1. Warum startete Haas nicht aus der Box?

Beide Haas-Piloten wurden vom Qualifying disqualifiziert, weil ihre Heckflügel nicht dem Reglement entsprachen. Man hatte den neuen Monaco-Flügel falsch justiert, sodass sich bei aktiviertem DRS eine zu große Lücke ergab. Die Startplätze 12 und 15 waren dahin, aber Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen starteten nicht aus der Boxengasse, sondern vom Ende der Startaufstellung. Haas hatte bei der FIA angefragt, ob man die Nachjustierung unter Einhaltung der Parc-ferme-Regeln durchführen darf. Der Automobilweltverband stimmte zu. Nur ein Bruch des Parc fermes hätte zum Start aus der Box geführt.

2. Wer war schuld am Perez-Crash?

Nach 17,5 Sekunden war der Monaco-GP für Sergio Perez, Kevin Magnussen und Nico Hülkenberg beendet - wäre man doch nur aus der Box gestartet... Nach einem Kontakt mit Magnussen flog Perez so heftig in die Leitplanke, dass anschließend eine lange Reparaturpause nötig war. Nico Hülkenberg wurde völlig unbeteiligt mit in den Unfall hineingezogen. Aber wer war nun schuld: Perez oder Magnussen?

Offiziell niemand, denn die Stewards starteten noch nicht einmal eine Untersuchung des Zwischenfalls. Perez sah die Schuld bei Kevin Magnussen, der Däne sah es naturgemäß andersrum. Im Fahrerlager glauben nicht wenige, dass der Unfall nicht genauer untersucht wurde, um Magnussen vor einer Rennsperre zu verschonen. Der Haas-Pilot steht bereits bei zehn Strafpunkten. Zwei weitere Strafpunkte würden eine unfreiwillige Pause bedeuten.

3. Warum durfte Sainz zurück auf Platz 3?

Carlos Sainz berührte nach dem Start Oscar Piastri am Ausgang von Kurve eins leicht - aber stark genug, um sich den linken Vorderreifen zu beschädigen. In Kurve vier verbremste sich der Ferrari-Pilot so stark, dass das gesamte Feld an ihm vorbeifuhr. Trotzdem durfte er beim Restart nach der Rennunterbrechung wieder von Platz drei aus losfahren. Warum?

Das Reglement ist bei der Restart-Reihenfolge nicht eindeutig. Es heißt lediglich, dass der Restart in jener Reihenfolge erfolgt, die vor dem Abbruch zuletzt bestimmt werden konnte. Aber was heißt das schon? Die TV-Bilder zeigten eindeutig, dass Sainz zum Zeitpunkt des Abbruchs nicht Dritter war. Das normale Vorgehen ist aber, dass die Rennleitung die letzte Zeitnahmelinie als Grundlage nimmt.

Das Problem in diesem Fall: Zhou Guanyu konnte die Unfallstelle von Perez lange nicht passieren. Deshalb hatte er zum Zeitpunkt des Abbruchs den ersten Sektor noch nicht beendet. Rennleiter Niels Wittich legte schließlich die Timing-Daten der zweiten Safety-Car-Linie zugrunde.

4. Wie stark war Piastris McLaren beschädigt?

Im Gegensatz zum Perez-Magnussen-Crash wurde die Mini-Berührung zwischen Carlos Sainz und Oscar Piastri untersucht. Eine Strafe gab es nicht, Sainz hatte sich nur ganz leicht verschätzt. Aber Piastris Unterboden wurde dabei leicht beschädigt. Die McLaren-Ingenieure konnten einen Verlust von 20 Punkten Abtrieb messen, was in etwa einer halben Sekunde entspricht. In der Rennunterbrechung konnten die Mechaniker den Boliden notdürftig reparieren. Der Seitenkasten wurde getauscht, der Unterboden repariert. Trotzdem fehlten das restliche Rennen noch rund zehn Punkte Abtrieb.

5. Warum fuhren viele Piloten absichtlich langsam?

Auf keiner Strecke ist das Pace-Management so extrem wie in Monaco. Mangels Überholmöglichkeiten können sich die Piloten ihre Pace fast aussuchen. Leclerc fuhr an der Spitze nach eigenen Angaben rund 3,5 Sekunden langsamer, als er hätte fahren können. Das hatte zwei Gründe: Einerseits wollte er die Lücke zu George Russell auf Rang fünf nicht zu groß werden lassen. Denn dann hätte Lando Norris einen Boxenstopp ohne Platzverlust einlegen können. Andererseits wollte Leclerc seine Reifen so gut wie möglich schonen.

Aber auch weiter hinten im Feld fuhr man teils absichtlich langsam. Fernando Alonso hielt eine ganze Gruppe hinter sich auf, weil er somit Teamkollege Lance Stroll einen kostenlosen Stopp ohne Positionsverlust ermöglichte. Den Fahrern gefiel die Schleichfahrt nicht. Viele Piloten klagten nach dem Rennen über Langeweile und wenig Spaß.

6. Hat McLaren den Boxenstopp mit Norris verpasst?

In den Runden 53 und 54 war das Boxenstopp-Fenster für Lando Norris kurz offen. Der McLaren-Pilot hätte auf Platz vier einen Stopp einlegen können, ohne eine Position zu verlieren. McLaren war die Sache aber zu riskant. "Hätte der Stopp nur eine Sekunde länger gedauert, hätten wir die Position an Russell verloren", erklärt Teamchef Stella. "Und selbst wenn es geklappt hätte, hätte sich das Ergebnis wohl nicht verändert."

7. Warum gab es (fast) keine Boxenstopps?

Nur sieben Boxenstopps gab es im Rennen, zwei davon gehen auf das Konto von Lance Stroll, der sich durch einen Fahrfehler einen Platten einfuhr. Grund für die mangelnde Action in der Boxengasse war die Rennunterbrechung nach Runde eins. Alle Teams nutzten die Chance für den Reifenwechsel. In der Formel 1 gibt es nämlich keinen Pflicht-Boxenstopp, sondern nur die Regel, zwei verschiedene Reifenmischungen zu fahren. Weil Reifenabbau und -verschleiß in Monaco minimal sind und Überholen gleichzeitig unmöglich ist, beließen es fast alle beim Reifenwechsel in der Rennpause.

8. Warum war Alpine so sauer auf Ocon?

Esteban Ocon kollidierte in der Startrunde mit Teamkollege Pierre Gasly. Dabei hatte es vor dem Rennen die klare Anweisung gegeben, dass der Hintermann nicht angreift. Ocon war von Platz elf gestartet, Gasly von zehn. Trotzdem versuchte es Ocon mit einem übermotivierten Manöver in Portier. Besonders bitter: Sein Auto wurde dabei so stark beschädigt, dass es in der Rennunterbrechung nicht repariert werden konnte. Dazu verhängten die Stewards auch noch eine 10-Sekunden-Strafe, die in Kanada in eine Startplatzstrafe umgewandelt wird. Ocon muss dann fünf Plätze nach hinten. Teamchef Bruno Famin kündigte Konsequenzen an, sprach von 'schwierigen Entscheidungen'. Im Fahrerlager gibt es Gerüchte, dass Ocon bereits bei einem anderen Team unterschrieben hat.

9. Welches Missverständnis gab es beim Hamilton-Stopp?

In Runde 51 kam Lewis Hamilton zum Reifenwechsel, weil er einen kostenlosen Stopp absolvieren konnte. Nur eine Runde später kam Max Verstappen. Obwohl Hamilton vor dem Stopp direkt an Verstappen dran war, gelang ihm der Undercut nicht. Das Team gab dem Formel-1-Rekordsieger die falsche Anweisung. Statt ihn über eine 'kritische Outlap' zu informieren, sprach man von einer 'normalen Outlap'. Ob der Undercut mit einer besseren Outlap geklappt hätte, ist allerdings fraglich. Teamchef Toto Wolff nimmt die Schuld trotzdem aufs Team.

10. Warum freute sich Alonso über einen Punkt?

Fernando Alonso freute sich bei der Zieldurchfahrt über einen Punkt - wurde aber nur Elfter. Erst als ihm das Team das Ergebnis durchfunkte, realisierte der Routinier, dass er gar keinen Punkt geholt hatte. Alonso hatte beim Restart den Überblick verloren und Sainz nicht auf Platz drei einkalkuliert. Als er die Lücke für Stroll aufmachte, dachte er, der Teamkollege wäre auf Platz zehn. Durch dessen Fahrfehler und zusätzlichen Boxenstopp wähnte sich Alonso schließlich selbst auf Platz zehn.