Ein erneuter Skandal rund um die Formel 1 ist vorerst abgewendet. Die FIA spricht nach einer 30 Tage andauernden Untersuchung und der Befragung von elf Zeugen seinen Präsidenten Ben Sulayem von den Vorwürfen der Einflussnahme auf zwei Formel-1-Rennen frei.

"Nach Prüfung der Untersuchungsergebnisse kam die Ethik-Kommission einstimmig zu dem Schluss, dass es keine Beweise für eine wie auch immer geartete Beeinflussung des FIA-Präsidenten Mohammed Ben Sulayem gibt", heißt es in einem Statement des Motorsportweltverbandes.

FIA spricht Ben Sulayem frei: Über jeden Zweifel erhaben

Das Ergebnis der FIA-internen Untersuchung sprach den Präsidenten vollständig von den erhobenen Vorwürfen frei. "Die Anschuldigungen gegen den FIA-Präsidenten waren unbegründet, und es wurden stichhaltige Beweise vorgelegt, die über jeden vernünftigen Zweifel erhaben sind und die Entscheidung der FIA-Ethikkommission stützen", so das Statement der FIA.

"Die vollständige Kooperation, Transparenz und Compliance des Präsidenten während des gesamten Prozesses dieser Untersuchung wurde sehr geschätzt", fuhr der Motorsportweltverband fort.

Vorwürfe gegen FIA-Präsident: Warum wurde Ben Sulayem untersucht?

Anfang März 2024 veröffentlichte der britische Nachrichtensender BBC einen Bericht, in dem ein vermeintlicher Whistleblower aus FIA-Kreisen schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten erhob. Demnach habe Ben Sulayem die Aufforderung erteilt, den Stadtkurs in Las Vegas bei der verpflichtenden Streckenabnahme nicht durchgehen zu lassen. Nicht vorhandene Sicherheitsprobleme sollten demnach notfalls sogar erfunden werden, um die Lizenz für die Strecke entlang des berühmten "Strips" zu verweigern.

Es war nicht der einzige Vorwurf gegen den Präsidenten. Ben Sulayem soll laut Whistleblower versucht haben, Einfluss auf das Rennergebnis des Großen Preises von Saudi-Arabien zu nehmen. Demnach habe sich Ben Sulayem dafür stark gemacht, dass die Strafe von Fernando Alonso aufgehoben werde.

Der Spanier hatte ursprünglich beim F1-Rennen von Jeddah eine Strafe erhalten, da beim Absitzen einer Strafe vor seinem Boxenstopp bereits am Auto gearbeitet wurde. Ben Sulayem soll telefonisch den FIA-Vizepräsidenten Sheikh Abdullah bin Hamad bin Isa Al Khalifa mitgeteilt haben, dass die Strafe rückgängig gemacht werden solle. Alonsos Strafe wurde nach Protest seines Teams zurückgenommen. Die FIA leitete eine Untersuchung ein.

FIA gegen Liberty Media: Keine weitere Eskalationsstufe

Eine nachweisliche Einflussnahme sowohl auf den Saudi-Arabien GP als auch den Las Vegas GP hätte wohl die nächste Eskalationsstufe im anhaltenden Streit zwischen der FIA und Liberty Media, der Besitzergruppe der Formel 1, bedeutet. Seit der Übernahme Ben Sulayems als FIA-Präsident sind die Fronten zwischen den beiden Großmächten der Königksklasse des Motorsports verhärtet. Der Vorwurf seitens Formel 1: Ben Sulayem würde sich zu sehr in den geschäftlichen Bereich einmischen und die klaren Kompetenzgrenzen nicht respektieren.

Hätte Ben Sulayem tatsächlich Einfluss auf den Las Vegas GP, dessen Austragung sich Liberty Media ein Vermögen hat kosten lassen, genommen, wären die Fronten wohl endgültig verhärtet gewesen. Für Aufsehen sorgten daher jüngste Aussagen seitens Ben Sulayems beim Magazin GP Racing, in denen er andeutete, sehr wohl die Möglichkeit gehabt zu haben, den Las Vegas GP platzen zu lassen.

"Ich hätte nein sagen können, [weil es nicht rechtzeitig zur Inspektion fertig war]. Aber sobald mein Team sagte, es sei sicher... weil ich ein Fahrer bin, liegt mir das Wohlergehen der Fahrer und der Menschen um sie herum am Herzen, unserer Mitarbeiter und der Streckenposten", wird Ben Sulayem zitiert.

"Es war eine große Sache. Wenn ich nein gesagt hätte, wäre das [für die F1] katastrophal gewesen. Aber es wäre legal gewesen. Aber ich bin vorsichtig, weil ich den Sport liebe."