Ungarn GP, Brennpunkt 1: Muss Red Bull um die WM zittern?

In Silverstone benötigte Max Verstappen viel Glück und strategisch goldrichtige Entscheidungen, um noch einen zweiten Platz zu retten und damit die Führung in der Formel-1-WM auszubauen. Plus ein desolates Rennmanagement von McLaren. Die reine Rennpace auf der Strecke hätte dafür nicht gereicht, dort war Verstappen nach den beiden McLarens und dem Mercedes-Duo klar nur die fünfte Kraft.

Bei Verstappen schrillten anschließend die Alarmglocken. Der Red-Bull-Pilot sieht die Weltmeisterschaft in Gefahr. Das Formel-1-Wochenende am Hungaroring könnte der nächste Indikator dafür werden, wie real diese Gefahr tatsächlich ist. Die Strecke erlebte im Vorjahr einen der dominantesten Siege von Verstappen mit 33 Sekunden Vorsprung und wäre in der Vergangenheit - etwa auch angesichts der Wetterlage - eigentlich auch Red Bull entgegengekommen. Aber in diesem Jahr lehrt McLaren den Bullen nicht nur in schnellen Kurven das Fürchten.

Der Vorsprung von Verstappen auf Lando Norris beträgt nach der ersten Saisonhälfte 84 Zähler (255 zu 171 Punkte). Das klingt nach viel, kann bei zwölf noch verbleibenden Rennen (plus drei Sprints) aber schnell dahinschmelzen, falls das Kräfteverhältnis auf Silverstone-Niveau bleibt. In der Konstrukteurs-WM hat die Mannschaft aus Milton Keynes angesichts der anhaltenden Schwächephase von Sergio Perez die Gefahr schon länger gewittert. 71 Punkte beträgt hier der Vorsprung auf den ersten Verfolger, McLaren liegt 78 Zähler zurück. McLaren hat bereits Blut geleckt.

Ungarn GP, Brennpunkt 2: Wer schmilzt in der Budapest-Hitze?

Der Ungarn-GP steht alljährlich im Verdacht das heißeste Rennen der europäischen Sommersaison zu werden. Das wird er wohl auch in diesem Jahr. Denn Stand heute werden Spitzentemperaturen im Bereich von 32 bis 35 Grad für das Formel-1-Wochenende auf dem Hungaroring prognostiziert. Die Hitzeschlacht ist also schon vorprogrammiert.

Was noch dazu kommt, ist der Asphalt auf der 4,381-Kilometer langen Rennstrecke. Dieser ist besonders dunkel, was erst recht zu hohen Asphalt-Temperaturen führt. Strecken-Temperaturen von 50 Grad und mehr sind also keine Seltenheit, auch in diesem Jahr können wir mit derartigen Messwerten auf dem Thermometer rechnen.

Start in den Ungarn-GP 2023, Foto: LAT Images
Start in den Ungarn-GP 2023, Foto: LAT Images

In den vergangenen Monaten war vor allem Mercedes jenes Team, das mit derartigen Verhältnissen am schlechtesten zurechtkam. Wenig überraschend erlebte die Mannschaft von Lewis Hamilton und George Russell an den Rennwochenenden in Kanada und Silverstone ihre großen Durchbrüche, also bei kühlen Verhältnissen.

Doch der Österreich-GP bewies, dass der W15 inzwischen auch mit den heißen Temperaturen besser zurechtkommt. Dort war Mercedes zwar nicht das schnellste Team, aber immerhin deutlich näher an McLaren und Red Bull dran.

Ungarn GP, Brennpunkt 3: Gewinnt McLaren endlich wieder ein Rennen?

Seit dem Sieg beim Miami-GP im Mai jagt McLaren dem zweiten Erfolg in diesem Jahr hinterher. Inzwischen ist sich die Formel-1-Welt größtenteils einig, dass die Mannschaft aus Woking über das beste Auto verfügt, doch aus unterschiedlichen Gründen gelang es Lando Norris und Oscar Piastri bislang nicht, diese Misere zu durchbrechen.

In Silverstone bekam Norris den Sieg auf dem Silbertablett serviert, scheiterte allerdings gemeinsam mit seinen McLaren-Strategen an der Ausführung. In Ungarn erwartet uns womöglich die nächste Chance für McLaren. Die Strecke verfügt über eine Reihe an mittelschnellen Kurven, sowie einige einzelne langsame Ecken.

Diese waren im Vorjahr die Schwachstelle des MCL60. Das Nachfolger-Auto brilliert aber vor allem in diesen Passagen. Auch schon in Barcelona, einer Strecke die gewissen Parallelen zum Hungaroring aufweist, war der MCL36 das schnellste Auto im Feld. Die heißen Temperaturen in Spanien und Österreich schadeten McLaren ebenfalls nicht.

McLaren-Duo mit Lando Norris vor Oscar Piastri
McLaren-Doppelführung beim Großbritannien-GP 2024, Foto: LAT Images

Ungarn GP, Brennpunkt 4: Findet Sergio Perez wieder zu seiner Form zurück?

Sergio Perez muss bereits jetzt um sein Formel-1-Cockpit zittern. Nicht nur für die kommende Saison, sondern bereits für die zweite Saisonhälfte. Der Red-Bull-Pilot sammelte seit seiner Vertragsverlängerung Anfang Juni gerade einmal elf Punkte und damit sogar weniger als Haas-Pilot Nico Hülkenberg.

Obwohl er eigentlich über einen Formel-1-Vertrag für zwei Jahre verfügt, geht es faktisch jetzt schon um seinen Verbleib. Denn Perez soll über einige Ausstiegsklauseln in seinem Kontrakt verfügen, die bereits nach dem Belgien-GP - also in der Sommerpause - vom Team gezogen werden können. Demnach darf er einerseits in der WM nicht mehr als 100 Punkte hinter Verstappen liegen und andererseits nicht mehr als fünf Plätze hinter dem Champion in der Fahrer-WM platziert sein.

Die 100-Punkte-Marke ist jetzt bereits kaum mehr zu erreichen. Perez liegt 137 Zähler zurück, in Ungarn könnte sich also schon das Fenster schließen, um diese Marke noch zu unterbieten. P6 in der Fahrer-WM ist ebenfalls in Gefahr, da sowohl George Russell als auch Lewis Hamilton nur wenige Zähler zurückliegen. Falls Perez eine dieser Vorgaben nicht erfüllt, ist seine Red-Bull-Zukunft von der Gunst seines Teams abhängig. Jenes Team, das vor allem aufgrund seiner Leistungen um die Konstrukteur-WM bangt.

Ungarn GP, Brennpunkt 5: Fällt der nächste Stein auf dem Formel-1-Fahrermarkt?

Das Formel-1-Feld für 2025 fügt sich langsam zusammen. Ein Puzzle-Stück nach dem anderen. Beim Österreich-GP waren es Lance Stroll und Pierre Gasly, die offiziell verlängert wurden. In Silverstone verkündete Haas die Vertragsunterzeichnung von Neuzugang Oliver Bearman. In Ungarn könnte die nächste Entscheidung fallen.

Transfer-Update! Sainz, Schumacher, Perez & Co: Wer fährt 2025 (14:36 Min.)

Bereits seit Silverstone soll es Meldungen von Formula.hu und Racingnews365 zufolge beschlossene Sache sein, dass Esteban Ocon der Teamkollege von Bearman wird. Weitere übereinstimmende Meldungen in diese Richtung machten in den Tagen vor dem Ungarn-GP die Runde. Es deutet also alles darauf hin, dass der Noch-Alpine-Fahrer der nächste Stein auf dem Markt ist, der fällt. Und das möglicherweise bereits am Medien-Donnerstag in Budapest.