Am Wochenende kehrt die Formel 1 zum Großen Preis von Australien nach Melbourne zurück. Es ist der Ort, an dem Alpine in der vergangenen Saison seine wohl herbste Niederlage einstecken musste. Mit realistischen Chancen auf eine gute Punkteausbeute fuhren sich die ehemaligen Kindheitsfreunde und nun Teamkollegen Esteban Ocon und Pierre Gasly beim stehenden Neustart wenige Runden vor Schluss gegenseitig in das Auto und mussten beide das Rennen aufgeben. Alpine nahm keine Punkte aus Australien mit.

Ein Jahr später droht dem französischen Werksteam erneut eine punktlose Vorstellung, allerdings aus anderen Gründen. Alpine hat sich nach den ersten beiden Rennen der Formel-1-Saison 2024 klar als das langsamste Team etabliert, ist vom personifizierten Mittelfeld an das hintere Ende des Feldes abgestürzt. Die Chance auf ein Top-10-Ergebnis ist damit verschwindend gering. Eine Entwicklung, die den beiden ambitionierten Piloten in Australien sichtbar zu schaffen macht.

Ocon über das Hinterbänkler-Dasein: Ich hasse das

"Es ist eine Situation, die keinem im Team gefällt. Keinem von uns, ob in Viry oder Enstone, gefällt es, wenn wir uns an den Wochenenden so schwertun", traf Esteban Ocon den Nagel auf den Kopf. Der Franzose nahm angesichts der, für ihn nicht gänzlich ungewohnten, Situation als Formel-1-Hinterbänkler, kein Blatt vor den Mund.

"Das ist das schlechteste Gefühl, das man haben kann", wurde Ocon deutlich. "Und ehrlich gesagt hasse ich das, wenn du ein gutes Wochenende ablieferst und dann aber nicht in der Lage bist, in die Punkte zu fahren. Am Ende bekommst du keine Belohnung."

Alpine-Fahrer Esteban Ocon
Harte Zeiten für Esteban Ocon und Alpine, Foto: LAT Images

"Es ist hart, in ein Wochenende zu gehen und sich so sehr anzustrengen, wie man kann, auch mental, weil man weiß, dass es am Ende keine Belohnung geben könnte. Aber das ist Teil des Jobs", fuhr Ocon fort, der trotz der spürbaren Frustration ob der sportlichen Talfahrt Alpine weiterhin sein Commitment zusicherte.

Gasly rechnet mit Alpine-Boliden ab: Falsch aus der Fabrik gerollt

Auch Pierre Gasly dürfte sich mehr von seinem Wechsel nach Enstone erhofft haben. Als Alpine den Franzosen 2022 von AlphaTauri loseiste, frisch nach dem Erreichen des vierten Platzes in der Gesamtwertung, waren die Ambitionen groß. Gasly löste sich aus den Gefilden der Red-Bull-Familie und machte den Schritt in ein Werksteam, mit der Hoffnung auf den ganz großen Triumph.

Dass sich der 28-jährige zwei Jahre später noch immer bzw. erneut im hinteren Teil des Feldes wiederfindet, frustriert den Franzosen zunehmend. "Ich habe bei Alpine unterschrieben, nach einer Saison, in der das Team gerade Vierter geworden ist. Das letzte Jahr war generell schon etwas enttäuschend", gestand Gasly ein. "Wir haben es nicht geschafft, die Lücke zu den ersten drei zu schließen und sind in der Rangfolge zurückgefallen. Dieses Jahr sticht leider noch einmal mehr heraus."

Alpine-Fahrer Pierre Gasly im Paddock
Getrübte Stimmung auch bei Pierre Gasly, Foto: LAT Images

Der Franzose lässt kein gutes Haar an seinem weiterhin übergewichtigen A524, mit dem er jüngst im Qualifying in Jeddah sogar langsamer war als vergangene Saison und das Rennen mit Getriebeproblemen bereits nach Runde 1 aufgeben musste. "Leider ist das Auto nicht wohlgeboren", erklärte Gasly, der viele positive Veränderungen im Hintergrund erkennen mag, welche sich allerdings "nicht direkt in der Performance widerspiegeln."

Rückkehr nach Australien: Gibt es das nächste Alpine-Debakel?

Für die Rückkehr in den Albert Park hegen die beiden Alpine-Fahrer angesichts der Performance-Krise keine hohen Erwartungen. Zumindest auf Fahrerseite zeigt dich das Werksteam derzeit realistisch. "Es kann natürlich etwas variieren, ein paar Prozent vielleicht, aber basierend auf der Lücke und der Rundenzeit, die uns im Moment fehlt, erwarten wir nicht, dass es sich hier schlagartig ändern wird", sprach Gasly im Vorfeld des Australien-GP.

"Ich weiß, dass ich dieses Wochenende nicht gewinnen werde. Ich weiß, dass ich auch nächstes Wochenende nicht gewinnen werde", fuhr Gasly fort. "Ich weiß um die Mission, auf der ich mich befinde und die Aufgabe, die vor uns liegt und gehe objektiv und realistisch mit der Situation um."

Ocon richtet seine Aussicht auf Besserung langfristig aus. "Es ist eine lange Saison, und wir arbeiten natürlich daran, das Auto zu optimieren, zu verstehen, wo unsere Probleme liegen, und die Dinge zu ändern. Hoffentlich ist es einfacher gesagt als getan. Solange wir es nicht schaffen, sind es nur Worte", erklärte der Franzose.