Teamorder ist in der Formel 1 ein heikles Thema – so auch aktuell bei McLaren. Trotz des schnellsten Autos im Feld stand in Japan weder Lando Norris, noch Oscar Piastri auf dem Siegerpodest. Stattdessen holte Max Verstappen mit seinem Sieg wichtige WM-Punkte und liegt nur noch ein Pünktchen hinter Norris. In unserer Rennanalyse zeigen wir ganz genau auf, wie McLaren mit seiner konservativen Strategie und einer nicht ausgesprochenen Teamorder das Rennen verloren hat.

Danner: Im WM-Kampf braucht es die Brutalität

Für Christian Danner steht fest: "McLaren ist eine Strategie gefahren, die keinem der beiden eigenen Fahrer wehgetan hat. Aber es war eine Strategie, die von vornherein einen Angriff auf Verstappen ausgeschlossen hat. Man kann dem Team da keinen Vorwurf machen, aber ich hätte mir einen größeren Siegeswillen erwartet." Es ist kein Geheimnis, dass Teamorder bei McLaren ein sensibles Thema ist. Das Team aus Woking hat sich auf die Fahne geschrieben, Lando Norris und Oscar Piastri frei fahren zu lassen.

Im letzten Jahr entschied sich McLaren sehr spät das böse Wort "Teamorder" auszusprechen. Am Ende holten die Briten zwar den Konstrukteurstitel, der Fahrertitel ging aber an Verstappen. Seitdem muss sich Teamchef Andrea Stella immer wieder die Frage gefallen lassen, ob es nicht die erfolgreichere Strategie wäre, auf einen Fahrer zu setzen. Bisher betonte Stella, das Luxusproblem - zwei schnelle Fahrer, die beide um die WM kämpfen - gern zu haben.

Doch um einen Fahrer wie Max Verstappen im Kampf um den Formel-1-Fahrertitel zu schlagen, müsse McLaren die nötige Brutalität an den Tag legen. "Also mit einem Streichelzoo kriegst du Verstappen nicht überholt. McLaren fehlt ganz klar diese Brutalität, die es braucht, um zu gewinnen", ist Danner überzeugt.

Michael Schumacher übergibt in Österreich 2002 den Siegerpokal an Rubens Barrichello
Wer erinnert sich nicht? Österreich GP 2002 - Schumacher gibt seinen Siegerpokal an Barrichello, Foto: IMAGO / Sven Simon

Formel-1-Geschichte: Die Teamorder-Aufreger

Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt: an Teamorder scheiden sich die Geister. Wer erinnert sich nicht an die legendäre, wenn auch kontroverse Aufforderung von Jean Todt an Rubens Barrichello 'let Michael pass for the championship'. Der Brasilianer lag in Österreich 2001 auf Platz zwei und musste seinen Ferrari-Teamkollegen Michael Schumacher vorbeilassen. Ein Aufreger, der sich nur ein Jahr später abermals in Österreich in einer ganz anderen Dimension wiederholte.

Nicht minder geschichtsträchtig verlief der Große Preis von Malaysia 2013. Von der Red-Bull-Teamführung gab es die Ansage 'Multi21'. Der Code signalisierte, dass Mark Webber das Rennen vor seinem Teamkollegen Sebastian Vettel gewinnen sollte. Vettel ignorierte die Anweisung und ging an dem Australier vorbei. Mittlerweile ist Mark Webber nicht mehr Fahrer, sondern Manager – und zwar von Oscar Piastri.

Jenem Fahrer, der in Japan über Funk sein Team wissen ließ, dass er schneller als sein Teamkollege ist und Verstappen den Sieg wegschnappen könnte. "Ich kann mir gut vorstellen, wie Webber in der McLaren-Box in der Ecke gesessen und am Beißholz gebissen hat, weil er genau wusste, dass Oscar das [Verstappen überholen: Anm. d. Red.] hingekriegt hätte", so Danner.

Der frühere Rennfahrer traut Oscar Piastri zu, sich gegen die Teamorder von McLaren zu widersetzen – wie damals Vettel. Allerdings nur dann, wenn es wirklich Sinn macht. "Piastri ist durchaus zuzutrauen, dass er sich sehr wohl gegen eine Teamorder hinwegsetzt. Ich glaube aber, dass er immer wieder sehr, sehr nüchtern und sehr analytisch abklärt, ob es Sinn macht. Und genau das zeichnet ihn aus", erklärte Danner.

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