Der Kampf um die Formel-1-WM wird Woche für Woche knapper. Nur noch 59 Punkte trennen Max Verstappen und Lando Norris vor dem Singapur-Wochenende und das Momentum scheint immer mehr in Richtung McLaren zu driften.

Dass Norris auch am letzten Wochenende in Baku Verstappen Punkte abnehmen konnte, war ein großer moralischer Sieg für den Briten, der nur von P15 gestartet war. Aber er will das vergangene Wochenende nicht überbewerten. Der Weltmeister habe dort nicht die normale Red-Bull-Pace gezeigt: "Wenn man sich das letzte Wochenende ansieht, da hat Max das Setup nicht richtig zusammenbekommen. Das war der Grund dafür."

Lando Norris: Red Bull hätte in Baku gewinnen können

"Checo hingegen hat es hinbekommen und Checo war einer der schnellsten Fahrer, wenn nicht der allerschnellste. Er hätte das Rennen gewinnen sollen. Es hatte also Max hatte ein schlechtes Wochenende, Red Bull hatte kein schlechtes Wochenende", analysierte der WM-Zweite.

Er zieht daraus den Schluss, dass Verstappen nach wie vor die besten Voraussetzungen hat, um die Weltmeisterschaft zu holen. "Nach wie vor kann nur er die Meisterschaft verlieren. Ich habe im Moment nichts zu verlieren." Mit 59 Zählern Unterschied sieben Grands Prix vor Schluss müsste Norris etwa 8,4 Punkte pro Wocheneden aufholen, um Verstappen im WM-Kampf noch überholen zu können.

Das klingt zunächst nach einer unmöglichen Herausforderung, vor allem da Norris nach wie vor seine häufig überragende Rennpace nicht regelmäßig in Rennsiege umwandeln kann. Doch angesichts dessen, dass Verstappen seit dem Ungarn-GP im Juli nur einmal auf dem Podium stand und im Durchschnitt nicht über Position 4,4 hinauskommt, erscheint es doch nicht so weit hergeholt.

Norris vergleicht Verstappen-Team mit McLaren: So weit ist Red Bull nicht weg

Norris gibt sich dennoch zurückhaltend und verglich die derzeitige Situation bei Red Bull mit jener, in der sich McLaren Anfang der Formel-1-Saison befand. "Zu Beginn des Jahres war Red Bull noch immer dominant. Sie haben vier der ersten fünf Rennen des Jahres gewonnen, Max hat die ersten sieben Poles geholt und sie haben uns mit einem größeren Abstand besiegt, als wir im Moment sie", fasst Norris zusammen.

"Sie machen also eine weniger schwierige Zeit durch als wir zu Beginn des Jahres, und sie sind im Rennen um die WM noch immer besser dabei. Wir haben damals das Blatt gewendet und gleichzeitig glaube ich, dass sie auch das Blatt nochmal wenden können", traut Norris dem Braten nicht.

Singapur ist die nächste Herausforderung, die auf Norris zukommt. Auf der Stadtstrecke in Südostasien fällt die Favoritenrolle Ferrari zu - wie schon in Baku. Falls die Scuderia dieser Favoritenrolle gerecht wird, verringert das natürlich die Summe an Punkten, die Norris auf Verstappen gutmachen kann.

Zudem malte sich Verstappens Teamkollege Sergio Perez am vergangenen Wochenende aus, dass der Red Bull neben dem Baku City Circuit auf dem Marina Bay Street Circuit seine beste Chance auf ein Top-Resultat in der restlichen Saison haben könnte. Falls seine Prognose zutrifft, dann schmälert das die Aussichten von Norris erneut, gesetzt Verstappen bekommt diesmal sein Setup hin. Das ist aber viel Konjunktiv. Fakt ist, dass McLaren als einziges Team im Moment auf allen Strecken siegfähig wirkt – und sich somit Norris auch in Singapur nicht verstecken muss.

In der Konstrukteurs-WM hat sich das Blatt auch in der Weltmeisterschaft schon gewendet. Dort führt McLaren seit Baku vor Red Bull. Ein historischer Meilenstein für die Papaya-Orangen.