser Abgrenzung verbirgt und wie die Änderung im Detail aussieht, könnt ihr hier nachlesen:

George Russell: FIA spricht noch immer nicht mit uns

Ein Hauptkritikpunkt der Fahrergewerkschaft stößt vor allem Russell nach wie vor sauer auf und dieser Punkt ist älter als Appendix B. Denn im Herbst beklagten sich die Formel-1-Piloten in einem offenen Brief an Präsident Mohammed Ben Sulayem über mangelnde Kommunikation von Seiten des Motorsport-Verbandes. An diesem Problempunkt habe sich nach wie vor nichts geändert, wie der Brite feststellte: "Es ist eine etwas seltsame Lage, denn wir hatten noch immer keine Korrespondenz mit irgendeiner Führungsperson der FIA. Das ist alles etwas verdächtig."

Und das, obwohl der FIA-Präsident regelmäßig bei Grands Prix zu Gast ist. Aber Russell merkt an, dass es zwei Seiten für einen Dialog benötigt: "Es fühlt sich schwieriger an, als es eigentlich sein sollte. Wir haben unsere Sicht dargelegt. Ich würde nicht sagen, dass wir einen Punkt erreicht haben, von dem es kein Zurück gibt, aber man möchte wenigstens den Willen der Gegenseite erkennen."

Mohammed Ben Sulayem muss sich noch in diesem Jahr der Wahl zur FIA-Präsidentschaft stellen. Ein möglicher Gegenkandidat: Carlos Sainz Senior. Auch dazu bezog George Russell Position - wie auch Sainz Junior.