Nach einem katastrophalen Start in die Formel-1-Saison 2024 rollten bei Alpine Köpfe. Schon nach dem Saisonauftakt in Bahrain kündigten Cheftechniker Matt Harman und Aerodynamik-Chef Dirk de Beer. Alpine installierte anschließend nach McLaren-Vorbild eine neue Personalstruktur mit drei Technik-Abteilungen mit jeweiligen Leitern. Diesen setzte das Renault-Werksteam Anfang Mai schließlich David Sanchez als übergeordneten Technik-Chef vor, der zuvor nach gerade einmal drei Monaten McLaren verlassen hatte.

Sanchez hat dabei große Aufgaben vor sich. Zuletzt konnte Alpine einen klaren Aufwärtstrend verzeichnen, wenngleich das Team beim Großbritannien-GP erstmals seit dem Rennwochenende in Imola Mitte Mai punktlos blieb. Doch von den eigenen hohen Ansprüchen ist die Mannschaft aus dem britischen Enstone immer noch weit entfernt. Zudem schwebt nach wie vor die Unsicherheit über die Fortsetzung des Renault-Motorenprogramms über dem Team.

Sanchez schwört auf Standort Enstone: Alles Nötige da

Zumindest über die Anlagen für eine erfolgreiche Zukunft verfügt Alpine Sanchez zufolge. "Sie sind sehr gut. Es ist alles Nötige da, um ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen", so der Franzose, der vor seinem kurzen Intermezzo bei McLaren mehr als zehn Jahre bei Ferrari verbracht hatte.

Auch die Entwicklungsrichtung sei im Moment sehr klar, so Sanchez weiter. "Im Moment entwickeln wir um die Schwächen herum. Dieses Jahr geht es während der Saison viel um die Aerodynamik." Für den nächstjährigen Alpine sollen dann aber grundlegende Änderungen folgen. "Dann überprüfen wir die Hardware und versuchen uns darauf zu fokussieren, einige Aspekte des Autos fundamental zu verändern", kündigt Sanchez an.

Alpine-Fahrer Esteban Ocon
Der Nachfolger des A524 soll ein neues Konzept erhalten, Foto: LAT Images

Auch das Konzept vom Nachfolger des A524 soll sich dann im Vergleich zu seinem Vorgänger erneut verändern. "Dabei sprechen wir vor allem von den Radaufhängungen", verrät Sanchez. "Ich würde nicht sagen, dass es große Konzeptänderungen sein werden. Denn wenn du dir das Auto ansiehst, wird es ähnlich aussehen. Aber wenn du die die aerodynamischen Charakteristiken ansiehst, werden einige dazu neigen, anders zu sein und einfach ein bisschen stärker für die Performance."

Alpine-Technikchef beteuert: Haben aus Fehlern gelernt

Im Kontext des 2025er-Autos beteuert Sanchez zudem, Alpine habe aus den Fehlern des diesjährigen Autos gelernt. Besonders das Gewicht des Boliden galt zu Saisonbeginn als große Baustelle. Mittlerweile soll das Arbeitsgefährt von Pierre Gasly und Esteban Ocon aber am Mindestgewicht liegen.

"Wir waren ein bisschen zu ambitioniert. Jetzt wurde das korrigiert und für die Zukunft sollte es in Ordnung sein", analysiert Sanchez im Nachhinein die Alpine-Misere. "Das Ding mit diesen Autos ist, dass sie ziemlich schwer sind. Und je mehr Performance-Inhalte wir versuchen, ans Auto zu bringen, desto schwieriger wird es, mit dem Gewicht umzugehen."

Pierre Gasly in Bahrain
Beim Saisonauftakt in Bahrain war der Alpine das langsamste Auto, Foto: LAT Images

Sanchez: Alpine-Chassis 2024 ein bisschen zu aggressiv

"Das diesjährige Chassis war also ein bisschen zu aggressiv", so Sanchez weiter. "Das war eine Lektion und für die Zukunft wird die Herausforderung ähnlich bleiben: Wie wir es schaffen, mehr ans Auto zu bringen und immer noch unter dem Gewichtslimit zu bleiben." Die Arbeiten am Alpine für 2025 laufen also auf Hochtouren. Doch auch die aktuelle Saison hat das derzeit auf Rang acht der Konstrukteurs-WM stehende Team noch nicht abgeschrieben. Nach der Sommerpause sollen zahlreiche neue Teile gebracht werden.

Einen Schritt noch während der Saison wie jener von McLaren im vergangenen Jahr hält Sanchez zwar für reproduzierbar, im Angesicht von Alpines Entwicklung-Plan aber für schwierig. "Der einzige Unterschied im Vergleich zu McLaren ist, dass sie ihre Richtung schon früh in der Saison dramatisch geändert haben, während wir unsere Richtung in der Mitte der Saison zu ändern scheinen", erklärt Sanchez. "Wenn man also diesen Entwicklungs-Zyklus in die Perspektive rückt, haben sie ihre Entwicklungen ein gutes Stück vor der Sommerpause gebracht. Wir versuchen, unsere Entwicklungen ein bisschen nach der Sommerpause zu bringen."

Während Alpines Team in der Formel 1 im Hinblick auf die technische Struktur zumindest für den Moment gefestigt wirkt, gab es Anfang der Woche bei Ferrari erneut Bewegung beim Personal. Chassis-Chef Enrico Cardile verließ das italienische Werksteam, Teamchef Frederic Vasseur übernimmt interimsweise. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel: