Dreieinhalb Monate sind vergangen, seit der Automobil-Weltverband FIA eine Untersuchung gegen das Ehepaar Toto und Susie Wolff wegen möglichem Austausch vertraulicher Informationen im Umfeld der Formel 1 eingeleitet hatte. Nach einer mehrtägigen Kontroverse wurden die Ermittlungen wieder eingestellt. Dennoch drohen dem Verband jetzt rechtliche Konsequenzen.

Schon unmittelbar nach der Einstellung hatte sich die Beschuldigte Susie Wolff empört zu Wort gemeldet, sich mit Ehemann Toto weitere Schritte vorbehalten. Am 21. März legte sie nun offiziell eine Stellungnahme nach: "Ich kann bestätigen, dass ich persönlich am vierten März vor französischen Gerichten bezüglich der FIA-Statements über mich im vergangenen Dezember eine Strafanzeige erstattet habe."

In der offiziellen FIA-Kommunikation war der Name Wolff damals nie gefallen, lediglich von einem Teamchef und einer FOM-Mitarbeiterin war die Rede. Schnell fanden die Namen aber ihren Weg in die mediale Berichterstattung. Hintergrund war ein potenzieller Austausch von vertraulichen Informationen gewesen. Das Problem: Susie Wolff ist Chefin der Nachwuchsserie F1 Academy, einer Organisation des Formula One Managements.

So könnte sie theoretisch Vertrauliches aus dem F1-Management erhalten und an Toto Wolff, einen Teamchef, weitergeben. So unterstellte das auch ein Bericht eines im Fahrerlager wenig reputablen Magazins, woraufhin die FIA eben eine Untersuchung einleitete. Nach zwei Tagen wurde diese wieder eingestellt und festgehalten, dass es keinen Grund für Ethik- oder Disziplinar-Ermittlungen gäbe.

Susie Wolffs Empörung mündet in Anzeige: FIA zur Verantwortung ziehen

In den Augen von Susie und Toto Wolff war der Schaden angerichtet. Man sei im "aktiven rechtlichen Austausch" mit der FIA, hatte Toto Wolff im Dezember bereits verlautbaren lassen. Dieser Austausch brachte in den Wochen und Monaten danach nicht die, vor allem in Sachen Transparenz, erhofften Resultate, um von weiteren rechtlichen Schritten abzusehen.

"Nach wie vor wurde bezüglich des Verhaltens der FIA und ihres Personals keine Transparenz gezeigt und keine Verantwortung übernommen", kritisiert Susie Wolff nun im März. "Ich bin mehr denn je der Ansicht, dass es wichtig ist, unangemessenes Verhalten anzusprechen und sicherzustellen, dass Leute zur Verantwortung gezogen werden."

"Manche mögen denken, dass Stille sie von Verantwortung entbindet - aber das ist nicht der Fall", endet Wolffs neues Statement. Vor allem die Frage nach dem Ablauf der Untersuchung ist zentral. Die FIA hatte sich damals auf "mediale Spekulation" berufen. Nur der eine eingangs erwähnte kontroverse Bericht hatte zu dem Zeitpunkt allerdings das Thema aufgegriffen.

Susie Wolff hatte schon im Dezember politische Motivation hinter der Aktion verortet: "Ich mag ein Kollateralschaden in einem erfolglosen Angriff auf jemand anderen gewesen sein, oder das Ziel eines fehlgeschlagenen Versuchs, mich persönlich zu diskreditieren, aber ich habe zu hart gearbeitet, um meinen Ruf durch eine unbegründete Pressemitteilung in Frage stellen zu lassen."

Die zehn Formel-1-Teams stellten sich im Dezember explizit mit Stellungnahmen hinter die Wolffs und verdeutlichten allesamt, dass die Beschwerde nicht von ihnen ausgegangen war. Die FIA beschränkte sich auf zwei Statements, einmal die Untersuchung, einmal der Freispruch. In keinem der beiden wurden Namen genannt.

Der Verband und seine Ethik-Kommission bleiben damit in den Schlagzeilen. Erst am Vortag hatte man verlautbaren lassen, dass FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem von den durch einen Whistleblower erhobenen Anschuldigungen der Einflussnahme auf Formel-1-Rennen freigesprochen wurde.

Im Fall Ben Sulayem hatte die FIA die Untersuchung nicht öffentlich bestätigt. Im Sinne der Vertraulichkeit und Unabhängigkeit der Ethik-Kommission wolle man das Einlangen einer Beschwerde nicht bestätigen, hieß es vom Verband. Erst der Freispruch wurde auch offiziell kommuniziert.