Seit nun schon zwei Jahren steht fest, dass Audi erstmals als Werksteam in die Formel 1 einsteigen wird. Doch besonders in den letzten Wochen und Monaten gab es Turbulenzen. Wie genau sieht es momentan beim deutschen Hersteller aus? Motorsport-Magazin.com hat die wichtigsten Antworten zu Fahrer, Teamchef, Motor und Fahrplan.
Mit welchem Team kommt Audi in die Formel 1?
Audi wird zwar als Werksteam, nicht aber allein in die Formel 1 einsteigen. Man hat sich mit dem seit 1993 durchgehend in der Formel 1 am Start stehenden Schweizer Team Sauber eine Partnermannschaft gesucht. Während Sauber das Rennteam stellt, baut Audi in Deutschland den Motor.
Wann kommt Audi in die Formel 1?
Diese Frage ist grundsätzlich einfach - hat aber ein paar komplizierte Details. Grundsätzlich werden ab dem ersten Grand Prix 2026 die Audi-Ringe auf den Sauber-Autos prangen, und Audi-Motoren sie antreiben. Davor ist das nicht möglich, denn 2026 kommt ein neues Motoren-Reglement - und für dieses baut Audi den Motor. 2024 und 2025 fährt Sauber noch mit Ferrari-Triebwerken.
Die komplizierten Details betreffen die Frage, wem Sauber gehört. Ursprünglich gab es eine Vereinbarung, dass Audi das Team nicht komplett übernimmt, solange es noch mit Ferrari-Motoren fährt. Aber 2024 arrangierte man sich. Im Verlauf des Jahres wird Audi nun die gehaltenen Sauber-Anteile von bisher 25 auf 100 Prozent aufstocken.
Hintergrund: Selbst wenn Audi 2024 und 2025 keine Motoren liefert, so möchte man freie Hand, um das in den letzten Jahren nur im Hinterfeld fahrende Sauber-Team in Vorbereitung auf 2026 auf Vordermann zu bringen, Infrastruktur zu erneuern und eigenes Personal an die Spitze zu setzen.
Die bisherigen Privat-Eigentümer des Teams, Islero Investments und der schwedische Unternehmer Finn Rausing, scheiden komplett aus. Damit ist Audi zumindest im Hintergrund jetzt schon in der Formel 1. Auch übernimmt Audis Konzern-CEO Gernot Döllner den Verwaltungsratsvorsitz der Sauber Motorsport AG.
Wo werden Audis Formel-1-Autos gebaut?
Durch das Arrangement mit Sauber gibt es einen Unterschied zwischen Auto und Motor. Die Autos werden weiterhin im schweizerischen Hinwil entwickelt und gebaut, wo Sauber seit Jahren sitzt. Dort hat das Team unter anderem auch einen eigenen Windkanal. Mit Audi-Unterstützung wird die Infrastruktur aktuell immer weiter ausgebaut.
So ist der Standort inzwischen auf gut 650 Mitarbeiter angewachsen. Die Schweiz sorgt aber zugleich auch für Herausforderungen. Hier sind die Personalkosten im Vergleich zu anderen F1-Standorten sehr hoch. Da F1-Ausgaben inzwischen durch eine Kosten-Obergrenze gedeckelt sind, hat Saubers Konkurrenz teils bei gleichen Kosten mehr Mitarbeiter. Man hofft, ab 2026 eine Indexierung von standortspezifischen Kosten einzuführen, um so einen Ausgleich zu schaffen.
Die Audi-Motoren werden nicht in der Schweiz, sondern in Deutschland gebaut. Sie kommen aus Neuburg an der Donau, rund 20 Minuten von Ingolstadt entfernt. Hier steht Audis 'Kompetenz-Center Motorsport', wo unter anderem bereits für die Motorsport-Projekte in Le Mans, Formel E und Dakar gearbeitet wurde.
Für die Formel 1 wurde ein neuer, 3.000 Quadratmeter großer Komplex geschaffen, Simulator-Equipment auf F1-Standard gebracht, und über 300 Leute sind hier beschäftigt. Mehr über Neuburg:
Wer wird der Teamchef von Audi in der Formel 1?
Die Teamführung bei Audi ist bislang eine turbulente Angelegenheit. Seit August 2024 sollten die Verhältnisse jetzt aber geordnet sein. Der ehemalige Ferrari-Teamchef Mattia Binotto ist jetzt als Chief Technical Officer (CTO) und Chief Operational Officer (COO) Leiter des Programmes. Als solcher ist er für die operative Geschäftsführung beide Standorte - Hinwil und Neuburg - zuständig, sowie für die technische Entwicklung.
Binotto ist nicht allein. Das Team wird mit einer Doppelspitze organisiert. Der seit Ewigkeiten bei Red Bull als Sportdirektor beschäftigte Jonathan Wheatley wird Teamchef. Er wird das Rennteam leiten und ist für die sportlichen Belange verantwortlich. Über dem Ganzen sitzt Gernot Döllner, Audis CEO, der auch den Verwaltungsratsvorsitz von Sauber innehat.
Es ist bereits die zweite Struktur des Teams. Ursprünglich war 2022 der ehemalige McLaren-Teamchef Andreas Seidl als CEO der Sauber-Gruppe angeworben. Über ihm wurde später Audis ehemaliger Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann als Generalbevollmächtigter eingesetzt. Das Verhältnis galt als schwierig. Endresultat: Im Juli 2024 trennte man sich von beiden, und setzte die neue Binotto-Wheatley-Struktur auf.
Das ist tatsächlich aber noch nicht alles. Weil Wheatley aktuell noch bei Red Bull beschäftigt ist, gibt es eine Sperrfrist. Wohl erst im Juli 2025 kann er seinen Posten antreten. Bis dahin steht für Sauber weiterhin Alessandro Alunni Bravi als sogenannter 'Teamrepräsentant' an der Strecke. Der gelernte Anwalt ist de facto ein Platzhalter für diese Übergangsphase.
Wer sind die Fahrer von Audi in der Formel 1?
Ein Fahrer für Audi steht bereits fest: Nico Hülkenberg wird kommen. Der Deutsche hat einen mehrjährigen Vertrag unterschrieben und wird 2025 bereits für Sauber fahren, und dann mindestens auch 2026 das erste Jahr mit Audi-Motoren. Hülkenbergs Verpflichtung wurde bereits im April 2024 verkündet und war davor schon eine recht klare Sache gewesen.
Schwieriger gestaltet sich nun das Füllen des zweiten Cockpits. Wunschkandidat war Carlos Sainz gewesen. Der war lange umworben worden, ließ Audi aber schließlich zugunsten von Williams abblitzen. Die verbleibenden Optionen sind beschränkt. Von den aktuellen Sauber-Piloten gilt der ehemalige Mercedes-Pilot Valtteri Bottas als guter Anwärter. Der in seinem dritten F1-Jahr nach wie vor wenig zeigende Zhou Guanyu dürfte kaum Chancen haben.
Möglich wäre aber auch ein junger Fahrer neben dem erfahrenen Hülkenberg. Diverse Namen geisterten in den letzten Wochen und Monaten durch das Fahrerlager. Wie Liam Lawson, aktuell Red-Bull-Ersatzfahrer, der 2023 bei einer Handvoll Rennen aufzeigte. Lawson wäre für 2025 frei, wenn er keinen F1-Platz bei Red Bull oder den Racing Bulls erhält. Andere Namen inkludieren McLaren-Junior Gabriel Bortoleto, momentan noch in der F2 unterwegs.
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