Yuki Tsunoda hat sich in seiner vierten Formel-1-Saison als schneller und konstanter Fahrer etabliert und sich von einem unterschätzten Rookie zu einem gefragten Talent gemausert. Ein Fahrerkollege aus dem F1-Paddock ist von dieser Entwicklung überhaupt nicht überrascht: Sein ehemaliger AlphaTauri-Kollege Pierre Gasly. "Ich bin wahrscheinlich der Einzige im Fahrerlager, der von Anfang an wusste, dass er sehr talentiert und sehr geschickt ist. Ich habe immer gesehen, dass er sehr schnell ist. Er war ein guter Teamkollege", schwärmt der Franzose über Tsunoda.
In seinen ersten Jahren ist Tsunoda häufiger durch Schimpftiraden am Funk, denn durch herausragende sportliche Leistungen aufgefallen. Doch er ist besonnener geworden, wie der Japaner erst kürzlich selbst sagte - nur um gleich darauf beim Österreich GP durch einen Ausraster auffällig zu werden. Die schwere Beleidigung, zu der sich Tsunoda während der Qualifikation hinreißen ließ, wurde von der FIA bestraft.
Nichtsdestotrotz bemerkt Gasly, dass Tsunoda an Reife gewonnen hat: "Er hat gelernt und seine Fahrweise, seine Rennen sind gereift. Ich denke, wir haben in diesem Jahr gesehen, dass er die Fehler minimiert, dass er sehr wettbewerbsfähig ist und es geschafft hat, die Punkte zu holen. Er ist ein sehr zuverlässiger Fahrer."
Schwerer Start bei AlphaTauri: Schuld von Pierre Gasly?
Kaum ein anderer kann die Entwicklung des japanischen Formel-1-Fahrers besser beurteilen. Denn Tsunoda bestritt seine Rookie-Saison 2021 an der Seite von Gasly. In ihren beiden gemeinsamen Jahren bei AlphaTauri hätten einige Leute an ihm gezweifelt, so der Franzose, der mittlerweile bei Alpine fährt. "Ich hatte immer das Gefühl, dass das nicht fair ist", nimmt Gasly seinen Ex-Teamkollegen in Schutz.
Gasly erklärt, weshalb es für Tsunoda anfangs eine große Herausforderung war: "Du bekommst die Credits für denjenigen, gegen den du antrittst, nämlich deinen Teamkollegen. Damals kam ich gerade von Red Bull zurück und die ganze Situation war nicht gerade zu seinen Gunsten. Aber als ich ging, wusste ich, dass er gut abschneiden würde."
Die Philosophie von Red Bull gibt für ihre jungen Talente einen klaren Weg vor: Ausbildung im Schwesterteam, um nach ein paar Jahren genug Erfahrung gesammelt zu haben und fit genug zu sein, um ins A-Team aufzusteigen. Doch nachdem Sergio Perez bei Red Bull und Yuki Tsunoda bei Racing Bulls verlängert wurden, ist klar, dass der Japaner auch nächstes Jahr nicht die Chance beim amtierenden Weltmeister erhält.
"Ich hoffe, dass er in der Abwägung um den Platz bei Red Bull berücksichtigt wurde. Denn für mich ist das ein starkes Paket und ja, er verdient ein starkes Auto", äußert Gasly eine klare Meinung über die Fahrerentscheidung seines Ex-Teams.
Vor wenigen Wochen gab Red Bull die mehrjährige Vertragsverlängerung mit Sergio Perez bekannt und prompt rutschte die sportliche Leistung des Mexikaners in den Keller. Ist Perez noch tragbar? Das haben wir unseren Formel-1-Experten Christian Danner gefragt. Diese und weitere Fragen beantwortet er im neuen Q&A-Video:
Daniel Ricciardo in Bedrängnis: Yuki Tsunoda fährt großartig!
Ein anderer Fahrer aus dem Red-Bull-Kosmos tut sich derzeit mächtig schwer gegen Tsunoda. Eigentlich sollte Daniel Ricciardo nur vorübergehend in den Racing Bull springen, damit Red Bull abschätzen kann, ob er der stärkere Mann an Max Verstappens Seite ist als Perez. Doch dahingehend empfiehlt sich der Honeybadger mit seinen bisherigen Saisonleistungen nicht. Vielmehr ist zu befürchten, dass Ricciardo nächstes Jahr überhaupt nicht mehr in der Formel 1 fährt.
Angesprochen auf die starke Performance seines jungen Teamkollegen, der eigentlich nicht unbedingt als Supertalent gehandelt wird, sagt Ricciardo, dass er davon wenig überrascht sei. "Im Moment darf man niemanden unterschätzen. Dafür bin ich lange genug im Sport, um das zu wissen. Das Niveau ist von allen hoch. Es gibt keine schwachen Teamkollegen mehr. Das ist schon seit einer Weile so."
"Er hat ein großartiges Jahr. Er fährt wirklich gut. Es ist, sagen wir mal, eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe. Ich hatte in diesem Jahr sicherlich ein paar mehr schwache Wochenenden als er. Natürlich versucht man, das zu ändern. Aber ich will auch gefordert werden. Ich will natürlich sehen, wo mein Potenzial liegt und wo ich es nutzen kann. Ich mag es also, jemanden an meiner Seite zu haben, der stark ist", gibt sich Ricciardo gelassen in den Bezug auf den Vergleich mit seinem RB-Kollegen.
Außerdem lobt der Australier die produktive Zusammenarbeit mit Tsunoda: "Auch technisch ist sein Feedback gut. Wir haben dieses Jahr sehr gut zusammengearbeitet und sind uns [in unseren Ansichten über das Auto; Anm. d. Red.] definitiv viel nähergekommen. Ich denke, das hat auch dazu beigetragen, dem Team eine klare Richtung zu geben." Von seinen Kameraden erntet Tsunoda also reichlich Lorbeeren. Jetzt fehlt nur noch der Platz in einem Top-Team.
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