Die ersten beiden Rennen der Formel-1-Saison 2024 sind in das Land gezogen und der Große Preis von Australien steht unmittelbar vor der Tür. Ein guter, wenn auch etwas verfrühter Zeitpunkt, für eine erste Abrechnung. Wie gut haben die zehn Teams in der Winterpause gearbeitet? Wer ist nach den Rennen in Bahrain und Saudi-Arabien der große Gewinner, wer der Verlierer? Wo stehen die einzelnen Teams aktuell? Motorsport-Magazin.com verrät es euch im großen Überblick.

Platz 1: Red Bull - Die Unantastbaren

Es waren kleine Hoffnungsstrohalme, an denen sich die Red-Bull-Konkurrenz in der Winterpause klammerte. Das Potenzial zur Steigerung sei kaum noch vorhanden und McLaren hatte gezeigt, wie viel sich ein Team noch verbessern könne. Was machten Max Verstappen, Adrian Newey und Co. mit diesen Hoffnungen? Im Keim ersticken.

Red Bull-Pilot Max Verstappen feiert seinen 2. Saisonsieg im Parc Ferme
Red Bull scheint 2024 erneut unantastbar, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Red Bull rollte nach etwas Geheimniskrämerei mit einem bisher vollkommen unbekannten Fahrzeugkonzept und dem RB20 in Bahrain an und schickte damit die restlichen Ingenieure der Formel 1 zurück auf die Schulbank. Das Resultat der erneuten technischen Meisterleistung sind zwei Verstappen-Siege und zweite Plätze von Sergio Perez. Zur perfekten Punkteausbeute fehlt bisher nur der Punkt für die schnellste Runde in Jeddah. Red Bull hat die Dominanz aus der vergangenen Saison, trotz aller Skandale und Geräusche neben der Strecke, eindrucksvoll mit in das neue Jahr genommen.

Platz 2: Ferrari - Die Scuderia im Aufwind

Bei Ferrari war auch abgesehen vom Hamilton-Hammer in der Winterpause einiges los. Nachdem die Scuderia im Endspurt der vergangenen Saison den zweiten Platz in der Gesamtwertung nur knapp verpasste, stellten die Ingenieure am SF-24 das Konzept für die aktuelle Saison komplett um. Das Hauptziel: Eine bessere Fahrbarkeit, sowie ein breiteres Arbeitsfenster.

Ferrari-Fahrer Charles Leclerc
Der SF-24 zeigt positive Ansätze, Foto: LAT Images

Die Ziele scheint Ferrari erreicht zu haben. Sowohl Charles Leclerc als auch Carlos Sainz fanden bisher nur lobende Worte für ihr neues Arbeitsgerät. Das verbesserte Fahrgefühl tat der Leistung dabei keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Außer Red Bull und Ferrari stand in der Formel-1-Saison 2024 bisher kein anderes Team auf dem Podest. Auf die Spitze klafft zwar noch immer eine Lücke, doch aus dem Verfolgertrupp konnte kein anderes Team außer Ferrari gefährlich werden. Die Scuderia hat sich hinter Red Bull klar als erster Verfolger etabliert.

Platz 3: McLaren - Zwischen Ernüchterung und Optimismus

Zwischen McLaren und - so viel sei bereits verraten - Mercedes auf Platz 4 liegen aktuell Nuancen. Sowohl in der Punktetabelle als auch bei der Leistung. McLaren avancierte nach einer 180-Grad-Wende im vergangenen Jahr zum Red-Bull-Jäger Nummer eins. Das Ziel über den Winter war daher einfach und doch so schwer: Die Lücke auf die Spitze schließen.

Welchen Sprung McLaren im Vergleich zum Beginn der Saison 2023 bereits gemacht hat, konnte das Papaya-Team indes beweisen. Im Qualifying von Bahrain und Saudi-Arabien war das Team im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 bzw. 1,2 Sekunden schneller. Dennoch machte sich nach den ersten beiden Rennen etwas Ernüchterung bei Lando Norris und Oscar Piastri breit. Die Highspeed-Schwäche hat McLaren auch in das neue Jahr mitgenommen. Updates in den nächsten Wochen sollen helfen. Doch die Verfolgerrolle hat man erstmal an Ferrari abgegeben, und das mit einiges an Respektabstand.

Platz 4: Mercedes - Der Dauerweltmeister im freien Fall

Es will einfach nicht klappen zwischen Mercedes und den Ground-Effect-Boliden. Im dritten Jahr in Folge bleibt das Team erneut weit hinter den eigenen Erwartungen. Der einst erfolgsverwöhnte Dauerweltmeister macht trotz Konzept-Verwerfungen und Personalrochaden eher Rück- als Fortschritte, so zumindest der Eindruck nach den ersten beiden Rennen. Führende Personen schieben bereits die Schuld zum Teil auf die neue Fahrzeuggeneration.

Ratlosigkeit bei Mercedes! Erst 2026 wieder Chancen? (05:30 Min.)

Auch Mercedes plagen ähnliche Probleme wie McLaren. Die Highspeed-Performance des W15 ist erneut die Achillesferse. "Seit zweieinhalb Jahren jagen wir dieser grundlegenden Sache nach!", beschwerte sich Toto Wolff nach dem Rennen in Saudi-Arabien über das wiederkehrende Performance-Problem. Mittlerweile scheint nicht nur Red Bull, sondern sogar die Verfolgerposition in weite Ferne gerückt. Es droht der endgültige Abstieg ins Mittelfeld.

Platz 5: Aston Martin - Gefangen im Mittelfeld

Aston Martin fing in der Formel-1-Saison 2023 stark an, ließ daraufhin allerdings auch stark nach. Gegen Ende des vergangenen Jahres ordnete sich das Team aus Silverstone auf Platz fünf ein. Der Trend scheint sich auch diese Saison fortzusetzen. Mit 13 Punkten aus den ersten beiden Rennen steht Aston Martin erneut auf dem fünften Rang.

Neu ist beim Team rund um Fernando Alonso und Lance Stroll eine Schwäche im Rennen. War der geringe Reifenverschleiß und die daraus resultierende Rennpace vergangene Saison noch das Steckenpferd des AMR23, zeigt sein Nachfolger entgegengesetzte Tendenzen. Bei der Zeitenjagd kann Aston Martin noch mit den Spitzenteams mithalten, im Rennen fehlen der Silverstone-Truppe aktuell noch einige Zehntel. Der Performance-Sprung, den man sich aus den Lehren der fehlgeschlagenen Updates aus der vergangenen Saison erhoffte, ist bisher ausgeblieben.

Platz 6: Haas - Der große Gewinner

Die Vorzeichen für die Formel-1-Saison 2024 standen schlecht für Haas. Erst sehr spät wechselte das amerikanische Team im vergangenen Jahr das Fahrzeugkonzept und konnte dadurch nur wenig Erfahrungswerte sammeln. Dann wurde im Winter auch noch Teamchef Günther Steiner gefeuert - Ayao Komatsu übernahm aus der zweiten Reihe. Das schlechteste Team der vergangenen Saison machte sich auf ein hartes Jahr gefasst.

Doch aller Widrigkeiten zum Trotz hat Haas in den ersten zwei Rennen alle überrascht. Der VF-24 glänzt sowohl im Qualifying als auch im Rennen mit einer ähnlich soliden Pace. Die Zeiten, in denen Nico Hülkenberg sich in den Top-10 qualifizierte und dann an das Ende des Feldes durchgereicht wurde, scheinen vorerst vorbei zu sein. Der Lohn war der erste Punkt der Saison in Saudi-Arabien, wenn auch mit kontroversen Mitteln. Der gewaltige Performance-Sprung vom Hinterbänkler zum Punkteanwärter macht Haas vorerst zum größten Gewinner der Winterpause.

Platz 7: Williams - Lenkrad-Drama und Allround-FW46

Williams konnte sich im Vergleich zur vergangenen Saison nicht aus dem Sumpf des hinteren Feldes befreien. Der britische Traditionsrennstall steht im Jahr 2024 ungefähr da, wo er in der vergangenen Saison aufgehört hatte. Zwar nicht am Ende des Feldes, allerdings nur mit Außenseiterchancen auf Punkte. Untätig war man in Grove über den Winter dennoch nicht.

Williams-Fahrer Alexander Albon
Treten auf der Stelle bei Williams, Foto: LAT Images

Der FW46 ist in dieser Saison zu einem Allrounder geworden. Das Vorläufer-Modell war prädestiniert für Highspeed-Kurse, aber auf anderen Streckentypen häufig chancenlos. Der neue Bolide ist ausgewogener, hat seine Schwächen allerdings in langgezogenen Kurven. Hinzu kamen in Bahrain Probleme mit dem neuen Lenkrad. Williams ist in der Saison 2024 das letzte Team, welches auf ein Lenkrad mit integriertem Display umgestiegen ist.

Platz 8: Racing Bulls - Hype verflogen?

In der Winterpause fürchtete sich die Formel-1-Welt vor den Racing Bulls. Die Synergien zum Dominator Red Bull, welche das Schwesterteam vermehrt nutzen wollte, könnten RB bis an die Spitze des Mittelfeldes hieven, so die Befürchtungen einiger Teamchefs. Nach den ersten zwei Rennen dürften die Kritiker vorerst beruhigt sein. Die Racing Bulls sind weiterhin im hart umkämpften hinteren Teil des Feldes zu finden. Punktlos.

Dabei kann sich die Quali-Pace durchaus sehen lassen, Yuki Tsunoda schaffte es in Saudi-Arabien sogar bis in das Q3. Doch das Team unter der Führung des Neo-Teamchefs Laurent Mekies stand sich in den ersten beiden Rennen mit der Strategie oft selbst im Weg. Hinzu kommt ein Daniel Ricciardo, der weiterhin ein Schatten seiner selbst ist. Der verkorkste Boxenstopp des Honey Badgers aus Saudi-Arabien passt da perfekt ins Bild.

Platz 9: Sauber - Die Radmuttern als Stolpersteine

Auch Sauber, wobei mittlerweile Audi, startete die Formel-1-Saison 2024 da, wo sie im vergangenen Jahr aufgehört hatten - im hinteren Teil des Feldes. Die Truppe aus Hinwil hat bisher keine Punkte auf dem Konto vorzuweisen und glänzte in den ersten beiden Saisonrennen eher mit Pleiten, Pech und Pannen als mit Performance.

Im Qualifying sieht die Bilanz mit keinem einzigen Einzug in das Q2 düster aus, im Rennen dafür etwas besser. Mit dem elften Platz beim Saisonauftakt in Bahrain konnte der neongrüne C44 in den Händen von Guanyu Zhou zumindest positive Ansätze zeigen. Schlechte Boxenstopps, Probleme mit den Radmuttern, sowie folgenschwere Unfälle im Training verfälschten das Leistungsbild allerdings. Ohne die zahlreichen Zwischenfälle hätte Sauber wohl dennoch keine Bäume ausgerissen - erneut.

Platz 10: Alpine - Die großen Verlierer

Null Punkte, nicht einmal aus dem Q3 ausgezogen, beim Saisonauftakt in Bahrain die letzte Startreihe gebildet und die Zuverlässigkeitsprobleme sind ebenfalls zurück. Alpines erste Bewertung in der Formel-1-Saison 2024 ist eine Beschands- und keine Bestandsaufnahme. Während Alpine in der vergangenen Saison immerhin noch für das personifizierte Mittelmaß stand, bildet das französische Werks(!)-Team mittlerweile das glasklare Schlusslicht.

Der A524 hat keine eindeutige Stärke vorzuweisen und ist zudem deutlich über dem Mindestgewicht von 798 Kilogramm. Laut des ehemaligen Technischen Direktors Matt Harman die Folge eines gescheiterten Crash Tests im Winter, durch den umfassende Änderungen am Chassis vorgenommen werden mussten. Nach einem vielversprechenden Start in die Ground-Effect-Ära vor zwei Jahren, ist Alpine am vorläufigen Tiefpunkt angelangt und damit der bisher größte Verlierer der Formel-1-Saison 2024.

MSM-Powerranking der Formel 1 2024: Stand vor Australien

  • Platz 1 Red Bull
  • Platz 2 Ferrari
  • Platz 3 McLaren
  • Platz 4 Mercedes
  • Platz 5 Aston Martin
  • Platz 6 Haas
  • Platz 7 Williams
  • Platz 8 Racing Bulls
  • Platz 9 Sauber
  • Platz 10 Alpine