Zum zweiten Mal in der Formel-1-Saison 2024 hat ein Team mit einem Update einen kapitalen Bock geschossen. In Zandvoort erwischt es Williams. Der komplett umgestaltete Unterboden fällt nach dem Qualifying bei FIA-Messungen durch. Alex Albon wird disqualifiziert, verliert einen achten Startplatz. Beim Team herrscht Verwirrung.

Williams hatte einen komplett neu gestalteten Unterboden-Körper nach Zandvoort gebracht. Es war das erste große Update des Teams in diesem Bereich gewesen. Eine neue Geometrie beinhaltete ein Anheben des Unterbodens vorne. Als das Auto nach Albons achtem Platz im Qualifying ins Parc Ferme gerollt wurde, nahmen sich die FIA-Techniker just den Bereich vor.

Die Messungen ergaben: Der Unterboden-Körper liegt außerhalb des vom Technischen Reglement vorgegebenen Referenz-Volumen. Wie bei solchen technischen Vergehen üblich gibt es eigentlich keinen Spielraum. Der Fall wurde an die Stewards weitergegeben, die Disqualifikation war zu erwarten.

Williams stimmt mit FIA nicht überein: Was lief in Zandvoort schief?

Für Williams kam das völlig überraschend. Denn man hatte eigentlich das Auto komplett vermessen. In der Anhörung ließ man wissen, dass man die Kalibration der FIA-Systeme zwar nicht anzweifle - aber dass die eigenen Messungen andere Ergebnisse gebracht hätten.

Für die Stewards ist das irrelevant: "Das Ergebnis der Messung mit dem FIA-System im Parc Ferme ist das relevante, und das vom Reglement vorgegebene Verfahren wurde befolgt. Daher wird die übliche Strafe für so ein Vergehen angewandt." Das ist die Disqualifikation. Albon wird das Rennen von ganz hinten aufnehmen müssen.

Williams-Personal checkt am Samstagabend in der Garage Messinstrumente
Williams-Personal beim Check des Mess-Equipments, Foto: Motorsport-Magazin.com

In der Williams-Garage begannen daraufhin sofort die eigenen Ermittlungen. "Wir sind sehr enttäuscht von diesem Ergebnis, werden eine umfangreiche Untersuchung durchführen und möglichst bald ein Update bereitstellen", ließ das Team in einer kurzen Stellungnahme verlautbaren. Cheftechniker Pat Fry marschierte nach ersten Checks in der Garage direkt ins Büro von FIA-Techniker Nikolas Tombazis, dem Direktor für Formelsport.

Krisensitzung im FIA-Büro von Nikolas Tombazis
Pat Fry im Gespräch mit FIA-Offiziellen, Foto: Motorsport-Magazin.com

Zweite Update-Pleite in der Formel-1-Saison 2024

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Team 2024 mit einem Update zu einem Rennen reist und nach dem Qualifying disqualifiziert wird. In Monaco waren Haas' neue High-Downforce-Heckflügel illegal. Auch dort lag der Fehler beim Team: Mechaniker hatten den Heckflügel nach falschen Vorgaben eingestellt.

Für Williams ist ein Desaster-Samstag in Zandvoort damit komplett. Logan Sargeant hatte am Qualifying noch nicht einmal teilnehmen können. Er hatte sein Auto im 3. Training mit einem Fahrfehler zerstört, die Reparaturen wurden nicht mehr rechtzeitig fertig. Das könnte für ihn weitreichendere Konsequenzen als einen Start aus der letzten Reihe haben. Mehr dazu hier: