Williams war nun wirklich nicht das Team, das die Formel 1 im Januar auf dem Zettel hatte, wenn es um die Frage nach dem Sieger im Kampf um Carlos Sainz ging. Sechs Monate später ist es faszinierende Gewissheit, dass zwei Automobil-Konzerne unterlagen sowie Mercedes und Red Bull sich nicht einmal ernsthaft bemühten. Das können die Gewinner fast nicht glauben.
"Ich sehe ihn als einen der vier besten, wenn nicht manchmal sogar einen der zwei besten Fahrer im Feld", versichert Williams-Teamchef James Vowles. "Warum würdest du den nicht in deinem Stall haben wollen?" Und nicht nur das. Vowles, der seit Abu Dhabi 2023 enge Gespräche mit Sainz führte, ist richtiggehend verliebt in die Werte des Spaniers.
"Nachdem ich neun Monate wöchentlich, wenn nicht sogar täglich mit ihm gesprochen habe war meine Partnerin Rachel sehr, sehr verwirrt über unsere Beziehung relativ zu meiner mit Carlos ...", scherzt Vowles. Im Ernst: "Dabei habe ich festgestellt, dass er eine Performance-Maschine ist. Er wird alles in seiner Macht Stehende tun, um nicht nur sich selbst zu verwandeln, sondern das Team um sich herum."
"Das ist mächtig", weiß Vowles, der vor seinem Dienstantritt bei Williams jahrelang als Mercedes-Ingenieur absolute Top-Fahrer wie Lewis Hamilton oder Michael Schumacher hatte beobachten können. "Das ist mehr wert als seine fahrerischen Leistungen."
Red Bull und Mercedes greifen bei Sainz nicht zu
"Wenn du also in Red Bulls Position bist, wo die Konstrukteurs-WM in Gefahr ist, dann ist das sicher eine schwere Entscheidung, aber ja, ich würde Carlos neben Max [Verstappen] setzen", legt sich Vowles fest. Auf jeden Fall sei Sainz dem Auf und Ab des seit über einem Jahr hadernden Sergio Perez vorzuziehen.
Bei Mercedes ist die Lage anders. Dort wäre Sainz eine Alternative dazu, den 18-jährigen Andrea Kimi Antonelli potenziell rücksichtslos in ein Top-Auto zu werfen. "Ihre Wettbewerbsfähigkeit wankte", räumt Vowles hier Spielraum bei der Entscheidung ein. Schwächelt man, mache Antonelli Sinn. Aber jetzt, wo das Auto Siege holt? "Da ist es eine schwierige Entscheidung, ob du in bekannte oder unbekannte Größen investierst."
Vowles' Fazit fällt unverhohlen für Sainz aus: "Prinzipiell wird es zwischen den Teams immer enger. Da den kleinen Unterschied zu haben, den ein Fahrer machen kann ... und ich meine nicht nur in Performance-Sachen. Schau dir Carlos an. Jedes seiner Teams verbesserte sich signifikant."
Red Bull und Mercedes will er aber nicht zu sehr hinterfragen - schließlich hat er als Externer nicht die gleichen Informationen. Bei Red Bull wurde wohl eine durchwachsene Vergangenheit der ehemaligen Teamkollegen Sainz und Verstappen zum Problem. Bei Mercedes hegt man noch immer leise Hoffnungen, Verstappen anzulocken, und ist bereit, lange mit der Fahrerentscheidung zu warten. Zugleich wäre für Sainz eben wegen Antonelli nur ein kurzer Deal möglich.
Williams schlägt Audi und Renault: Vowles stolz auf Williams
Damit schieden Red Bull und Mercedes aus der heißen Sainz-Phase aus. Mit spielten dort trotzdem Alpine und Sauber. Mit den Konzernen Renault und Audi im Rücken. Die beiden auszustechen, macht Vowles richtig stolz: "Ich sagte das schon zu Carlos. So stolz war ich in meiner Karriere fast noch nie. Und ich hatte schon viele tolle Momente in meiner Karriere."
"Dass er uns allen vorgezogen hat, ist eine riesige, eine monumentale Entscheidung", so Vowles. Dass die beiden F1-Teams der Konzerne momentan nur im Hinterfeld feststecken, spiele keine zu große Rolle: "Das sind für sich genommen tolle Organisationen. Die dürfen wir nicht unterschätzen. Sobald du das tust, verlierst du in der Weltmeisterschaft gegen sie."
Die Sainz-Entscheidung ist daher auch ein Votum für die Zukunft von Williams, wird Vowles nicht müde zu betonen: "Es ist gigantisch für Williams, mit zwei der besten Fahrer der Welt vorne zu kämpfen. Und ich denke, das ist ein großes Signal bezüglich dem, was noch kommt. Bezüglich der Tatsache, dass wir bereit sind, das zu investieren, was zum Vorwärtskommen nötig ist." Mehr zur Williams-Zukunft mit Sainz gibt es hier:
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