Lewis Hamilton steht nach fünf Rennen bei Ferrari wieder ganz am Anfang. Der Rekord-Weltmeister, der Carlos Sainz in Maranello ersetzt hatte, verstrahlte in Jeddah ein düsteres Bild seiner Probleme mit dem SF-25 und malte sogar das Schreckensszenario an die Wand, dass er möglicherweise die gesamte Saison nicht mit seinem Boliden zurechtkommen könnte.

Der bemerkenswerte Gegenentwurf zu ihm ist eben jener Carlos Sainz. Der Spanier, der bei seinen ersten Rennen im Williams ebenfalls noch eine Reihe von Problemen zu beklagen hatte, und sich bislang meist klar hinter Alex Albon einfand, nimmt seine Schwächephase mit einer vollkommen anderen Tonalität zur Kenntnis. Er spricht laufend von einer Herausforderung, die er erwartet habe und bei der ihm die Problemlösung irgendwie sogar Freude bereite, ganz im Gegenteil zum pessimistisch klingenden Hamilton.

Hamiltons Ferrari-Wechsel ein Fehler? Danner: Das wird zäh! (01:47 Min.)

Carlos Sainz über Probleme: Habe es bei Lewis und bei mir nicht anders erwartet

Sainz betonte vor dem sechsten Rennwochenende der Formel-1-Saison 2026 in Miami , dass er mit den Problemen gerechnet hatte. Nicht nur mit seinen eigenen, sondern auch mit jenen von Lewis Hamilton im Ferrari. Angesprochen darauf meinte er: "Ich bin überhaupt nicht überrascht. Ich habe es bei mir selbst erwartet und ich habe es bei ihm erwartet [dass wir Probleme haben würden]."

"In diesem Sport gibt es keine Geheimnisse und wenn man auf zwei Teamkollegen trifft, wie wir sie mit Alex und Charles haben, die das Team in- und auswendig kennen, und die schon auf dem Maximum dessen performen, was das Auto hergibt, dann gibt es nur ein bisschen Spielraum oder man kann nur gleich schnell sein wie sie", erklärte Sainz diesen Gedankengang.

Das aber auch erst, wenn man irgendwann das volle Potenzial aus dem Auto holen könne. "Dann performt man [am Anfang] vielleicht nicht auf 100 Prozent, sondern nur auf 99 Prozent und ist damit immer noch relativ gut. Aber um auf 100 Prozent zu kommen, benötigt man sicher ein halbes Jahr an Erfahrung", erklärte der 30-Jährige, der in seiner bisherigen Formel-1-Laufbahn inzwischen schon für sein fünftes Team an den Start geht.

Sainz und Hamilton: Welche Details müssen sie noch entschlüsseln?

Während sich Hamilton angesichts dieses Leistungsrückstandes nach dem letzten Grand Prix in Saudi-Arabien beinahe fatalistisch hoffnungslos ausdrückte, geht Sainz davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist: "Je schneller man diesen Prozess vollbringt, je schneller man auf diesem Level ist, desto besser. Aber für einige Fahrer dauert es eben länger als für andere."

Die Unterschiede liegen dabei in vielen kleinen Details, die sich erst mit der Zeit zeigen. Im Falle von Hamilton wurde in den letzten Wochen die Motorbremse als eines jener Details ausgemacht. Im Ferrari ist diese von einer viel größeren Bedeutung als noch früher im Mercedes. "Das ist eines der 15 Dinge, die man neu lernen muss. Einige Teams nutzen stärker die Motorbremse, um Rotation zu erzeugen, andere bevorzugen das Differential", zählte Sainz auf. "Man kann eine sehr ähnliche Rundenzeit auf viele verschiedene Wege erreichen."

Seine Herangehensweise bei Williams an diese Fragen: Trial-and-Error. "Ich versuche jede Woche alles aus, um zu sehen, was das Auto mag und was nicht", so Sainz. "Man weiß, dass es manchmal nach hinten losgehen wird, aber gleichzeitig hat man diese Momente, in denen es 'Klick' macht und etwas funktioniert. Es fühlt sich sehr gut an, wenn man so einen Heureka-Moment hat."

Was Sainz' Optimismus vielleicht etwas beflügelt, ist der jüngste Trend. Nach schwierigen ersten Formel-1-Rennen bei Williams lieferte er am letzten Rennwochenende in Jeddah seinen besten Grand Prix des bisherigen Jahres ab. Hamilton erlebte seinen bisherigen Ferrari-Höhepunkt hingegen schon mit dem Sprint-Sieg in China und auch nach Bahrain wähnte er sich auf dem aufsteigenden Ast. Nur um dann jeweils einen herben Rückschlag zu kassieren.