Williams spaltete mit der Entscheidung, Logan Sargeant für Alex Albon zu opfern, die Formel 1. Albon liefert mit P12 im Qualifying Pro-Argumente. James Vowles erklärt missliche Lage in Grove: Zu viele Baustellen, zu wenig Zeit. In Japan hoffentlich wieder mit zwei Autos am Start. Update-Pläne ebenfalls betroffen.

Alex Albon unter Druck: Niemand will so Rennen fahren

"Niemand will so Rennen fahren. Ich will so nicht Rennen fahren", stellt Alex Albon klar. "Es ist eine Sache, wenn du einen Fehler machst und dann im Qualifying unter Druck stehst. Aber wenn du so eine große Verantwortung bekommst, ist es eine andere." Mit P12 hätte er jedenfalls im Qualifying das Maximum herausgeholt.

Alex Albon ist fest entschlossen, Logan Sargeant nicht umsonst um ein Rennen gebracht zu haben. "Er war ein richtiger Gentleman und ein Teamplayer in der gesamten Situation", lobt der Thai-Brite. "Die ultimative Wiedergutmachung wären ein paar Punkte." Er muss aber zugeben, dass das (abseits von einem erneuten Chaos-Rennen) schwierig werden wird.

"Du versuchst, es trotzdem wie ein normales Wochenende zu behandeln. Die Kameras helfen aber nicht wirklich dabei", berichtet Albon. Wurzel allen Übels sind die vielen Zeitverzögerungen bei Williams. Ursprünglich mit Deadline in Bahrain, hätte das dritte Chassis dann in Melbourne bereit sein sollen. Jetzt hoffen die Briten, es bis China fertigzubekommen.

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Williams Formel-1-Dilemma: Nicht genug Ressourcen für zu viel Arbeit

"Kein Team in der modernen Formel 1 geht mit nur zwei Chassis an den Start", stellt James Vowles klar. Zuletzt hat er das 2009 mit Brawn erlebt. Damals ging der Poker auf, nicht so 2024. "Es ist inakzeptabel, nicht mit zwei Autos an den Start zu gehen." Warum es doch passierte? Zu wenig Ressourcen für zu viel Arbeit.

"Wir waren allgemein sehr spät mit dem Auto dran und sind überall ans absolute Limit gegangen. Die Konsequenz war, dass wir kein drittes Chassis haben", so Vowles. Das zerstörte wird nun nach Grove zurückgeschickt, in der Fabrik schnell repariert und sollte (aber nicht zu 100 Prozent) bis zum nächsten Rennen wieder einsatzbereit sein.

"Als wir versuchten, die ineffizienten Strukturen zu ändern, gerieten wir in Probleme", erklärt der Williams-Teamchef. Zudem sei das neue Chassis mit zehnmal mehr Teilen ungemein komplexer zu produzieren als 2023. Konsequenz: Ein weiterer Ritt auf der Rasierklinge in zwei Wochen beim Japan-GP.

Williams-Fahrer Alexander Albon
Trotz zerstörtem Auto darf Alex Albon starten, Foto: LAT Images

Neben dem Budget-Cap hat Alex Albons Crash auch Auswirkungen auf die Update-Strategie von Williams. "Ohne Zweifel", bestätigt Vowles. "Irgendwo musst du Abstriche machen." Auswirkungen hat der Vorfall auch auf die seelische Verfassung von Logan Sargeant, der vom "härtesten Tag seiner bisherigen Karriere" sprach.

"Wenn ich kein Vertrauen in ihn hätte, hätte ich mit ihm nicht verlängert", stellt der Williams-Teamchef klar. "Und er ist in dem Jahr viel näher an Alex dran." Tatsache bleibt: Alex Albon erzielte im Vorjahr 27 von 28 Punkten für das Team aus Grove, Logan Sargeant gewann nicht ein Qualifying-Duell. Auch 2024 ist Albon der klar bessere Williams-Pilot.

Williams entschied sich nach dem 2. Freien Training endgültig für Alex Albon. Zuvor gab es keine Gespräche - mit keinem der Fahrer. "Ich wollte ihn [Sargeant] bewusst nicht noch mehr unter Druck setzen und in FP2 schauen, wie er und das Auto performen", so Vowles.

Williams-Fahrer Logan Sargeant auf Abwegen
Logan Sargeant tat sich mit seiner Leistung im 2. Freien Training keinen Gefallen, Foto: LAT Images

"Es ist sehr schwierig für ihn. Er ist ein Elite-Sportler und hat das ganze Jahr performt, wie ich es von ihm verlangt habe. Er hat nicht einen Fehler gemacht und trotzdem habe ich ihm das Auto weggenommen", räumt Vowles ein. Nachsatz: "Das war eine der härtesten Entscheidungen meines Lebens."