Die Formel-1-Saison 2025 brachte mit sechs Fahrern nicht nur eine so große Rookieklasse hervor, wie wir sie lange nicht mehr gesehen haben, sondern sie brachte auch abseits davon viel Rotation in die Königsklasse. Fünf Fahrer, die schon zuvor über ein Stammcockpit verfügten, hatten im Winter das Team gewechselt. Zwei Wechsler fuhren bislang schon mit ihren neuen Rennställen auf das Podium, Lewis Hamilton ist keiner davon. Wir werfen vor dem 18. Saisonrennen in Singapur einen Blick darauf, wie die Wechselfahrer abgeschnitten haben.

Lewis Hamilton: Beziehungskrise in Rot

Eine Liebesbeziehung war die scheinbare Traumehe zwischen dem erfolgreichsten Formel-1-Fahrer der Geschichte und dem erfolgreichsten Team der Geschichte bislang nur auf den ersten Metern. Nach der hypegeladenen Ankunft von Lewis Hamilton in Maranello kam schon am zweiten Rennwochenende der erste Sprint-Sieg des siebenfachen Weltmeisters in China. In der Folge konnte er aber nicht mehr daran anknüpfen. Stattdessen wartet Hamilton nach 17 Rennen noch immer auf sein erstes Ferrari-Podium und steuert damit auf einen Rekord zu: Didier Pironi fuhr erst bei seinem 19. Grand Prix für die Scuderia erstmals in die Top-3, alle anderen Scuderia-Fahrer mit Podien waren früher dran.

Auf eine Runde liegt Hamilton im Schnitt knapp zwei Zehntelsekunden hinter Ausnahme-Qualifier Charles Leclerc zurück. Die Umstellung auf den Ferrari-Motor und auf einen neuen Bremsenhersteller scheint er immer noch nicht ganz hinbekommen zu haben. Frustriert ging der Brite im Sommer sogar so weit, dass er sich selbst als "nutzlos" bezeichnete. Seit der Sommerpause ist er allerdings näher an Leclerc dran - für das Q2-Aus in Baku und somit die klare Niederlage waren auch andere Faktoren verantwortlich, die nicht in seiner Verantwortung lagen.

Es wäre andererseits nicht das erste Hoch in dieser Saison. Schon mehrmals wähnte sich Hamilton auf der richtigen Spur, nur um dann wieder auf neue Tücken des SF-25 zu stoßen. Im Rennen konnte Hamilton aber auch diesen Performance-Aufschwung in nicht viel Zählbares umwandeln. Das liegt wohl nicht nur an seiner Leistung, sondern auch daran, dass Ferrari nur punktuell podiumsfähig erscheint.

Nico Hülkenberg: Erstes F1-Podium überschattet vieles

Der Vergleich von Nico Hülkenbergs Entwicklung während seiner ersten Sauber-Saison fällt natürlich um vieles schwerer als jener bei Hamilton und Ferrari. Denn der Deutsche bekam mit Gabriel Bortoleto einen Rookie vorgesetzt, der natürlich erst recht einen Erfahrungsrückstand aufweist. Das erste Formel-1-Podium von Hülkenberg ist das große Highlight in einem Jahr, in dem das Team aus Hinwil mit Fortdauer der Saison einen Sprung nach vorne hinlegte.

Doch im direkten Vergleich auf eine Runde ging es für Hülkenberg im Laufe des Jahres in die andere Richtung. Der bei Haas als Qualifying-Spezialist gefeiert Deutsche kommt mit dem Sauber vor allem auf eine Runde noch nicht zurecht und erreichte Q3 kein einziges Mal. Zunächst reichte das noch, um Bortoleto in den Schatten zu stellen, doch inzwischen hat der Formel-2-Champion Hülkenberg den Rang abgelaufen.

Seit dem Kanada-GP im Juni konnte 'Hülk' kein Qualifying-Duell mehr für sich entscheiden und aus einer schlechten Startposition heraus sind sagenhafte Auftritte wie in Silverstone oder auch schon Punktefahrten wie in Österreich natürlich Ausnahmeerscheinungen. Das Momentum bei Sauber liegt derzeit eindeutig bei Bortoleto, der seit dem Großbritannien-GP alle Punkte des Schweizer Teams gesammelt hat.

Carlos Sainz: War Baku das Ende der Pechsträhne?

Es ist beinahe paradox. Von jenen Fahrern, die Team gewechselt haben, scheint sich Carlos Sainz am schnellsten mit seinem neuen Boliden angefreundet zu haben. Das erklärte der Williams-Pilot schon seit dem Frühjahr und auch die Qualifying-Daten sprechen eine klare Sprache. Doch die entsprechenden Ergebnisse kamen einfach nicht. Die Gründe waren vielfältig: Strategie, Defekte, Verkehrspech oder auch Fahrfehler des ehemaligen Ferrari-Piloten.

Sainz hatte nur zwei Rennen benötigt, um Albon im Qualifying gefährlich zu werden, und abgesehen von einem kurzen Durchhänger im Juni steigerte er sich seitdem zunehmend. So sehr sogar, dass er seit Juli konstant der schnellere der beiden Williams-Fahrer ist und das Saisonbeginn-Polster - auch dank einer durchwachsenen Phase von Albon in den letzten Rennen - ausgleichen konnte. Erst mit dem Podium in Baku konnte Sainz auch ein gutes Rennen durchbringen. In der WM liegt er aber nichtsdestotrotz noch meilenweit hinter seinem Teamkollegen.

Esteban Ocon: Ist Bearman eine Nummer zu groß?

Esteban Ocon hat dasselbe Problem wie Hülkenberg bei Sauber in Form eines Rookie-Teamkollegen. Nur bei dem Franzosen fällt es umso schwerer Bilanz zu ziehen, da die teaminterne Hackordnung und die Vorstellungen der beiden Fahrer volatiler kaum sein könnten. Vor allem im Falle von Bearman, bei dem zwischen katastrophalen Wochenenden wie in Miami bis zu klaren Nummer-1-Auftritten alles vorhanden war.

Mit zunehmender Saisondauer kristallisiert es sich jedoch heraus, dass die Pace des Briten inzwischen jener des ehemaligen Alpine-Fahrers überlegen ist. Bei den jüngsten Grands Prix in Monza und Baku sah Ocon kein Land. Auch wenn sich die beiden im Head-to-Head-Duell noch die Waage halten, muss er sich vor dem Ferrari-Nachwuchsfahrer in Acht nehmen.

Yuki Tsunoda: Das nächste Verstappen-Opfer

Yuki Tsunoda kam natürlich erst verspätet bei Red Bull an. Aber auch wenn sein Wechsel erst vor dem Japan-GP zustande kam, fällt er nichtsdestotrotz in diese Kategorie. Bei dem Nummer-2-Fahrer der Bullen muss man ohnehin mit anderen Maßstäben messen als bei den anderen Piloten auf dieser Liste, denn Teamkollege Max Verstappen ist mehrere Hausnummern zu hoch. Dennoch darf das nicht alle Probleme von Tsunoda entschuldigen.

Im Schnitt verlor er über sechs Zehntel pro Qualifying-Runde auf Verstappen, wobei Tsunoda seit dem Beginn der Europasaison seinen Rückstand wenigstens ein bisschen mehr in Grenzen hielt. Was in seinem Fall heißt: Halbe Sekunde oder weniger, und was frühe Qualifying-Ausfälle nicht ausschließt. Nach einem schweren Unfall in Imola trug er über lange Phasen der Saison auch einen Spezifikations-Rückstand auf Verstappen mit sich herum.

Die größten Probleme zeigte Tsunoda aber nicht im Qualifying, sondern im Renntrimm. Aufholjagden, wie wir sie etwa von Sergio Perez oder anderen Red-Bull-Fahrern der Vergangenheit kannten, vollbrachte Tsunoda keine. Der sechste Platz in Baku ist ein positives Signal, aber alles andere als eine Garantie auf einen längerfristigen Formaufschwung. Und diesen benötigt Tsunoda, um sein Cockpit zu verteidigen. Die Fahrer-Entscheidung bei Red Bull soll noch im Oktober oder spätestens im November fallen.